Bekannte deutsche Schauspieler und Schauspielerinnen machen sich unter #allesdichtmachen über die Corona-Maßnahmen lustig. Doch was sie fordern, wissen sie selbst nicht.

Anja Delastik
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht der Autorin dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

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Am späten Donnerstagabend veröffentlichten über 50 prominente Schauspieler und Schauspielerinnen unter dem Hashtag #allesdichtmachen Video-Statements, in denen die Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus verspottet werden.

Ist das Kunst oder kann das weg?

Manche nennen es Kunst, andere finden, das kann weg. Die Beteiligten selbst bezeichnen es als Satire: "Macht uns mehr Angst" appelliert Volker Bruch an die Bundesregierung. Jan Josef Liefers bedankt sich bei den Medien für die verantwortungsvolle Berichterstattung während der Pandemie.

Von Heike Makatsch erfahren wir, dass sie die Haustür mittlerweile noch nicht mal für den Paketlieferdienst öffnet. Kostja Ullmann erklärt, er habe alle Kontakte aus seinem Handy gelöscht, um Kontakte zu beschränken. Ulrich Tukur fordert, endlich die Supermärkte zu schließen, denn wenn alle verhungert seien, habe das Virus keine Chance mehr.

Kritik: Ja. Hohn und Spott: Nein!

Mehr als ein Jahr Corona, mehr als 81.000 Tote alleine in Deutschland und einigen unserer begabtesten Schauspieler und Schauspielerinnen fällt nichts Besseres ein als Zynismus, Hohn und Spott. Das ist ziemlich armselig. Gewiss, die Situation ist frustrierend, die Corona-Politik der Bundesregierung chaotisch und die Kunst- und Kulturszene kämpft ums Überleben.

Doch mit einer Aktion, die den Kampf gegen das Virus ins Lächerliche zieht, ist niemandem geholfen. Im Gegenteil. Angehörige von Coronatoten und schwer Erkrankten fühlen sich verhöhnt. Obendrein machen es sich die Beteiligten ziemlich leicht: In keinem der Videos wird konstruktive Kritik geübt, ein Vorschlag gemacht oder irgend etwas Sinnvolles angeregt oder gefordert. Stattdessen: Polemik und Populismus im satirischen Gewand.

Viele deutsche Film-Promis beteiligen sich an Aktion #allesdichtmachen

Viele deutsche Schauspieler und Schauspielerinnen haben mit satirischen Beiträgen unter dem Hashtag #allesdichtmachen die aktuelle Corona-Politik kritisiert. Allerdings stößt diese Aktion nicht nur auf Zustimmung.

Und die AfD gratuliert

Ken Jebsen gefällt die Initiative dennoch (oder gerade deshalb). Hans-Georg Maaßen findet sie ebenfalls gelungen. Querdenker applaudieren, die AfD schickt einen "Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Aktion". Huch, da zeigen sich die Beteiligten natürlich erschrocken: AfD? Querdenker? Das habe man nicht gewollt. Man wolle doch nur ... ja was eigentlich? Das Ziel der Kampagne ist komplett unklar. Vermutlich, weil es keines gibt. Darüber scheint sich kaum eine*r der Mitwirkenden vorab Gedanken gemacht zu haben. Bis jetzt.

Denken hilft

"Es gibt im aktuellen Spektrum des Bundestages keine Partei, der ich ferner stehe, als der AfD", stellt Jan Josef Liefers klar und distanziert sich von Querdenkern und Verschwörungstheoretikern.

Auch Heike Makatsch, die wie viele der beteiligten Promis ihr Video inzwischen gelöscht und sich entschuldigt hat, bedauert: "Wenn ich damit rechten Demagogen in die Hände gespielt habe, bereue ich das zutiefst." Sie habe nie das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen schmälern wollen. Das kann und sollte man ihr glauben.

Umso wichtiger ist es nun, die richtigen Lehren aus dieser verunglückten Aktion zu ziehen. Kostja Ullmann, der seinen Beitrag ebenfalls zurückgezogen hat, schreibt: "Manchmal ist es besser, einen Moment länger nachzudenken." Stimmt. Und das gilt übrigens nicht nur für Prominente, sondern für uns alle.

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