Berlin - Ein Mann im Spannungsfeld von Schuld und Unschuld, Moral und Unmoral. Das klingt wie der Stoff zu einem der Western und Actionfilme à la "Für eine Handvoll Dollar" (1964) oder "Dirty Harry" (1971), mit denen der US-Amerikaner Clint Eastwood einst als Schauspieler berühmt wurde. Doch wie viele der von ihm in den vergangenen vier Jahrzehnten als Regisseur realisierten Filme bietet auch "Juror #2" sehr viel mehr als gute Unterhaltung.
Im Zentrum der Story steht der Illustrierten-Autor Justin Kemp (
Stoff galt als unverfilmbar
Das Drehbuch des Debütanten Jonathan A. Abrams galt jahrelang als unverfilmbar. Nach einigen Änderungen hat
Wie schon in seinem Oscar-gekrönten Welterfolg "Million Dollar Baby" (2004) setzt Clint Eastwood als Regisseur vor allem auf die Spiegelung innerer Prozesse: Einerseits will Justin der Gerechtigkeit dienen, sich moralisch einwandfrei verhalten. Andererseits möchte er sein eigenes Leben und das seiner hochschwangeren Frau (Zoey Deutch) schützen. Die Ambitionen der Staatsanwältin auf ein politisch gewichtiges Amt scheinen ihm entgegenzukommen. Sie will den Prozess schnell hinter sich bringen. Doch sein Gewissen lässt ihm keine Ruhe.
Geschickt gibt Regisseur Clint Eastwood das Nachdenken über die Bedeutung moralischer Integrität an das Publikum weiter. Mit seiner schnörkellosen, alle Sentimentalität meidenden Inszenierung bezieht er die Zuschauerinnen und Zuschauer direkt in die Diskussionen der Geschworenen ein. Jede und jeder im Kinosaal dürfte sich fragen, wie sie oder er sich anstelle von Justin verhalten würde. Das sorgt für große Spannung.
Exzellentes Schauspielerensemble
Wesentlich zur enormen Wirkung des Films trägt die Klasse des Schauspielensembles bei. Herausragend: Nicholas Hoult ("Nosferatu") als Jonathan und Toni Collette ("Little Miss Sunshine", "Knives Out – Mord ist Familiensache") in der Rolle der Staatsanwältin. Beide verleihen ihren Charakteren geistige und emotionale Tiefe. Damit sorgen sie wesentlich dafür, dass der Film über die erzählte Geschichte hinausweist und zum Nachdenken über die Verantwortung jedes einzelnen Menschen für die Gesellschaft anregt.
Im Mai wird Clint Eastwood 95 Jahre alt. In Hollywood gibt es derzeit große Spekulationen darüber, ob er noch einmal in den Regiestuhl steigt oder nicht. Angeblich soll er nach einem neuen Projekt Ausschau halten. Käme es nicht dazu, wäre "Juror #2" ein überaus würdiger Abschluss einer der bisher beeindruckendsten und längsten Kinokarrieren Hollywoods. © Deutsche Presse-Agentur
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