Der Osten der Demokratischen Republik Kongo ist seit Jahrzehnten ein schwer umkämpftes Gebiet. Internationale Aufmerksamkeit gibt es kaum, doch UNICEF prangert im nun wieder aufgeflammten Konflikt verheerende Gewalt gegen Minderjährige an.
Immer wieder gab es Hoffnung: Berichte über Friedensverhandlungen und Waffenruhen zwischen der Miliz M23 und der kongolesischen Armee kamen in den vergangenen Wochen häufiger auf. Jetzt sollen sich laut "Zeit" beide Parteien auf ein Ende der Kämpfe geeinigt haben.
Daraus soll eine dauerhafte Waffenruhe resultieren. Für die Menschen wäre das eine Erleichterung, denn Millionen sind der Gewalt des Konflikts fast täglich ausgesetzt.
Die Gefahr für Kinder im Kongo ist groß
Fast 300.000 Kinder mussten in den letzten Monaten vor der Gewalt fliehen, viele von ihnen nicht zum ersten Mal. UNICEF schätzt, dass zwei von drei Kindern in den Provinzen Nord- und Südkivu dringend Schutz brauchen.
Die Versorgungslage im Land ist angespannt: Millionen Menschen sind laut Angaben von UNICEF mangelernährt, viele davon Kinder. Gefährliche Infektionskrankheiten wie Mpox und Masern brechen immer wieder aus, vor allem unter schlechten hygienischen Bedingungen, wie es sie in den vielen überfüllten Vertriebenenlagern gibt.
Kinder im Kongo sind durch den Konflikt besonders gefährdet: Sie werden beispielsweise von den bewaffneten Gruppen rekrutiert oder entführt und zum Kämpfen gezwungen. Zudem berichtet der UNICEF-Sprecher James Elder, der zuletzt Anfang April im Kongo war, von verheerender sexualisierter Gewalt gegen Kleinkinder.
Sexualisierte Gewalt gegen Kinder
Selbst Kleinkinder im Kindergartenalter und jünger würden dort vergewaltigt, berichtete Elder aus der Provinzhauptstadt Goma im Osten des Landes. "Während der intensivsten Kampfphase ist jede halbe Stunde ein Kind oder eine Jugendliche vergewaltigt worden", sagte er. Allein im Januar und Februar seien 10.000 Fälle von Vergewaltigungen und anderer sexualisierter Gewalt gemeldet worden.
Dies seien keine Einzelfälle, betont der UNICEF-Sprecher, sondern das hätte System. "Sexualisierte Gewalt wird als Kriegswaffe eingesetzt – eine gezielte Taktik des Terrors."
Eine 13-jährige, die keine Mutter sein will
Elder berichtet auch von einem 13-jährigen Mädchen, das nach einer Vergewaltigung schwanger geworden sei. Es habe einen Kaiserschnitt über sich ergehen lassen müssen, weil sein Körper für eine normale Geburt zu klein war, habe es ihm das Mädchen erzählt. Im Krankenhaus sagte sie zu Elder: "Ich bin ein Kind, ich weiß nicht, wie ich eine Mutter sein soll."

Weil zahlreiche Länder ihre Unterstützung für humanitäre Hilfe gekürzt haben, könnten die Überlebenden nicht mehr adäquat unterstützt werden, erklärt Elder. Viele Vergewaltigungsopfer könnten nicht behandelt werden, um beispielsweise eine mögliche HIV-Ansteckung zu verhindern.
Die finanzielle Krise betrifft nicht nur die Kinder, die von Kriegsverbrechen betroffen sind. Nach den Prognosen von UNICEF, können durch die Finanzierungslücke im Jahr 2026 um die 100.000 Kinder im Kongo nicht gegen Masern geimpft werden, eine halbe Million Kinder wird keinen Zugang zu sauberem Wasser haben.
Die Miliz gibt sich zivil
Ob es wirklich zu einer Waffenruhe kommt, ist derzeit noch unklar. Schon in der Vergangenheit sind solche Verhandlungen geplatzt. In der Provinzhauptstadt Goma, welche die M23 mit Hilfe aus Ruanda erobert hat, versucht sich die Miliz ein neues, sauberes Ansehen zu geben. Die "Tagesschau" berichtet von Putztagen in der Stadt, an denen alle zusammen kämen, um gemeinsam Müll von den Straßen zu schaffen.
Doch auch anderes wird beseitigt, unter anderem ein Flüchtlingslager am Stadtrand. Die Miliz zwang die dort lebenden Menschen, in ihre Dörfer zurückzukehren - auch wenn sie womöglich ihr Häuser dort verloren haben. Und so stehen diese Menschen erneut vor dem Nichts.
Verwendete Quellen
- zeit.de: M23-Miliz einigt sich mit kongolesischer Regierung auf Waffenruhe
- Pressemitteilung UNICEF (11. April): Jede halbe Stunde wird ein Kind im Osten der Demokratischen Republik Kongo vergewaltigt
- tagesschau.de: Machtsicherung mit Waffen, Besen und Anzugträgern
- dpa