In Wien wird derzeit ein österreichischer Kinofilm gedreht: "Cops" thematisiert Schusswaffengebrauch und Polizeigewalt. Neben Jungschauspieler Laurence Rupp ("In 3 Tagen bist du tot") auch vor der Kamera: Kabarettist und Neo-Politiker Roland Düringer.
Es ist ein durchaus ungewöhnliches Bild: Schwer bewaffnete Polizisten stehen an diesem milden Abend Ende August direkt neben tätowierten und nicht minder martialisch aussehenden Hooligans vor dem Ferry-Dusika-Radstadion im Wiener Prater. Man hat sich in kleinen Grüppchen versammelt, plaudert und trinkt Kaffee aus Pappbechern. Erst als ein Mann mit Knopf im Ohr "So, es geht los. Die erste Probe für heute bitte" in die Menge ruft wird klar: Die Anwesenden sind weder Hooligans noch Polizisten – es sind Komparsen für "Cops", einen neuen Kinofilm der dieser Tage in Wien gedreht wird und für den die in die Jahre gekommene Radhalle nahe der Donau als Fußballstadion herhalten musste.
Drama rund um einen jungen Polizisten
Regisseur Stefan A. Lukacs erzählt in seinem Drama, für das er auch das Drehbuch verfasst hat, die Geschichte von Christoph, einem jungen Wega-Beamten in Ausbildung, der bei einem heiklen Einsatz in Notwehr einen tobenden psychisch Kranken erschießt – und mit der Belastung und den Folgen des Vorfalls umgehen muss. Denn es ist eine Welt voller Testosteron, Autorität und Gruppendruck, in der Christoph sich bewegt. Während er in den eigenen Kreisen als Held gefeiert wird, wird er in der Öffentlichkeit kritisch betrachtet und muss sich gegen zahlreiche Anfeindungen wehren.
Doch nicht nur das: Schon kurz nach dem Vorfall muss der ehrgeizige Elitetruppe-Anwärter erkennen, dass der Tod des Mannes nicht spurlos an ihm vorübergegangen ist. Panikattacken suchen ihn heim und er leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Doch Christoph kann und darf diese Dämonen, die ihn quälen, seinen Kollegen gegenüber nicht zeigen und verbirgt seine Ängste hinter Gewalt und Aggression.
Roland Düringer als besorgter Vater
Den Vater des Beamten verkörpert eine Größe des österreichischen Kabaretts: Roland Düringer. Seine Figur ist Heinz, selber Polizist und im Gegensatz zum Sohn ein Verfechter von Deeskalation. Bei ihm gilt: Gespräche statt Gewalt. Der erfahrene Beamte ist im Film ein sogenannter Kontaktbeamter, der sich um Fußball-Hardcorefans kümmert, die Szene gut kennt und versucht, Zwischenfälle schon im Keim zu ersticken. Das Verhältnis zu seinem Sohn ist jedoch getrübt, der Vater kann sich nicht durchsetzen, wie Düringer am Filmset im Gespräch mit unserer Redaktion verrät: "Er möchte etwas für seinen Sohn tun, doch der orientiert sich mehr an seinem Chef, der leider keine einfache Person ist und ihn zu falschen Handlungen verleitet – und der Vater dringt nicht zu seinem Sohn durch."
Überzeugt hat Düringer neben dem vielschichtigen Drehbuch auch die Tatsache, dass er sowohl die Seite der Polizei als auch die der Fußballfans gut verstehen kann, kenne er doch Vertreter beider Seiten: "Außerdem ist mir der Drehplan zum Film sehr entgegengekommen, da ich nur fünf Drehtage habe und die alle im August sind. Ich stehe von September bis Juni fast jede Woche bis zu fünf Mal auf einer Kabarettbühne, da bleibt für Film leider nicht mehr viel Zeit."
Düringer hofft nur, dass der Film Polizisten nicht als brutale Schläger darstellt: "Denn es gibt nicht schwarz-weiß – und es gibt, wie in allen Bereichen des Lebens, auch bei der Polizei gute und weniger gute Menschen. Deshalb wünsche ich mir, dass der Film alle Seiten beleuchtet. Aber letztendlich hat man es als Schauspieler ja eh nicht in der Hand, was aus einem Projekt wird."
Burgtheater-Schauspieler als junger Hauptdarsteller
Laurence Rupp spielt die Titelfigur des Films, den jungen Wega-Beamten Christoph, der durch den von ihm verschuldeten Tod eines Mannes aus der Bahn geworfen wird. Regisseur Stephan A. Lukacs hat dem 30-Jährigen, mit dem er bereits einen Kurzfilm drehte, die Rolle auf den Leib geschrieben. Für das Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters eine ganz besondere Ehre: "Das ist schon noch einmal etwas anderes. Die Verantwortung, die man hier hat, ist da ungleich höher."
Zur Vorbereitung auf seine Rolle hat Rupp, der schon unter anderem im Kinohit "In 3 Tagen bist du tot" und Serien wie "Tatort" und "SOKO Kitzbühel" zu sehen war, Kampfsport trainiert, war in der Polizeischule und hat viel über posttraumatische Belastungsstörungen gelesen: "Ich hatte vor dem Dreh der Polizei gegenüber Vorurteile, habe mich von Beamten oft provoziert gefühlt. Doch im Zuge der Recherchen hat sich mein Bild gewandelt und ich verstehe diesen Beruf jetzt viel besser und sehe ihn auch anders."
Der Schauspieler hat den Wunsch, dass Kinogänger von dem 2018 anlaufenden Film etwas mit nach Hause nehmen: "Dass das Verständnis für die Arbeit der Polizei, aber auch psychischer Traumata generell, größer wird und man besser versteht, was das für die Betroffenen bedeutet."
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