Hamburg - Der Schauspieler und Schriftsteller Edgar Selge (76) wünscht sich mehr Verständnis für Menschen mit psychischen Problemen. "Wir sollten darauf achten, dass wir als Gesellschaft diejenigen Menschen, die unter ihrer Psyche leiden und deshalb medizinische Behandlung suchen, nicht ausschließen, sondern begleiten", sagte Selge der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.
Selge engagiert sich seit langem gemeinsam mit seiner Frau Franziska Walser für die Organisation "Basta - Das Bündnis für psychisch erkrankte Menschen". In seinem neuen Film, den von Eileen Byrne inszenierten "Marianengraben" nach dem Bestseller von Jasmin Schreiber, spielt er einen Witwer. Der begibt sich spontan mit einem jungen Mädchen (Luna Wedler), das schwer aus einer depressiven Episode herausfindet, auf einen Roadtrip nach Italien. Sie hat ihren Bruder verloren, er in früheren Jahren einen Sohn. Beide plagen Schuldgefühle. Der Film startet am Donnerstag in den Kinos.
"Wir sollten begreifen, dass solche Menschen empfindlicher sind als wir", sagt Selge. "Sie haben weniger Filter gegen die Attacken, die der Alltag so mit sich bringt." Gleichzeitig seien sie aber damit auch Seismographen für die Bedrohung durch eine Leistungsgesellschaft, die mit ihrer Ellbogenmentalität unserem Leben den Gemeinsinn austreibe. "Nicht jeder Mensch hält dem Druck stand, den wir täglich aushalten müssen. Insofern ist unsere Welt ohne die Beteiligung psychisch hochempfindlicher Menschen nicht vollständig, sondern selbst krank." © Deutsche Presse-Agentur
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