Am 31. März 2025 jährt sich der letzte Tag von Harry und Meghan als Vollzeit-Royals zum fünften Mal. Wer sind die Leidtragenden des Bruchs zwischen dem Paar und der britischen Königsfamilie? Und war dieser Schritt wirklich nötig? Wir haben Adelsexperte Michael Begasse um eine Einschätzung gebeten.

Ein Interview

Der Rücktritt von Prinz Harry und Herzogin Meghan als Senior-Royals vor fünf Jahren war der Ausgangspunkt für eine mediale Schlammschlacht. Die Art und Weise des Austritts, das viel beachtete Interview mit Oprah Winfrey und Harrys Buch "Reserve": All das habe der britischen Monarchie geschadet, so Michael Begasse.

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Im Interview mit unserer Redaktion nennt der RTL-Adelsexperte die Leidtragenden des "Megxits" und erklärt, wie sich sowohl Harry und Meghan als auch die Royal Family seitdem entwickelt haben.

Herr Begasse, wem hat der "Megxit" aus heutiger Sicht mehr geschadet: Harry und Meghan oder der Königsfamilie?

Michael Begasse: In den vergangenen fünf Jahren sind mir immer wieder zwei Begriffe in den Sinn gekommen: "the firm" und "first family". Die verstorbene Queen bezeichnete ihre Familie zeitlebens als "die Firma". Bis heute sieht sich das britische Königshaus als die "erste Familie" des Landes, was natürlich mit einer entsprechenden Vorbildfunktion einhergeht. Durch die Art und Weise, wie es damals zum Megxit kam, haben beide Institutionen, also sowohl "die Firma" als auch die "erste Familie", erheblichen Schaden genommen. Wobei ich ganz deutlich sagen möchte: Ich finde nicht, dass Harry und Meghan mit ihrem Rücktritt einen Fehler gemacht haben. Sie hatten gute Gründe zu gehen.

Worauf zielt Ihre Kritik dann ab? Und war dieser Schritt überhaupt notwendig?

Ich halte es nach wie vor für bedenklich, wie die beiden ihren Rücktritt vollzogen und kommuniziert haben. Die Queen musste aus den sozialen Medien erfahren, dass ihr Enkel keine Lust mehr auf royale Pflichten hat. Und das hätte nicht passieren dürfen. Seinen Rückzug von der Königsfamilie und seinen Weggang aus Großbritannien hätte Harry mit der Queen, seinem Vater Charles und seinem Bruder William besprechen müssen – und auch besprechen können. Ich bin mir sicher: Auch wenn es den drei genannten Personen nicht gefallen hätte, hätten sie eine Lösung gefunden. Dieser Bruch mit der Familie hätte nicht sein müssen.

Wie hätte eine solche Lösung aussehen können?

Zum Beispiel hätte man sich darauf einigen können, dass Harry viermal im Jahr mit seiner Familie für ein paar Tage nach London kommt. Harry und Meghan hätten vor Ort Charity-Termine wahrnehmen und sich den Themen widmen können, die ihnen am Herzen liegen. Auf diese Weise hätten sie nicht nur weiterhin für "die Firma" gearbeitet, sondern auch Geld und Schutz bekommen. Es war nicht klug von Harry, mit der Familie zu brechen.

Michael Begasse: "Die Monarchie hat gelitten"

Sind Harry und Meghan die großen Verlierer des "Megxits"?

Ja. Mit Blick auf die vielen wirtschaftlichen Aktivitäten, denen sie aktuell nachgehen müssen, sind sie die Verlierer. Wenn man – nur um Geld zu verdienen – ein Buch veröffentlicht ("Reserve", erschienen Anfang 2023; Anm. d. Red.), in dem man die eigene Familie durch den Dreck zieht, dann ist das eine falsche Haltung. Harry hat es verbockt, die treibende Kraft dahinter aber war Meghan. Sie war als eine Frau mit afroamerikanischen Wurzeln in der "Firma" nicht willkommen. Damit meine ich ganz ausdrücklich nicht die Familienmitglieder, sondern Mitarbeiter und Bedienstete dieser "Firma". Die Beweggründe des Paares verstehe ich bis heute, die Art und Weise des Rückzugs jedoch nicht.

Wird Harry allein schon aus wirtschaftlichen Gründen einen Schritt auf seinen Vater Charles und seinen Bruder William, den künftigen König, zugehen müssen?

Zumindest wäre William schlecht beraten, wenn er ein Friedensangebot seines Bruders à la "Ich werde wieder Teilzeit-Royal" abschlagen würde. William hat als künftiger König – wie viele andere "Firmen" auch – ein Personalproblem. Daher würde er es sehr begrüßen, wenn Harry, Meghan und deren Kinder hin und wieder vor Ort wären, um eine junge, moderne und diverse Monarchie zu repräsentieren. Durch ihren Weggang hat die Monarchie gelitten.

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Rechnen Sie denn mit einem Friedensangebot?

Zurzeit eher nicht. Harrys Not müsste schon sehr groß sein. Er ist ein Mann mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein. Zudem ist er ein emotionaler Mensch, der sich eher von seinen Gefühlen als von seinem Intellekt leiten lässt. Harry fühlt sich, wie in seinen Memoiren beschrieben, nach wie vor nicht gesehen. Ich verstehe aber bis heute nicht, warum er in seinem Buch so herumgejammert hat. Harry war nicht "nur" die Nummer zwei. Vielmehr hatte er doch alle Chancen der Welt, aus dieser zweiten Reihe heraus seinen Weg zu gestalten. Andere Monarchien, zum Beispiel Norwegen oder Schweden, leben das vor.

Aber hat Harrys und Meghans Weggang in die USA auf der anderen Seite nicht auch zu einer gewissen Ruhe hinter den Palastmauern beigetragen?

Das mag stimmen. Wobei der Grad zwischen Ruhe und Langeweile da fließend ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir es mit einem sehr alten, betagten Königspaar zu tun haben. Mir fehlt Modernität in dieser Monarchie – auch mit Blick auf die nächste Generation. Es wäre doch fantastisch, wenn Meghans und Harrys rothaarige Kinder regelmäßig mit auf dem Balkon des Buckingham Palastes stünden. Es gibt zu viele Leidtragende.

Wer sind die Leidtragenden?

Mir tun in erster Linie die Kinder leid – sowohl Archie und Lilibet von Meghan und Harry als auch George, Charlotte und Louis von Kate und William. Das sind Cousins und Cousinen, denen das Recht verwehrt wird, sich kennenzulernen. Ich hoffe, dass die Kinder ihren Eltern nicht eines Tages Engstirnigkeit vorwerfen müssen. William und Harry kommen mir manchmal wie bockige Jungs vor.

Wer könnte zwischen William und Harry vermitteln?

Ist auch König Charles, der Vater dieser "bockigen Jungs", ein Leidtragender?

Natürlich. Man mag ihm das nicht zutrauen, aber Charles ist ein wirklich liebevoller Mann, der seine Gefühle aber nicht auf dem Tablett vor sich herträgt. Dennoch würde er alles tun, damit es zu einer Versöhnung und zu einer Annäherung dieser Familien kommt – ganz ohne Hintergedanken. Jedenfalls sind die Brücken zwischen Montecito in Kalifornien und London nicht abgebrochen. Sowohl Charles als auch William lassen die Palasttüren offen stehen. Hindurchgehen müssen aber Harry und Meghan.

Wer könnte vermitteln: vielleicht Kate oder Camilla?

Keine von beiden. Die Vermittlerrolle darf niemand übernehmen, der involviert ist. Es könnte vielleicht jemand sein, der aus der gemeinsamen Jugendzeit kommt. Aus dem erweiterten Kreis der Familie könnten zum Beispiel Prinzessin Eugenie und Prinzessin Beatrice vermitteln. Als Cousinen von William und Harry pflegen sie zu beiden einen guten Kontakt. Ich befürchte aber, dass sie als junge Mütter andere Verpflichtungen haben, als sich um die beiden "Trotzköpfe" zu kümmern (lacht).

Über den Gesprächspartner

  • Michael Begasse ist ein deutscher Adelsexperte, Journalist, Moderator und Sprecher. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet er im Fernsehen und Radio. Begasse berichtet regelmäßig von allen großen royalen Events und kennt viele Royals persönlich. 2021 ist sein erstes Buch "111 royale Momente für die Ewigkeit" erschienen.