Im Osten der Demokratischen Republik Kongo herrscht seit vielen Jahren ein Konflikt, der sich in den letzten Monaten erneut zugespitzt hat. Hilfsorganisationen wie UNICEF zeigen sich besorgt über die humanitäre Lage vor Ort.
Die Gewalt zwischen Regierungstruppen und der Rebellenmiliz M23 eskaliert immer weiter. Seit Monaten hat sich die Situation im Osten des Landes immer weiter verschlechtert. Allein in den vergangenen drei Monaten wurden aufgrund der Gewalt in den Provinzen Nord- und Süd-Kivu 658.000 Menschen vertrieben, darunter mindestens 282.000 Kinder, berichtet UNICEF.
Was passiert zur Zeit in Goma?
An den Rändern Gomas, der Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu, liegen Camps für Vertriebene aus von der Gewalt betroffenen Regionen, doch nun sind die Kämpfe auch hier angekommen. Tausende Menschen verlassen aus Angst die Camps an den Stadträndern und suchen Schutz im Inneren der Stadt. Die humanitäre Lage in der Millionenstadt spitzt sich unterdessen zu, vor allem im Gesundheitswesen. Laut Augenzeugen kontrolliert die M23 einige Stadtteile und den Flughafen Gomas.
Zahlreiche Menschen sind in den vergangenen Wochen gleich mehrmals vertrieben worden. Laut UNICEF gibt es Berichte darüber, dass derzeit besonders viele Kinder von ihren Eltern getrennt werden oder sich allein auf die Flucht begeben mussten. In einer Krise wie dieser sind Kinder besonders gefährdet, denn wenn sie allein sind, besteht eine höhere Chance, dass sie sexualisierter Gewalt und einer Zwangsrekrutierung als Kindersoldaten ausgesetzt sind. "Die Situation in Goma ist äußerst ernst und verschlimmert die ohnehin katastrophale humanitäre Lage", sagt Jean Francois Basse, UNICEF-Leiter in der Demokratischen Republik Kongo, in einer Pressemitteilung.
Situation für Kinder besonders gefährlich
In überfüllten Notunterkünften in Goma versuchen Menschen Schutz zu finden – doch Krankheiten wie Cholera, Masern und Mpox können sich hier besonders leicht verbreiten und sind eine weitere Gefahr für Kinder. Viele Eltern bringen ihre Kinder nicht mehr in die Krankenhäuser, weil sie Angst vor der Gewalt auf den Straßen haben und wissen, dass sie kein freies Bett mehr vorfinden werden.
"Die Menschen haben traumatische Erlebnisse hinter sich, sie sind hungrig, durstig und erschöpft", so Basse. "Viele Familien harren aus Angst vor den Kämpfen dort aus, wo sie sich gerade befinden. Strom, Wasser und Internet wurden vollständig gekappt. Das Leid der Kinder und ihrer Familien ist unermesslich."
Internationaler Druck auf Ruanda gefordert
Die Regierung in Kinshasa wirft Ruanda vor, die M23 zu unterstützen. Diese Ansicht wird auch von UN-Experten geteilt. Der unabhängige UN-Expertenrat für den Kongo ging in seinem jüngsten Bericht Ende 2024 von mindestens 3.000 bis 4.000 ruandischen Soldaten im Ostkongo aus. Ruanda bestreitet jedoch, die Rebellen zu unterstützen, und begründet seine Truppenpräsenz mit dem Schutz der eigenen Sicherheit.
Die Demokratische Republik Kongo fordert angesichts der Gewalt in dem Land mit der offensichtlichen Beteiligung von Soldaten aus Ruanda internationales Handeln. Außenministerin Therese Kayikwamba Wagner forderte, der UN-Sicherheitsrat müsse endlich Maßnahmen gegen das Nachbarland Ruanda ergreifen. (cm)
Verwendete Quellen:
- Material der dpa
- Pressemitteilung UNICEF: Demokratische Republik Kongo: Mindestens 282.000 Kinder aufgrund eskalierender Gewalt vertrieben
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