Künstliche Intelligenz sorgt auch in der Gaming-Industrie für einen Umbruch. Warum bald nicht nur einzelne Charaktere, sondern womöglich das ganze Spiel smart wird.
Die Videospielindustrie steht vor einer Revolution: Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt sich rasant und verspricht, nicht-spielbare Charaktere (NPCs) intelligenter und interaktiver zu gestalten. Solche Fortschritte könnten das Spielerlebnis auf ein neues Niveau heben, indem NPCs realistischer agieren und dynamisch auf Spielerhandlungen reagieren.
Traditionell folgen NPCs in Videospielen vorprogrammierten Skripten, was ihre Reaktionen vorhersehbar macht. Durch die Integration von KI-Technologien können diese Charaktere jedoch lernen, sich anzupassen und auf unvorhergesehene Weise zu interagieren. So setzen einige Studios generative KI ein, damit NPCs spontan auf Aktionen der Spieler und Veränderungen der Umgebung reagieren können, was zu einem tieferen und individuelleren Spielerlebnis führt. Brian Tanner, CEO des kanadischen Unternehmens Artificial Agency, sagte etwa der "AP", dass KI seine Spieleentwickler eher zu Regisseuren als zu klassischen Programmierern mache.
Die ersten Games, in denen Spieler mit modernen KI-NPCs interagieren können, kommen bereits auf den Markt, weitere Systeme werden entwickelt. Auf der Consumer Electronics Show (CES) vor wenigen Wochen kündigten beispielsweise Chiphersteller Nvidia und der "PUBG: Battlegrounds"-Macher Krafton eine Kooperation an. Sie soll dem klassischen "Player Character" (PC) und dem NPC nun noch ein CPC, also ein "Co-playable Character" hinzugesellen. Ein künstlich-intelligenter Begleiter oder Teamkollege also, der sich wie ein Mensch verhält. Eine Demo des "PUBG Ally" können sich Fans auf YouTube ansehen. Er arbeitet auf Basis eines Small Language Models, das auf der ACE-Technologie von Nvidia basiert, die auf der CES 2024 vorgestellt wurde.
NVIDIA ACE | KRAFTON introduces PUBG Ally, first Co-Playable Character
Personalisierte Spielerlebnisse und adaptive Schwierigkeitsgrade
Durch den Einsatz von KI können Entwickler aber auch ganze Spielwelten schaffen, die sich kontinuierlich an das Verhalten und die Vorlieben der Spieler anpassen. KI kann das Spielverhalten analysieren und auf dieser Grundlage personalisierte Inhalte, Herausforderungen und Belohnungen generieren. Dies führt zu einem immersiveren und individuelleren Spielerlebnis, das weit über das hinausgeht, was traditionelle, statische Spielmechaniken bieten können. Darüber hinaus können KI-gesteuerte Systeme den Schwierigkeitsgrad eines Spiels in Echtzeit an die Fähigkeiten und Fortschritte des Spielers anpassen. Außerdem dürften Anti-Cheat-Maßnahmen künftig immer häufiger mit KI-Systemen einhergehen.
Microsofts Patent für KI-gesteuerte NPCs
Ein aktuelles Beispiel für die Integration von KI in Videospielen ist ein Patent, das Microsoft im Juni 2024 angemeldet hat. Es beschreibt ein System zur dynamischen Generierung von Spielinhalten und Erzählungen. Mehrere KIs generieren hier weit mehr als nur NPCs: Sowohl Entwickler als auch Spieler könnten per Texteingabe neue Spielregeln, NPCs oder Erzählinhalte generieren lassen. Die Technologie könnte beispielsweise in Sandbox-Spielen wie "Minecraft" eingesetzt werden, um das Spielerlebnis flexibler und individueller zu gestalten. Bislang handelt es sich dabei jedoch nur um ein Patent und nicht um ein fertiges Produkt.
Herausforderungen und ethische Überlegungen
Trotz der vielversprechenden Möglichkeiten bringt die Integration von KI in Videospielen auch Herausforderungen mit sich. Ethische Fragen, insbesondere in Bezug auf den Datenschutz und die potenzielle Ablösung menschlicher Arbeitskräfte, sind für die Branche noch zu klären. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass eine übermäßige Abhängigkeit von KI die Authentizität und Kreativität der Spiele beeinträchtigt.
Ausblick
Die fortschreitende Entwicklung von KI in Videospielen verspricht, die Art und Weise, wie wir digitale Welten erleben, grundlegend zu verändern. Intelligentere und anpassungsfähigere NPCs könnten zu immersiveren und personalisierten Spielerlebnissen führen. Entscheidend wird jedoch sein, dass kreative und talentierte Menschen an den richtigen Stellen sitzen, um die Fähigkeiten der KI voll auszuschöpfen. Es ist davon auszugehen, dass Spieleentwicklern weitere KI-Systeme nutzen, um diese zu finden. (elm/spot) © spot on news
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.