Mit "Confessions of a Female Founder" hat Herzogin Meghan ihren neuen Podcast gestartet. Das Gespräch mit Gründerinnen soll eine Inspirationsquelle sein – doch in Folge 1 geht es mehr um Bauchpinselei denn um Business.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Julia Wolfer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Eine Woche nach dem Launch ihrer Lifestyle-Marke "As Ever" hat Herzogin Meghan ihren neuen Podcast "Confessions of a Female Founder" (deutsch: "Geständnisse einer Gründerin") an den Start gebracht. In der achtteiligen Serie will sich die Herzogin wöchentlich mit erfolgreichen Gründerinnen über die Herausforderungen eines eigenen Business unterhalten und Zuhörerinnen und Zuhörern dabei Inspiration für die eigene Unternehmensgründung liefern.

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Bumble-Boss Whitney Wolfe Herd zu Gast

In der ersten Folge, die an diesem Dienstag (8. April) auf allen gängigen Podcast-Plattformen erschienen ist, ist Whitney Wolfe Herd zu Gast. Die 35-Jährige ist die Chefin hinter der Dating-App Bumble und avancierte laut "Forbes" 2021 zur jüngsten Selfmade-Milliardärin der Welt. Zuvor war sie – mit gerade einmal 23 Jahren – Mitgründerin der Dating-App Tinder. Zwei Jahre später verließ sie das Unternehmen, begleitet von einer erfolgreichen Millionenklage gegen Tinder-Mitarbeiter wegen sexueller Belästigung – und einer beängstigenden Medienaufmerksamkeit.

Damit hat Wolfe Herd zweifellos einiges in der Business-Welt erlebt – und könnte durchaus Interessantes zum Thema Gründung und Unternehmensführung beisteuern. Um zu erreichen, was ihr gelang, braucht es neben Talent auch einen großen inneren Antrieb und Durchsetzungsfähigkeit – nur erfährt man davon in den rund 50 Podcast-Minuten leider nicht viel.

Bauchpinselei steht im Vordergrund

Der Podcast ist eine einzige Aromatherapie-Session zweier Freundinnen (Meghan und Wolfe Herd sind tatsächlich befreundet: "Weißt du noch, als ich in einem Disco-Cowboy-Outfit zu dir nach Hause kam?"). Er strotzt nur so von gegenseitigen Liebes- und Respektsbekundungen. "Die meisten Menschen brauchen viele Jahre, um dieses Maß an Weisheit […] zu erlangen", attestiert zum Beispiel Meghan ihrer Gesprächspartnerin.

Es geht viel um Selbstliebe, um die Reise zu sich selbst und darum, die eigene "Essenz" in die Welt zu tragen – was auch immer damit gemeint ist. So müssen sich Wallstreet-Machos wohl einen Podcast vorgestellt haben, in dem zwei Frauen über Business reden.

Dabei können Empathie und Selbstreflexion durchaus Teil eines Gründer-Narrativs sein. An einer positiven, wertschätzenden Atmosphäre ist nichts auszusetzen – doch um eine tatsächliche Inspirationsquelle für Gründerinnen von morgen zu sein, wäre mehr nötig als gegenseitige Bauchpinselei.

Was ist die Botschaft: Stress lohnt sich nicht?

Einer der wenigen konkreten Ratschläge, die Zuhörerinnen hier bekommen, lautet: "Nehmt nicht diese Route zum Gipfel des Everest. Sie ist es nicht wert. […] Tut es nicht, denn das, was ihr nie zurückbekommt, ist Zeit", erklärt Wolfe Herd. Sie habe im Laufe ihrer Karriere viel Zeit damit verschwendet, gestresst, unglücklich und überfordert zu sein. Dabei hat wohl niemand erwartet, dass der Weg zum eigenen börsennotierten Unternehmen mit Blumen gepflastert ist.

"Als ich auf dem Papier am reichsten war, war ich innerlich am ärmsten", sagt sie noch – doch gebettet auf einem von "Forbes" auf rund 400 Millionen US-Dollar geschätzten Vermögen lässt sich rückblickend leicht sagen: Hätte ich mich mal nicht so gestresst.

Was ist die Botschaft – lasst es sein, der Stress lohnt sich nicht? Backt lieber kleine Brötchen? Von einem Podcast, der erfolgreiche Frauen in den Vordergrund rücken und junge Gründerinnen inspirieren will, hätte man mehr erwartet als solch vage Lebensweisheiten.

Der Podcast ist kein hilfreiches Gründungs-Handbuch

Schade, denn es bräuchte mehr Formate, die erfolgreiche Business-Frauen in den Fokus rücken, wo unternehmerischer Erfolg doch noch immer fast ausschließlich Männern zugesprochen wird. Doch wer ein handfestes Gründungs-Handbuch, einen taffen Business-Talk oder sonstige hilfreiche Einblicke in das Leben zweier erfolgreicher Gründerinnen erwartet hat, wird bei "Confessions of a Female Founder" enttäuscht.

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Vielleicht ändert sich das in den kommenden sieben Episoden. Bislang ist noch nicht bekannt, welche Gründerinnen zu Gast sein werden. Dem Podcast würde es wohl guttun, wenn das keine Freundinnen von Meghan wären. Dann könnten sich zwei erfolgreiche Frauen – bei allem gegenseitigen Respekt und Wohlwollen – vielleicht einfach nur übers Geschäft unterhalten.

Folge 1 von "Confessions of a Female Founder" endet jedenfalls so, wie sie begonnen hat: mit gegenseitiger Selbstbeweihräucherung. "Oh mein Gott, du bist die Beste." – "Ich bin stolz auf dich." – "Danke."

Verwendete Quellen: