- Eine der erfolgreichsten Rockbands sind sie ohnehin - doch wollen die Foo Fighters nach allen Stadien und Konzertsälen auch die Kinoleinwände erobern.
- Mit "Studio 666" hat die Band einen Spielfilm herausgebracht, der - wenig verwunderlich - mit seinem Soundtrack punktet, bei dem aber weder Humor noch Schockeffekte zu kurz kommen.
- Im Interview verraten Dave Grohl und Pat Smear, wie die Idee zum Film entstand, was die Band bei kreativen Flauten macht und was zur Hölle Lionel Richie mit allem zu tun hat.
Die Foo Fighters haben so ziemlich alles erreicht, was man als Band schaffen kann. Dave Grohl, der schon als Schlagzeuger der legendären Band Nirvana den Musikgeschmack einer ganzen Generation (und deren Leidenschaft für Karohemden) mitgeprägt hat, und seine Kollegen nennen nicht nur 12 Grammys und diverse andere Auszeichnungen ihr eigen; sie wurden kürzlich in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.
Wichtiger noch: Sie sind sie sich selbst treu geblieben; relevant, authentisch und außerdem ausgesprochen sympathisch. Was kann also 26 Jahre, neun Alben und unzählige Tourneen später eigentlich noch kommen? Na klar - ein zehntes Album und abendfüllender Spielfilm!
Wer die Band seit ihren Anfängen kennt, weiß, dass sie von Beginn an auf die visuelle Strahlkraft von Musik-Videos setzte – die Persiflage der Mentos-Werbung in "Big Me" (1996) war nur das erste Highlight. Doch weiß man eben auch, dass Spaß bei der Sache und enthusiastischer Einsatz schwerer wiegen als schauspielerisches Können. Bei aller Liebe …
Der Film soll dementsprechend in "Stil und in der Art und Weise an Foo Fighters-Musikvideos erinnern", verkündete Regisseur BJ McDonnell schon vorab. "Ich wollte es zu einem echten 'Bandfilm' machen, den wir schon lange nicht mehr hatten - ich denke, der letzte war "
Schlachtfest mit großartigem Soundtrack: "Studio 666" macht Spaß
Mitnichten! Mag man bei Dave Grohl und seinen Bandkollegen Nate Mendel (Bass), Pat Smear (Gitarre) Taylor Hawkins (Schlagzeug), Chris Shiflett (Gitarre) und Keyboarder Rami Jaffee nicht unbedingt an Sporty Spice und Co. denken – dennoch ist der Vergleich zu "Spice World" nicht so weit hergeholt. Der Spaß an der Sache ist auch in "Studio 666" in jeder Minute spürbar.
Die Band spielt sich selbst – natürlich mit einer gehörigen Portion Selbstironie: Für die Aufnahmen zu ihrem kommenden Album ziehen sich die Musiker in eine alte Villa zurück. Die Akustik dort – nicht zuletzt aber auch der imposante Grill und der einladende Pool – versprechen entspannte und produktive Tage. Doch von wegen! Böse Geister und finstere Mächte beherrschen den Ort, behindern Grohls kreative Ader und dezimieren Band, Nachbarinnen und Lieferdienste auf gar blutige Weise.
Regisseur McDonnell und sein Special-Effekts-Team haben wirklich ganze Arbeit geleistet. Und die Foo Fighters selbst sind sich für keinen Gag zu schade. Ob Rami Jaffee als hormongesteuerter Ladykiller (und nein, das ist kein Spoiler, sondern bezieht sich tatsächlich nur auf sein Liebesleben) oder Pat Smear als Pyjama-Schluffi, der unter dem Küchentisch schläft.
Wer eher zufällig in den Kinosaal stolpert und kein Fan der Band ist, hat sicher einige Fragezeichen in den Augen und wundert sich, was er da eigentlich gerade auf der Leinwand sieht. Doch wer die Musik liebt (und der Soundtrack hält einige Überraschungen bereit) und sich angesichts komplett abgefahrener Splatter-Szenen zu amüsieren weiß, für den sind die 108 Filmminuten ein echter Spaß.
Dave Grohl: Wir tun, was die meisten Bands nicht tun würden
Im Interview mit unserer Redaktion verriet Mastermind Dave Grohl, wie die Idee zu Film entstand – und ob er bei seinen Kollegen viel Überzeugungsarbeit leisten musste.
Dave Grohl: Als ein Freund mir gegenüber zum ersten Mal die Idee erwähnte, dachte ich, dass es wirklich die irrste Sache aller Zeiten wäre. Ich hätte nie gedacht, dass wir so etwas wirklich tun würden. Aber dann fingen wir an, in einem alten Haus Songs zu schreiben und aufzunehmen. Ja, das Haus, das man im Film sieht, ist wirklich das Haus, in dem wir unsere Platte aufgenommen haben. Und während wir also am Album arbeiteten, dachte ich: Hey, wir haben jetzt hier dieses alte Haus, wir könnten also unsere Platte aufnehmen und auch ganz nebenbei einen Film drehen. Einen fiesen kleinen Slasher, nur zum Spaß. Daraus wurde dann aber ein richtig langer Spielfilm. Niemand von uns hat das erwartet, aber es hat sich einfach so ergeben. Eins baute auf dem anderen auf.
Pat Smear: Wir mussten auch nicht überzeugt werden. Wie du gesagt hast, Dave: Es hörte sich einfach komplett durchgeknallt an - und wir waren begeistert.
Grohl: Wir haben keine Angst davor, Dinge zu tun, die die meisten Bands nicht tun würden.
Eine SMS an Lionel Richie: Bist du dabei?
Wenig verwunderlich ist es, dass die Foo Fighters für ihren Film neben bekannten Schauspielern wie Jeff Garlin oder Whitney Cummings den einen oder anderen Kollegen aus der Branche begeistern konnten.
So ist Kerry King, Ex-Slayer-Gitarrist, als Band-Rowdy zu sehen (für wie lange verraten wir an dieser Stelle natürlich nicht). Die Verbindung lässt sich auch leicht erklären, schließlich zeichnet "Studio 666"-Regisseur BJ McDonnell auch für den Kurzfilm "Slayer: The Repentless Killogy" verantwortlich.
Doch der nette Herr in der Lederjacke, der dem schreibblockierten Grohl zur Seite steht?
Schmusesong-Legende Lionel Richie ("Hello") ist wohl der Letzte, der einem bei hartem Gitarren-Rock oder blutigen Kettensägeneinsätzen in den Sinn kommt. Und doch ist sein Cameo-Auftritt alles andere als ein Marketing-Gag, sondern vielmehr Ergebnis einer freundschaftlichen Verbandelung, wie Dave Grohl zu berichten weiß.
Grohl: Seine Szene wurde ins Drehbuch geschrieben, ohne, dass die Autoren wussten, dass ich ihn kenne. Ich habe ihn vor vielen Jahren getroffen - er ist wirklich der netteste Mensch der Welt und natürlich eine echte Legende und unglaublich talentiert. Als ich das Drehbuch gelesen hatte sagte ich: 'Oh mein Gott! Ich kenne ihn! Ich texte ihm einfach!'. Also schrieb ich ihm: 'Wir machen einen Horrorfilm - bist du dabei?', und er sagte: 'Natürlich!' und das war's auch schon. Es war wirklich so einfach!
Thrash Metal von Dream Widow – die dunkle Seite der Foo Fighters
Die erwähnte Schreiblockade, unter der der Film-Dave-Grohl leidet, ist sicher vielen Künstlern und Künstlerinnen nicht unbekannt – doch im echten Leben des Musikers spielen Engpässe beim Songwriting.
Smear: Du hast eigentlich nie Schreibblockaden!
Grohl: Stimmt! Ich schreibe nur, wenn ich es will. Es gibt Leute, die Songwriter von Beruf sind. Bei uns ist es anders. Wir machen nur Songs und Alben, wenn wir das Gefühl haben, dass es Zeit ist. Normalerweise, wenn wir ins Studio gehen, haben wir ziemlich viele Songs schon fertig.
Smear: Viel zu viele Songs! (lacht) Also haben wir eigentlich genau das entgegengesetzte Problem: Wir haben zu viele Songs und nicht zu wenig.
Und bei dieser Fülle an kreativem Output ist es wenig verwunderlich, dass die Band nicht nur Film und Album in einem Abwasch raushaut, sondern ein weiteres Schmankerl in der Hinterhand hat: Unter dem Pseudonym "Dream Widow" – das ist der Name der in der Villa dahingemetzelten Band – erscheint "March Of The Insane" - kraftvoller, roher Thrash Metal, der die meisten Fans überraschen dürfte. Das Video zum Song gibt es hier.
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