Die britische Monarchie sollte abgeschafft werden!

Viktoria Thissen
Meine Meinung
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Die Zustimmung zur Krone bröckelt. Nur noch 62 Prozent aller Briten unterstützen die Monarchie, in der sie leben. 2012 waren es noch 73 Prozent. In der Altersgruppe zwischen 18 und 24 Jahren sind es sogar nur 37 Prozent, die der Monarchie etwas abgewinnen können. Das Ergebnis der Umfrage des britischen Meinungsforschungsinstituts YouGov, die kurz vor dem ersten Todestag von Queen Elizabeth durchgeführt wurde, zeigt eindrucksvoll: Die Zeit des britischen Königshauses läuft ab – und man kann nur zu gut nachvollziehen, dass mehr und mehr Menschen lieber in einem Land leben möchten, in dem nicht ein König gleich in mehreren Schlössern und Palästen des Vereinigten Königreichs residiert.

Auch in Staaten des Commonwealth – der Staatenbund, der hauptsächlich aus den früheren britischen Kolonien besteht – wird verstärkt über eine Abkehr von der Krone nachgedacht. Zuletzt trat Barbados 2021 aus.

Das Königshaus kostet den Steuerzahler viel Geld

In einer immer komplexer werdenden Welt, vor allem aber in einem mittlerweile demokratisierten Europa stellt sich mehr denn je die Frage, wofür ein Land einen Monarchen benötigt. Denn zu sagen hat König Charles III. als Staatsoberhaupt nichts. Seine Rolle in der Monarchie ist ausschließlich repräsentativer und beratender Natur. Und dafür ist er verdammt teuer. 86,3 Millionen Pfund, so rechnet es die BBC vor, zahlten die britischen Steuerzahler im vergangenen Jahr für ihr Königshaus. Und da sind die 30 Millionen Pfund an spontanen Sonderausgaben, die in Charles' erstem Jahr als König unerwartet anfielen, noch nicht einmal eingerechnet. Das sind 101 Millionen Euro an "Ausgaben im Zusammenhang mit ihren offiziellen Pflichten", wie es bei der BBC heißt – für einen Mann ohne demokratische Legitimation.

Befürworter der Krone argumentieren gerne, dass kein Geld der Welt die Wirkung eines Königshauses aufwiegen könne. Schließlich biete ein Monarch oder eine Monarchin der Bevölkerung einen moralischen Kompass, eine Vorbildfunktion, und sei eine verlässliche Größe in oft beunruhigenden Zeiten. Mit Verlaub: Das ist Quatsch. Nicht nur, weil sich vor allem junge Leute nicht mehr von einem Menschen etwas sagen lassen wollen, der ausschließlich qua Geburt auf seinem Thron sitzt. Sondern vor allem, weil die britischen Monarchinnen und Monarchen in den vergangenen Jahrzehnten eindrucksvoll selbst unter Beweis gestellt haben, dass sie erstens nicht zum Vorbild taugen und zweitens nicht bereit sind, Fehlverhalten in der königlichen Familie aufzuarbeiten.

Queen Elizabeth hätte düstere Kapitel der Monarchie aufarbeiten müssen

Eigentlich wäre es Aufgabe von Queen Elizabeth gewesen, endlich all jene düsteren Kapitel aufzuarbeiten, die sich über die britische Krone in den Geschichtsbüchern finden lassen: die kolonialistische Vergangenheit des Königshauses, in der Sklaverei, Ausbeutung, Vertreibung und Ermordung auf der Tagesordnung standen.

Auch das royale Familienleben ist alles andere als vorbildlich: Die unter Depressionen und Essstörungen leidende Prinzessin Diana ließen die Königin und ihr Thronfolger sträflich im Stich, während Charles sich trotz fortbestehender Ehe über Jahre hinweg einer Frau zuwandte, die heute Königin ist. Über Prinz Andrew, dem vorgeworfen wird, eine Minderjährige sexuell missbraucht zu haben, wird bis heute hingegen mehr oder minder die schützende Hand gehalten. Nicht so über Herzogin Meghan, die Frau von Prinz Harry. Sie machte Rassismusvorwürfe gegen das Königshaus öffentlich und entschied sich mit ihrem Mann dazu, aus dem royalen Leben auszuscheiden, weil beide mit dem Königshaus nicht mehr leben konnten.

König Charles hatte angekündigt, die Monarchie erneuern zu wollen. Er wird häufig als nachhaltig und modern beschrieben. Zugegeben: Im Vergleich zu seiner Mutter ist er das sicherlich auch. Und doch war er es, der mit seiner eigenen Krönungszeremonie das Bild des Erneuerers bröckeln ließ. Während in Europa ein Krieg tobte, während sein Land in einer Energiekrise steckte, ließ er sich in einer goldenen Kutsche durch London fahren. Kronen, Zepter, Umhänge und Prunk ohne Ende inklusive.

König Charles wird die britische Monarchie nicht modernisieren

Schon jetzt zeichnet sich ab: König Charles, immerhin schon 74 Jahre alt, wird die britische Monarchie nicht grundlegend modernisieren. Diese Aufgabe wird seinem Nachfolger zukommen.

Vielleicht hat William sogar die Größe, die eigene Bevölkerung via Volksbefragung abstimmen zu lassen, ob er bleiben darf. Ein Ja würde der britischen Monarchie neue Legitimation verleihen. Und bei einem Nein müsste William erkennen, was schon jetzt nicht mehr zu übersehen ist: Die Zeit der britischen Monarchie ist abgelaufen.

Hier finden Sie die Gegenargumente:

König Charles

Ganz anders als die Queen: "In Charles' Büro herrscht eine unerbittliche Arbeitsmoral"

König Charles gilt als Regent mit hohen Anforderungen an sich selbst, aber auch an seine Mitarbeiter, so steht es in Valentine Lows Enthüllungsbuch "Courtiers: The Hidden Power Behind the Crown" geschrieben. Dort berichten Angestellte über Charles als Chef.
Verwendete Quellen:
  • yougov.co.uk: One year into King Charles's reign, how do Britons feel about the monarchy?
  • bbc.com: Royal finances: Where does the King get his money?
An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.
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