- Wird die "GTA"-Reihe bald verboten?
- Ein Politiker in Illinois sieht einen Zusammenhang zwischen "GTA" und Autodiebstählen.
- Sollte die Gesetzesvorlage Erfolg haben, wären "GTA" und andere Spiele betroffen.
Nachdem sich in Chicago Fälle des sogenannten Carjackings gehäuft hatten, machte ein Politiker einen skurrilen Lösungsvorschlag und forderte ein Verbot der Spielereihe "Grand Theft Auto" kurz "GTA".
Der Hintergrund: In der Reihe, deren aktuellster Ableger allein sich über 140 Millionen Mal weltweit verkauft hat, spielen Carjackings eine große Rolle, wie sie derzeit auch auf den Straßen von Chicago und benachbarten Regionen im US-Bundesstaat Illinois zu beobachten sind.
Unter dem Begriff versteht man Auto-Diebstähle, bei denen die Pkw-Besitzer mit Gewalt bei laufendem Motor um ihren Wertgegenstand auf vier Rädern gebracht werden.
Kreativer Kopf hinter der Idee, einem Videospiel die Schuld an realen Verbrechen zu geben, ist der demokratische Abgeordnete Marcus C. Evans Junior. Letze Woche stellte er seine Gesetzesvorlage Bill HB3531 vor, die das für Illinois geltende Gesetz bezüglich gewalttätiger Videospiele radikal verändern soll.
Derzeit ist in Illinois, vergleichbar mit der USK-Regelung hierzulande, der Verkauf und die Vermietung von gewalttätigen Videogames an Kinder und Jugendliche verboten. Der Politiker aber fordert, dass diese auch Erwachsenen nicht mehr zugänglich gemacht werden sollten.
Darüber hinaus will der Gesetzesvorschlag auch die Definition von Gewalt ausweiten. Unter anderem geht es Marcus C. Evans um "motor vehicle theft" (Diebstahl motorisierter Vehikel), bei denen "zu Beginn des Diebstahls ein Fahrer oder Beifahrer sich im Fahrzeug befindet".
"GTA" als Sündenbock für Autodiebstähle in Chicago
Auch wenn der Vorschlag zur Gesetzesänderung nicht konkret den Titel "GTA" nennt, wirkt die Formulierung, als würde sie speziell auf die Rockstar Games-Kultreihe abzielen.
Direkt befragt, geht Evans auch konkret auf "GTA" ein: "Ich habe das Gefühl, dass dieses Spiel sich zu einem großen Problem in diesem Bereich entwickelt hat." Er erkenne bei diesen Spielen auffällige Bezüge zu den Carjackings.
In den ersten drei Wochen des neuen Jahres kam es im Großraum Chicago zu 144 Carjackings. 2020 waren es insgesamt 1.417 Fälle und damit mehr als doppelt so viele als im Vorjahr. Die Zeitung "Chicago Sunday Times" zitiert nicht nur den Politiker, sondern gibt auch eine Prognose darüber ab, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass das Gesetz verabschiedet würde.
Vergleichbare Versuche, in die digitale Kunstfreiheit einzugreifen, seien bisher kläglich gescheitert. Auch das Phänomen, dass Videospiele von Politikern geradezu reflexhaft als Sündenböcke instrumentalisiert werden, führt die Zeitung auf.
In Studien zu "GTA" und anderen Titeln wurde nie ein signifikanter Zusammenhang zwischen virtueller Gewalt und aggressivem Verhalten in der Realität nachgewiesen. © 1&1 Mail & Media/teleschau
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