"Die Gerechtigkeit der Königin", die dritte Episode der siebten Staffel von "Game of Thrones", steht ganz im Zeichen der Powerfrauen von Westeros. Doch während die eine Königin uns wie gewohnt wunderbare Schauer über den Rücken jagt, verhaut die andere einen der wichtigsten Momente der ganzen Serie.
Daenerys Targaryen trifft Jon Schnee. Endlich! Wie hatten wir diesen Moment herbeigesehnt!
Verlieben sie sich auf den ersten Blick? Wird Jon von einem Drachen angegriffen, übersteht das Feuer und alle erkennen seine wahre Herkunft und fallen sich in die Arme? Oder werden sie das "Eis und Feuer"-Power-Paar, das der literarischen Vorlage den Namen gibt?
Ohne großes Vorspiel beginnt "Die Gerechtigkeit der Königin" mit dem Ereignis, um das sich so viele Theorien ranken ... und das dann kein bisschen so großartig ist wie erwartet.
Es passiert einfach: nichts
Nichts von dem, über das seit Jahren in Fankreisen spekuliert wird, passiert. Die Begegnung unterkühlt zu nennen, wäre noch übertrieben.
Doch der Reihe nach: Jon (Kit Harington) landet auf Drachenstein, und auch wenn er von Tyrion (Peter Dinklage) zunächst recht freundlich in Empfang genommen wird, ist schnell klar, dass der "König des Nordens" und sein Begleiter, Ser Davos (Liam Cunningham), weder willkommen sind noch als annähernd gleichberechtigte Partner angesehen werden.
Daenerys (Emilia Clarke) beharrt auf ihrem Anrecht auf den Eisernen Thron samt damit einhergehender förmlicher Anrede und Ehrerbietung und nimmt Jon gefangen, statt ihm zu helfen. Das Treffen ist geprägt von schlechter Stimmung und Missverständnissen.
Daenerys wirkt die ganze Zeit eher wie ein bockiges Kind als eine große Königin. An dieser Stelle muss man schon eine Lanze für Cersei (Lena Headey) brechen: In Sachen Charisma ist sie der weißblonden Konkurrentin um den Eisernen Thron um Längen voraus.
Das liegt zum Teil einfach an der schauspielerischen Leistung von
Daenerys hatte ihre besten Momente dann, wenn sie als echte Targaryen in Flammen stand. Sie nun in Westeros als "normale" Thronanwärterin zu sehen, ist irgendwie unbefriedigend. (Und nein: Das liegt nicht am Vorhandensein von Kleidung!)
Aber auch Jon Schnee hat es schwer. Ständig sieht man ihn mit gekräuselter Stirn dastehen und vor Gefahren warnen, die einfach niemand ernst nimmt. Das haben wir alles schon ermüdend oft gesehen!
Doch als Zuschauer vergisst man einfach leicht, dass wir ja seit den allerersten GoT-Szenen wissen, dass die "Grumkins und Snarks" im Norden real sind, aber nach wie vor kaum jemand außer Schnee das wahre Ausmaß kennt.
Sei's drum. Am Ende bekommt Jon die Erlaubnis, Drachenglas abzubauen, und alle arrangieren sich.
Irgendwie.
Und dann ist es wieder einmal ein großartiger Bildschnitt, der für Herzrasen sorgt. Erinnern Sie sich an die sensationelle Grauschuppen-Pastete-Komposition der vergangenen Folge?
So eklig ist es diesmal nicht, der Wow!-Effekt aber sogar größer: Gerade als Jon einmal wieder betont, dass er ja kein Stark sei, rauscht ein großer Drache über seinen Kopf hinweg. Gibt es einen Zuschauer, dem da kein Freudenschrei entfleucht?
Der traurigste Moment
Bran (Isaac Hempstead-Wright) ist zurück auf Winterfell! Doch auch hier verläuft alles anders, als wir es erhofft hatten. Zunächst ist Sansa (Sophie Turner) noch hocherfreut über die Ankunft ihres Bruders. Doch schnell wird klar: Viel zu sagen haben sich die zwei nicht mehr, zu sehr haben sie sich mittlerweile verändert.
Bran scheint schwer an der Last seines Schicksals zu tragen. Er selbst findet sich in seiner Rolle als Dreiäugiger Rabe noch nicht zurecht - geschweige denn, dass er es Sansa erklären kann.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: für die Stark- Kinder bleiben es schwere Zeiten, und wie man der Vorschau auf die nächste Folge entnehmen kann, ist das nächste Drama schon im Anflug (siehe unten).
Der krasseste Moment
Cersei und ihren Rachegelüsten haben wir ja schon so manches blutige Highlight zu verdanken. Neuerdings setzt sie, ganz wie ihre Erzfeindin Ellaria Sand (Indira Varma), auf Gift statt auf ihre Wunderwaffe Zombie-Berg.
Wer nun denkt, dass die Beseitigung von Cerseis Feinden deswegen weniger spektakulär wird, wird schnell eines Besseren belehrt.
Für Ellaria und deren Tochter Tyene - von Euron Graufreud (Pilou Asbæk) als "Geschenk" überreicht - hat sich Cersei einen Tod erdacht, wie er grausamer kaum sein könnte.
Ok: Wir sind hier bei "Game of Thrones", und wen man nicht eindeutig sterben sieht, der kann jederzeit wieder auftauchen - wir erinnern nur mal an den Hund. Doch eigentlich haben wir für die letzten Vertreter aus Dorne wenig Hoffnung.
Das gilt auch für Olenna Tyrell (Diana Rigg). Auch wenn wir sie nicht direkt vom Stuhl kippen sehen: Die Zeit der großen alten Dame und des Hauses Tyrell ist vorbei. Der Punkt geht an die Lennisters!
Der herzerwärmendste Moment
Klingt ein wenig absurd, aber den schenken uns eindeutig Cersei und Jaime Lennister (Nikolaj Coster-Waldau). Beim Sex durfte man ihnen seit Folge 1 zuschauen - doch so viel Intimität wie diesmal sah man nie.
Es ist unglaublich rührend, wie sie einander den Rücken stärken, ihre Schwächen akzeptieren und füreinander da sind. Man könnte fast vergessen, dass Cersei eine rachsüchtige Irre ist, die mit ihrem Zwillingsbruder schläft. Aber hey, welche Beziehung ist schon perfekt?
Ein Ausblick
"Alle meine Verbündeten sind fort" und "Schluss mit den schlauen Plänen" - Dany sitzt in der kommenden Episode "The Spoils of War" (deutscher Name im Moment noch nicht bekannt) eindeutig nicht mehr auf ihrem hohen Ross.
Sie muss erkennen, dass sich die Eroberung von Westeros anders gestaltet als gedacht. Wir dürfen gespannt sein, ob sie nun tatsächlich die "Mad Queen" gibt, wie wir es schon länger vermuten.
Arya scheint nun auch endlich in Winterfell anzukommen, und wenn man dem Bildschnitt auf Sansas genervtes Gesicht trauen darf, nicht gerade zur Freude ihrer großen Schwester. Ob das Wiedersehen so unerfreulich wird wie das mit Bran?
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