So gruselig war "Das Traumschiff" noch nie. Die Horrorgeschichten von Sabine wirken noch heute nach. Schwarze Magie kann so grausam sein. Grausam auch: Jan erfährt, dass seine Verlobte nackt im Bett eines kubanischen Schmusebarden aufgewacht ist. Ob die Beziehung Schiffbruch erlitten hat, verrät Ihnen dieses satirische Minutenprotokoll.

Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

1. Minute: Hoteldirektorin Hanna Liebhold (Barbara Wussow), die am Pier die Passagiere empfängt, fällt ihrer besten Freundin Sabine (Andrea Eckert) um den Hals. Moment, wo ist denn diese riesige alte Lautsprecherbox aus den 70ern, die uns die Produktion immer als "Empfang" verkaufen möchte und hinter der Liebhold sonst immer steht, um die Gäste zu begrüßen? Oder ist es ein Bügelbrett mit Tischtuch drüber? Hannas Aura sei der Fingerabdruck ihrer Seele, sagt die beste Freundin jedenfalls. Halleluja, ich mag jetzt schon nicht mehr! Ah, Lautsprecherbox, es ist eine alte Lautsprecherbox. Sie ist da, alles gut. Hallo Lautsprecherbox!

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3. Minute: Staffkapitän Martin Grimm (Daniel Morgenroth) trifft seine Nichte Lena Grimm (Mia Kasalo) am Pier und erfährt von ihr, dass sie alleine mit ihm nach Miami cruist, um ihren in Miami lebenden Vater zu besuchen. Lenas Mutter Julia, gespielt von Judith Williams, ist ihr nachgefahren und will sie davon abhalten. Auch Dr. Jessica Delgado (Collien Ulmen-Fernandes) fällt jemandem um den Hals. Und zwar ihrer besten Freundin Maike Kappes (Birthe Wolter), die einerseits gleich zu Beginn extrem viel labert, andererseits ihren Freund Jan (Karim Cherif) dabeihat.

5. Minute: Na endlich! Der Parger Max (Florian Silbereisen), der Superkapitän der "MS Amadea", taucht auf und darf auch wieder den Grüßaugust machen – und dann auch noch den einen oder anderen relevanten Satz sagen! Pargers Text in seiner ersten Szene:

  • "Max Parger, willkommen an Bord!"
  • "Sie reisen mit uns?"
  • "Da bin ich gespannt, wie’s ausgeht."
  • "Sie entschuldigen mich, ich muss weiter!"

Großartig gespielt, richtig großartig gespielt! Wobei ich mir nicht sicher bin, ob er sich die Art, wie er "Willkommen an Bord!" gesagt hat, nicht von Gregory Peck als Captain Ahab in "Moby Dick" abgeguckt hat.

6. Minute: Judith Williams alias Julia Grimm will die Tochter nicht alleine fahren lassen, weil sie Angst hat, sie ganz an Miami zu verlieren. Ihr Bruder, Staff-Kapitän Grimm, muss wirklich alles an Überredungskunst aufbieten und diese gleichzeitig zu einem einzigen Satz verdichten. Er sagt: "Lass Lena ihre eigenen Erfahrungen machen!". In der nächsten Szene winkt die Mama ihrer Kleinen schon vom Pier! Puh, das war eine schwere Geburt.

Jan wollte Kurs mit Sextanten berechnen

11. Minute: Die Verliebten Maike und Jan stehen an der Reling. Sie haben einander auf einer Kreuzfahrt kennengelernt. "Du wolltest den Kurs mit einem Sextanten berechnen. Ich fand das so sexy", sagt Maike allen Ernstes zu Jan, der das offenbar auch schräg findet und nichts darauf antwortet. Wobei: Man soll eigentlich nicht immer gleich so schnell urteilen. Mag sein, dass ich persönlich jetzt nicht so ticke, aber vielleicht wach' ich morgen auf und will auch plötzlich irgendeinen Kurs mit einem Sextanten berechnen. Das Problem wird halt sein, dass es weit und breit niemanden geben wird, der das sexy findet.

13. Minute: Die Liebhold rennt den ganzen Tag nur deppert auf dem Schiff herum. Den Job möchte ich haben. Wenn die mal drei "Traumschiff"-Minutenprotokolle in drei Tagen schreiben muss, liegt sie vermutlich mit Burnout im Bett. Kreuzfahrtdirektor Oskar Schifferle (Harald Schmidt) lässt sich von Liebholds Eso-Freundin im Jogginganzug ein paar Chakren öffnen. Liebhold, die zufällig deppert vorbeigeht, findet das nicht in Ordnung und muss sich damit auseinandersetzen, was sie sehr anstrengt.

16. Minute: Jan, ehemaliger Navigationsassistent, besucht seine alten Kollegen auf der Brücke. Die salutieren spaßeshalber, als er zur Tür reinkommt. "Immer noch der alte verrückte Haufen!", sagt Jan zu seinen Ex-Kollegen, darunter Max Parger. Florian Silbereisen legt den verrückten Kerl extrem crazy an.

19. Minute: Später geht Jan vor Maike auf die Knie. Er hält vor der versammelten Mannschaft um ihre Hand an und sagt so Dinge wie, sie sei "der Kompass seines Lebens". Bessere nautische Liebes-Redewendungen sind ihm offenbar nicht eingefallen. Weil es sie noch immer extrem scharf macht, dass er den Kurs damals mit dem Sextanten berechnen wollte, stimmt sie einer Hochzeit zu. Florian Silbereisen kann extrem gut klatschen.

KI wird dunkle Zauberei perfektionieren

23. Minute: "Ich wurde mit einem Fluch belegt", erzählt Sabine ihrer Freundin Hanna Liebhold. Sie habe ihre Wohnung verloren und ihr Eso-Geschäft sei pleite gegangen, berichtet sie der Hoteldirektorin. "Das hat nichts mit schwarzer Magie zu tun", sagt die Liebhold, ohne Sabines Fall genauer zu kennen oder auch nur Hühnerknochen geworfen und interpretiert zu haben. Weiß die denn nicht, dass ich ihr, wenn ich Schlangenherzen zwei Minuten dämpfe, darüber zwei Sextanten zermörsere und dabei "Hello again" von Howard Carpendale rückwärts singe, von jetzt auf gleich einen krassen Fußpilz bescheren könnte?

25. Minute: Sabine will in ihrer Kabine die bösen Geister mit Rauch vertreiben. Sie löst den Feueralarm aus. Sicher, immer klappt das mit der schwarzen Magie nicht. Die ist einfach noch nicht ganz ausgereift. Aber mit der Künstlichen Intelligenz wird das jetzt alles anders.

31. Minute: In Miami, der City von Sonny Crockett und Rico Tubbs, bringen Parger und Onkel Martin dessen Nichte Lena zu ihrem Vater Oliver Engelhardt (Sven Martinek), der zunächst mal eines ist: überrascht, dass die Tochter in Miami vor ihm steht. Über den Dialog Vater-Tochter kann ich keine nähere Auskunft geben. Nicht aus Unwillen, sondern aus Selbstschutz. Wer es wagt, diese Worte auszusprechen oder gar zu deuten, riskiert nächtliche Besuche von krähenden Dämonen, ein Austrocknen der Zunge und auf ewig Schweißfüße.

33. Minute: Während die verrückten Kerle Parger und Onkel Grimm in den Everglades eine Bootstour machen, verliert Maike am Strand von Miami Beach ihren Verlobungsring. Jetzt will man den Atze Schröder, der in der heutigen "Traumschiff"-Folge auch mitspielen darf, eher nicht am Strand von Miami Beach oder sonst wo treffen, aber so als ehrlicher Finder von Verlobungsringen ist er natürlich nicht ganz unpraktisch. "Hey Atze, hast du Lust, bei unserem 'Traumschiff' mitzuspielen und einen Typen zu geben, der Birthe Wolters Verlobungsring findet?" "Ey, das ist ja mal ’n Angebot, wa! Birthe Wolters und ein Verlobungsring? Alter, das ist ja wie der Jackpot der Reality-TV-Romantik! Ich bin dabei. Ich geb' dem Typen ordentlich Gas."

Ehrlichkeit ist schon auch wichtig

40. Minute: Parger und Onkel Grimm treffen auf einen Alligator. "Jetzt ein kleines Erfrischungsbad, ha?", witzelt der Onkel. Dass Lenas Vater anscheinend irgendein Geheimnis vor ihr hat, macht sie ganz fertig. Mich aber auch. Also ein bisschen vielleicht. Okay, nein, es ist mir wurscht. Er lässt sie jedenfalls nicht bei sich wohnen, verlässt immer den Raum, wenn er telefoniert, muss ganz plötzlich weg et cetera. Wie gesagt: wurscht!

49. Minute: Maike und Dr. Jessica Delgado haben sich in einer total authentischen kubanischen Bar bereits einige Drinks reingezogen, sind schon dementsprechend gut gelaunt und haben Spaß auf der Tanzfläche.

52. Minute: Onkel Grimm erfährt, dass sich Lena allein in Little Havanna herumtreibt, und beschließt, doch nicht in den Everglades zu zelten, sondern sie abzuholen. Parger, der sich ohne den Staff-Kapitän zwischen all den Alligatoren und Krokos ins Hemd macht, fährt mit. Lena taucht in der Bar auf, in der Maike und Jessica komasaufen und den Sänger Matteo Diaz (Manuel Cortez) kennenlernen. Obwohl sie verlobt ist und Matteo genau null Kurse mit Sextanten berechnen möchte, findet Maike den Sänger auch geil. Noch zwei Cocktails und Jan ist mit seinem Scheiß-Sextanten kein Thema mehr.

60. Minute: Maike und Jessica wachen am nächsten Morgen im Bett des vollbärtigen Schmusebarden auf. Vor allem Maike, die splitternackt im Bett liegt, ist etwas konsterniert und hat Angst, dass sie ihr Navigationsassistent am Krähennest der Sonne aussetzen oder Kielholen schicken wird. Sie flüchten, ohne sich vom Sänger zu verabschieden.

Schwarze Magie ist teuer

64. Minute: Endlich wieder mal die Liebhold. Dachte schon, die hat sich auf dem Schiff verlaufen. Obwohl der Vermieter von Sabines Wohnung Eigenbedarf angemeldet und sie deshalb die Wohnung verloren hat, glaubt Liebhold noch immer nicht an schwarze Magie. Noch so ein Zweifel und ich mörser ihr gleich wieder was. Aber warum ist eigentlich der Eso-Shop pleite gegangen? "Die Kunden spüren auch die schwarze Magie, die auf mir lastet", sagt Andrea. Na sicher! Ich bin auf meiner Abireise nach ein paar Tagen auch pleite gegangen. Klar: Sicher auch, weil ich ein bisschen viel in den Bars ausgegeben habe, aber primär schon wegen der schwarzen Magie.

66. Minute: Als die nervöse Maike nach ihrem Junggesellinnenabschied erstmals wieder Jan trifft, kommt natürlich ganz zufällig Matteo vorbei. Dessen erste Worte: "Ihr wart aber schnell weg!" lassen Jan erstarren. Dann gibt Matteo Maike auch noch ihr Handy zurück, das sie in seinem Bett liegen gelassen hat. Supergau! Matteo, der auf der "MS Amadea" singen soll, klärt zwar die Story dann auf (Sie hätten alleine im Bett geschlafen und er habe auf der Couch gepennt), doch Jan, der Trottel, läuft trotzdem angefressen davon. Später gibt ihm Maike auch noch den Verlobungsring zurück. Wüsste man nicht, dass die Chose eh gut ausgeht, müsste man dem Navigationsheini eine scheuern. Nein, natürlich nicht. Gewalt ist nie eine Lösung!

83. Minute: Fuck, geht schon los: "Du bist meine Konstante, du bist mein Fels in der Brandung, du bist der Mann, den ich liebe. Jan Riether, willst du mich heiraten? Bitte gib uns eine zweite Chance!", sagt Maike, worauf sie und der Navigationsheini einander küssen. Ach ja!

87. Minute: "Meine sehr verehrten Damen und Herren! Eine turbulente Reise geht zu Ende. Eine Reise, die uns gelehrt hat, dass man den Stürmen des Lebens nicht ausweichen kann." Blablabla! Auch heute hört die Story natürlich mit einem unfassbar schwülstigen Resümee Pargers auf. Bei dem ist ja auch schwarze Magie im Spiel – aber die echte und ganz arge. Darum ist ihm auch nicht mehr zu helfen. Aber ganz ehrlich: Nach den 90 Minuten bin ich jetzt auch voll im Arsch. Den Job von der Liebhold müsste man halt haben.