- In "Macht der Familie" geht es um eine russischstämmige Familie, deren Patriarch einen illegalen Handel mit russischen Waffen betreibt.
- Im Mittelpunkt steht der Konflikt seiner Adoptivtochter Marija, die bei den Ermittlungen gegen die Familie hilft, sich ihren Brüdern aber dennoch verbunden fühlt.
- Vier Fragen rund um den neuen Fall des Hamburger "Tatort"-Teams.
Was bedeuten all die Zitate?
Drehbuchautor und Regisseur Niki Stein legt seinen Figuren viele Zitate berühmter russischer Klassiker in den Mund – dahinter steckt die Absicht, die Russenmafia einmal nicht als glatzköpfige Muskelprotze zu zeigen: "Gegen dieses Klischee haben wir bewusst die Intellektualität der Familie herausgestellt", erklärt Stein in den Presseinformationen des NDR.
"Russland ist ein uralter Teil des europäischen Kulturraums. Das gerät manchmal etwas ins Hintertreffen. Im Grunde handelt es sich um eine Tschechow-Familie, die in sich total zerrüttet ist. Das Oberhaupt, Victor Timofejew, hat die Frau seines Bruders erobert, der sich danach das Leben nahm. Dann adoptierte er seine Nichte Marija und seinen Neffen Nicolai, die er beide mehr liebt als den eigenen Sohn."
Wer sind die Schauspieler?
Zum Charme dieses "Tatort" gehört, dass für die Verkörperung der russischen Familie Timofejew Schauspieler mit osteuropäischen Wurzeln eingesetzt wurden. "Beim NDR war eine große Bereitschaft zu spüren, nicht immer nur die Stars zu besetzen", sagt Regisseur Niki Stein, "sondern neue Gesichter zu finden wie Tatiana Nekrasov oder Jakub Gierszal, der in Polen sehr populär ist."
Gierszal, der in Hamburg und Polen aufwuchs, spielt Nicolai, der bei der Explosion umkommt. Auch Nikolay Sidorenko, der das dritte Timofejew-Kind Andrej spielt, ist in Moskau geboren und wuchs zweisprachig in Chemnitz auf.
Wie sieht Hauptdarstellerin Tatiana Nekrasov ihre Figur?
Tatiana Nekrasov war bereits in mehreren "Tatort"-Episoden zu sehen, gerade hat sie mit Niki Stein die Folge "Der Mörder in mir" für das Stuttgarter Team abgedreht.
Die 1983 in Berlin geborene Darstellerin habe er entdeckt, so Stein, als sie 2017 "eine Minirolle" in seinem Hamburger "Tatort: Dunkle Zeit" spielte: "Über die Jahre wurden ihre Rollen in meinen Filmen wie 'die Auferstehung' oder 'Beethoven' immer größer", schwärmt Stein. "Diesmal hatte ich sie beim Schreiben als Idealbild der LKA-Ermittlerin Marija vor Augen, nicht nur weil Tatiana Halbrussin ist. Sie strahlt eine besondere Aura aus und hat den Touch der Globalität."
Nekrasov interpretiert den Spruch über ihre Figur Marija, wonach Blut dicker als Wasser sei, so: "Beides ist lebensnotwendig. Mit Wasser assoziiert man Gesundheit, Klarheit, mit Blut etwas Gewaltiges, Schmerz. Das Sprichwort mag dafür stehen, dass man seine Herkunft nicht leugnen kann. So verhält es sich wohl mit Marija Timofejew. Sie sucht die Heilung, das Gegenteil von Korruption und Machenschaften. Doch sie kommt in Bedrängnis, emotional, wenn es um den Verlust ihres Bruders geht."
Wie realistisch ist der Großeinsatz zu Beginn dieses "Tatort"?
Im Interview gibt der Regisseur Einblick in einen Spezialeinsatz der Bundespolizei, bei dem er in Hamburg dabei sein konnte und bei dem ihm die Idee zu dem Fall kam: "Dort wurde ich Zeuge einer groß angelegten Zugriffsaktion gegen deutsch-russische Schleuser. Sie vermittelten Scheinehen für arabische und asiatische Millionäre mit Migrationsabsichten nach Europa.
Die Eheschließungen fanden immer in bestimmten Gemeinden in Dänemark statt, wo man in Abwesenheit getraut werden konnte und die EU-Aufenthaltskarte erhielt. Es war ein florierendes Geschäftsmodell. An dem grenzübergreifenden Zugriff waren dann mehrere Gruppen der Bundespolizei und auch Kollegen aus anderen europäischen Ländern beteiligt.
Die eine flog mit Hubschraubern nach Westerland auf Sylt zum Hauptbeschuldigten, die andere nahm zeitgleich im Hamburger Büro eine Komplizin fest, damit sie keine Beweismittel vernichtet. Es war eine Riesenkoordination erforderlich. Diesen Einsatz habe ich mir als Vorbild genommen."
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