Leiwand oder zu unglaubwürdig? Der neue Wiener "Tatort" hat die beiden Kommissare mit den rauen Arbeitsbedingungen in Gourmetküchen konfrontiert. Wie hat unseren Leserinnen und Lesern der Fall "Messer" gefallen?
Die Bibi und der
Wer dort langweiliges Schnippeln und gemächliches Kochen erwartet hat, wurde schnell eines Besseren belehrt: In solchen Küchen herrscht Krieg und dementsprechend ließ der erste Mord auch nicht lange auf sich warten.
So hat unseren Leserinnen und Lesern der jüngste Fall von Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) gefallen.
- "'Eh leiwand' würde man in Wien sagen und damit einen gelungenen 'Tatort' meinen. Atmosphärisch dicht, aber ohne Längen, voll Zuneigung, aber auch Zerrissenheit auf sowohl individueller als auch zwischenmenschlicher Ebene. Die Verhältnisse in vielen Restaurantküchen wurden (leider) realistisch dargestellt und die Lösung war einigermaßen überraschend. Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer war wieder die Freude am Spiel – auch dem gemeinsamen – deutlich anzumerken, diese wurde vom Drehbuch sehr angenehm unterstützt. Wenn die Bibi und der Moritz dereinst in Pension gehen, heiraten sie, adoptieren den Inkasso-Heinzi und machen ein Kaffeehaus in Niederösterreich auf … Bis dahin aber bitte noch mehr solcher gelungener Wiener 'Tatorte'." (Jens, 60 Jahre)
- "Für mich einer der Top-Five-'Tatorte'! Wunderbar das Ermittler-Gespann und auch das komplizierte Menscheln zwischen den beiden und das (Ver-)Zweifeln von Bibi! Es ist eben doch zumeist interessanter, wenn nicht alles störungsfrei verläuft. Absolutes Highlight: das Gespräch gegen Ende – schauspielerisch brillant. Super Drehbuch. Tolle Regie und Kamera. Zeitweise sehr ungewöhnliche, aber prägnante und passende Filmmusik. Auch der Einblick in den Druck einer Gourmet-Küche war sehr interessant. Mir hat mal ein Koch gesagt: 'Arbeit in der Küche ist wie Krieg.' Es scheint was dran zu sein. Rundherum eine sehr feine Arbeit! Ich fand's großartig." (Manfred, 71 Jahre)
"Ein 'Tatort', der gemacht hat, was er soll"
- "Es war ein 'Tatort', der gemacht hat, was er soll: Er hat unterhalten und das war’s auch schon. Die Hauptakteure Bibi und Moritz agieren wie ein altes Ehepaar – und das hat es sehenswert gemacht." (Michael, 69 Jahre)
- "Es war schön, dass die menschliche Seiter dieser sehr guten Schauspieler mal wieder im Vordergrund war. Denn das macht die Identität aus, die viele der neuen 'Tatorte' nicht oder noch nicht haben. Darum: Daumen hoch für Moritz Eisner und Adele Neuhauser." (Simon)
- "Ich fand den 'Tatort' gut, aber: An vielen Stellen wurde leider zu unklar und zu nuschelig oder zu leise gesprochen. Das hat mich extrem gestört. Ich hätte gerne alles verstanden." (Petra, 70 Jahre)
"Der Charme ist seit einiger Zeit weg"
- "Ich bin ein Fan dieses 'Tatort'-Teams. Diesmal hat mir die Folge nicht gefallen, zu sprunghaft. Was war denn das Motiv des Täters? Dann das Herumgestammele auf der Bank zwischen Bibi und Moritz: unglaubwürdig. So eine innige Verbindung, und dann so was. Die Küchengeschichten und die Beziehung zwischen dem Sous-Chef und der Geschäftsführerin: überladen. Also leider nur ein Punkt auf einer Skala bis 5." (Sabine)
- "Der Wiener 'Tatort' war ja selten ein 'Reißer', aber die Dialoge und der spezielle Charme zwischen Bibi und Moritz stimmten und der Zuschauer konnte so manches mal schmunzeln, fand sich in den Kabbeleien wieder. Und genau dieser Charme ist seit einiger Zeit weg – einfach weg. Ersetzt durch einen maulenden, müden Eisner und eine genervte
Fellner . Das ist so schade. Auch in diesem 'Tatort' war der Selbstzweifel nicht überzeugend, Eisner wirkte, als wenn er tut, was er tun muss. Die Geschichte mit sehr guten Darstellern gut erzählt, nichts Besonderes – aber das sind andere Krimis auch nicht. Durch die Flut an Krimis, die uns tagtäglich serviert werden, wird es immer schwieriger, gute Geschichten für den 'Tatort' zu finden. Es war eine guter 'Tatort', der genau in die Zeitlänge passte. Eisner und Fellner sollten, anstatt sich für ihre 'Tatorte' in Talkshows feiern zu lassen, darüber nachdenken, Platz für ein dynamisches Duo zumachen." (Mina, 62 Jahre) - "Man freute sich auf einen schönen Sonntagabend-Krimi, wir mussten den 'Tatort' aber leider – mal wieder – nach zwanzig Minuten abschalten, da wir (meine Frau und ich je 79 Jahre alt) die wienerische Sprache kaum verstehen können. Abgesehen von der Tatsache – und das betrifft ebenso viele andere Krimis sowie Filme gleichermaßen –, dass die Schauspieler sehr häufig viel zu schnell und unverständlich genuschelt reden. Unser Fazit: Andere Sendungen ansehen, die diese Probleme nicht aufweisen – und das ist nicht nur meine Meinung!" (Peter, 79 Jahre, Köln)