Sven Hannawald hat die Nase voll vom Anzug-Reglement während der laufenden Skisprung-Saison. Der frühere Tournee-Sieger warnt vor Chaos im olympischen Winter.

Mehr News zum Thema Wintersport

Sven Hannawald (50) hat den Weltverband Fis scharf kritisiert und großen Ärger über die Regelungen bei Skisprung-Anzügen bei der WM in Trondheim geäußert. "Während einer Saison den Sprung auf andere Anzüge umstellen, geht nicht einfach mal so. Mich nervt das nur noch so extrem. Man wird quasi zum Schummeln gezwungen, wenn man vorn dabei sein möchte", sagte der ehemalige Vierschanzentournee-Sieger der "Bild". Dies sei "nur noch frustrierend", meinte Hannawald.

Nordische Ski-WM Trondheim
Karl Geigers Anzug ist Diskussionsstoff in polnischen Medien. © Hendrik Schmidt/dpa

Bei den Titelkämpfen in Norwegen sind die Anzüge ein Dauerthema. Polnische Medien attackierten den Deutschen Karl Geiger für dessen Anzug. Das polnische Medium "sport.pl" sprach von einem "monströsen Anzug" und einem "kompletten Skandal".

Die Eurosport-Kommentatoren Igor Blachut und Michal Korosciel gaben während der Sendung sarkastische Kommentare von sich und sprachen bei Geiger von einem "Mann im Umhang". Weiter lästerten sie: "Das ist eigentlich ein Schlafsack". Der Beschuldigte selbst wies die Vorwürfe zurück. "Ich hatte eine Kontrolle und ich habe sie bestanden", stellte Geiger klar.

Hannawald: "Es herrscht pures Misstrauen im Zirkus"

Für ARD-Experte Hannawald war der Anzug der Norwegerin Anna Odine Ström besonders auffällig. "Es ist einfach nur traurig, wie weit es gekommen ist. Die Nationen untereinander beschimpfen sich gegenseitig. Das kann doch nicht wahr sein. Es herrscht pures Misstrauen im Zirkus", sagte Hannawald.

Der Vorwurf lautet, dass Athleten sich mit teilweise größeren Anzügen Vorteile verschaffen. Hannawald und Polens Skisprung-Boss Adam Malysz (47) sprechen gleichermaßen von "Schlupflöchern", ohne diese im Detail zu erläutern. "Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich meine, das ist doch offensichtlich", sagte Malysz außerdem.

"Das sieht jemand mit sechs Dioptrien, dass da Anzüge jetzt dabei sind, die nicht zugelassen werden sollten – wenn man sich an die Regeln vom Beginn der Saison halten würde", sagte Hannawald. Er fürchtet "Chaos" im olympischen Winter.

"Gib mir diesen Anzug und sogar ich springe wieder. Da weiß ich, mir kann nichts passieren, der fängt mich auf."

Sven Hannawald über den Skisprung-Anzug von Anna Odine Ström

Die Springer selbst sprechen bei den Titelkämpfen in Trondheim nicht groß über das Thema und halten sich auch mit Anschuldigungen und Betrugsvorwürfen zurück. Hannawald, der letztmals 2004 von einer Schanze sprang, sagte voller Hohn mit Blick auf den Anzug der Norwegerin Ström: "Gib mir diesen Anzug und sogar ich springe wieder. Da weiß ich, mir kann nichts passieren, der fängt mich auf."

Bereits Anfang Februar hatte es einen Anzug-Eklat gegeben. Der slowenische Verband hatte beim Weltcup-Wochenende in Willingen ein Statement herausgegeben, wonach er rechtliche Schritte gegen die Fis einleiten würde. Zuvor war beim Mixed-Teamspringen Timi Zajc wegen eines nicht regelkonformen Anzugs disqualifiziert worden, die Slowenen hatten so keine Chance auf einen Podestplatz. (lh)

Verwendete Quellen