- Im neuen "Tatort" aus Berlin führt die angespannte Wohnungslage in der Hauptstadt zu einem Mord.
- Die Kommissarin Nina Rubin und ihr Kollege Robert Karow werden mit den Existenzängsten von Mietern konfrontiert, denen die Obdachlosigkeit droht.
- Wie realistisch ist "Die dritte Haut" – und was bedeutet der Titel?
Was hat es mit dem Titel "Die dritte Haut" auf sich?
Mit dem Ausdruck ist die Wohnung gemeint: Die eigenen vier Wände sollen den Menschen umhüllen und schützen wie seine Haut und seine Kleidung.
Bekannt gemacht hat die Metapher Friedensreich Hundertwasser, der 1967 in München eine flammende "Nacktrede für das Anrecht auf die dritte Haut" hielt. Darin wütete der Wiener Architekt gegen die sterile, gleichförmige Architektur Münchens und forderte zu einer Revolution der Bewohner auf, die ihre Wände, Fenster und Wohnungen individualisieren sollten.
Das Konzept wird auch von anderen ganzheitlich orientierten Berufsgruppen aufgenommen. "Die Räume, in denen wir leben, sind Teil von uns. Sie beeinflussen unsere Stimmung und unser körperliches Befinden", erklärt die Psychologin Barbara Perfahl in einem Interview für die "Rheinische Post".
"An einem Ort, wo wir uns nicht wohlfühlen, werden wir angespannt und bekommen schlechte Stimmung. Wenn das zu Hause so ist, belastet es unser Befinden dauerhaft. Dann ist unser Zuhause kein Rückzugsort, um Kraft zu tanken, sondern ein Energieräuber."
Wie realistisch ist der "Tatort"?
"Wer in Berlin wohnt, kommt um das Thema Mieten gar nicht herum", sagt die Drehbuchautorin Katrin Bühlig: "Als ich in den Nachrichten sah, dass sich über 800 Leute bei einer Wohnungsbesichtigung im Prenzlauer Berg drängelten, war mir sofort klar, dass das Thema auch ein 'Tatort'-Thema ist. Würden wir für eine bezahlbare Wohnung jemanden töten?"
Die angespannte Situation in Berlin – und anderen Großstädten – führt regelmäßig zu Demonstrationen. Das Thema werde in Berlin die Wahlen im September entscheiden, schrieb kürzlich der "Tagesspiegel". Laut Berliner Tageszeitung führte die Hauptstadt im Mai erstmals die Liste deutscher Städte mit den am stärksten steigenden Kaufpreisen für Eigentumswohnungen an.
Die Zahl der bezahlbaren Sozialwohnungen ging 2020 von 137.000 auf 116.000 zurück. Laut Online-Wohnungsvermittler Immowelt stiegen die Mieten in den vergangenen fünf Jahren um 44 Prozent.
Warum wirkt "Die dritte Haut" fast dokumentarisch?
"Weil die Geschichte dieser Episode so sehr im Hier und Jetzt der Berliner Lebenssituation spielt, habe ich versucht, das tägliche Leben in der Stadt so weit wie möglich in die Geschichte zu integrieren und die Grenze zwischen Fiktion und Realität zu verwischen", sagt der Amsterdamer Regisseur Norbert ter Hall, der seit mehr als zehn Jahren zeitweise in Berlin lebt.
"Viele der Obdachlosen in unserer Geschichte leben tatsächlich auf der Straße. Die Handlung spielt auf Straßen, Plätzen, unter Brücken und im öffentlichen Verkehr Berlins mitten unter den Passanten", erklärt er.
Der Film wurde im letzten Herbst gedreht. "Es ist der 51. Tatortjahrgang und da jede Folge (meiner Meinung nach) auch einen Teil der Geschichte Deutschlands erzählt, wollte ich die Gegenwart mit ihren Corona-Maßnahmen, den Mund-Nasen-Masken und Plexiglasschirmen im Bild eine Rolle spielen lassen. So wird diese Episode auch zu einem Andenken an eine Zeit, die sich hoffentlich bald wieder ändern wird."
Wie geht es mit Kommissarin Nina Rubin weiter?
Schauspielerin Meret Becker, die im Herbst 2020 ihren Ausstieg angekündigt hat, ist nach "Die dritte Haut" in zwei weiteren "Tatorten" zu sehen: Nach der Sommerpause läuft im Herbst "Teufelskind". Ihr letzter Fall als Kommissarin Nina Rubin ist für das Frühjahr 2022 geplant. Danach will sich die Berlinerin anderen künstlerischen Aufgaben widmen.
Die Rolle der Ermittlerin im Berliner "Tatort" übernimmt die Film- und Theaterschauspielerin Corinna Harfouch. Mark Waschke als Kommissar Karow ist weiterhin mit von der Partie.
Wann startet die Sommerpause?
"Die dritte Haut" ist der letzte neue "Tatort" vor der Sommerpause. Nächsten Sonntag gibt es eine fußballbedingte Unterbrechung. Die letzte Erstausstrahlung eines Sonntagskrimis ist am 20. Juni der Münchner "Polizeiruf 110: Frau Schrödingers Katze".
Am 29. August dann geht die neue Saison los – ob mit einem "Tatort" oder einem "Polizeiruf 110" (schließlich feiert letzterer in diesem Jahr sein 50. Jubiläum), steht laut ARD allerdings noch nicht fest.
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