Nach der ersten Woche der Ski-WM in Beaver Creek führt Österreich den Medaillenspiegel mit großem Vorsprung an und hat sich drei der möglichen fünf Titel geschnappt. Trotzdem liegt ein dunkler Schatten über den Leistungen der ÖSV-Asse.
Die rot-weiß-rote Gefühlswelt ist schon in der ersten Woche der Weltmeisterschaften von Beaver Creek so gehörig durcheinandergewirbelt worden, wie sonst in einer ganzen Saison nicht. Der Auftakt war formidabel: Anna Fenninger holte sich Gold im Super-G der Damen. Die Olympiasiegerin setzte dabei gleich ein sattes Ausrufezeichen, als sie die anderen Favoritinnen Tina Maze und
Zum ersten Mal überhaupt konnte eine amtierende Olympiasiegerin im Super-G auch über Gold bei einer Weltmeisterschaft jubeln. "Es war mein Traum, dass es so losgeht - aber dass es so funktioniert, hätte ich mir nie gedacht. Ich check es selber noch nicht so ganz", strahlte Fenninger nach ihrem Triumph.
Im zweiten Rennen der zweite Sieg: Mit 34 Jahren und 215 Tagen krönte sich
Sagenhafter Start für den ÖSV
Tränen, wie sie der Routinier bei der Flower Ceremony im Zielraum vergoss, hätten einen Tag später bei Fenninger kullern können. Nur zwei Hundertstelsekunden fehlten zum Doppel-Gold, in der Abfahrt hatte jedoch die Slowenin Maze die Nase hauchzart vorn. Trotzdem, drei Rennen, drei Medaillen: Besser konnte der Start für den ÖSV kaum laufen.
In der Vergangenheit war es häufig so, dass die österreichischen Asse nach einem verpatzten Auftakt in ein Großereignis mehr und mehr verkrampften und am Ende hinter den Erwartungen zurückblieben. Umso mehr sollten die ersten drei Renntage von Vail das perfekte Vorprogramm sein für den Höhepunkt der Speed-Disziplinen.
Es war alles gerichtet für die Abfahrt der Herren, die Trainingseindrücke des ÖSV-Quartetts ließen einiges erhoffen. Und dann das: Die Plätze 12, 13, 19 und 29 für Matthias Mayer, Hannes Reichelt, Max Franz und Georg Streitberger.
Schlechter waren die WM-Abfahrer nie
Kein einziger Österreicher unter den Top Ten - eine Schmach, die größtmögliche Blamage. Der schwärzeste Tag der Geschichte? Zumindest haben ÖSV-Fahrer noch nie so schlecht bei einer WM-Abfahrt abgeschnitten. Alle vier Athleten des Erzrivalen Schweiz waren besser positioniert als der beste Österreicher. Gold und Bronze gingen an die Eidgenossen - mehr Demütigung geht eigentlich nicht.
"Ob es die größte Niederlage aller Zeiten war, ist egal. Was zählt, ist, dass wir keine Medaille gewonnen haben. Da ist es egal, ob der Beste Sechster, Zehnter oder Zwanzigster ist", wiegelte ÖSV-Sportdirektor Hans Pum sofort ab. Aber auch Pum ist klar, dass dieses Debakel noch über Jahre oder vielleicht Jahrzehnte in Erinnerung haften wird. "Im Endeffekt ist es scheiße", redete Max Franz wenigstens nicht lange um den heißen Brei herum.
Sechs Anläufe, kein Gold
Dass es auch im sechsten Anlauf wieder nichts wurde mit einem Sieg in der Königsdisziplin - Michael Walchhofer holte 2003 als Letzter ÖSV-Läufer den Titel in der Abfahrt - rückt dabei fast schon in den Hintergrund. Auch die Tatsache, dass Österreich sechs Weltmeisterschaften in Folge in der Abfahrt sieglos bleibt und damit einen historischen Negativrekord aufgestellt hat, wird vorerst hintangestellt.
Immerhin ließ die österreichische Antwort nicht lange auf sich warten. Gold für
Glück auf Österreichs Seite
Der Teamgeist stimmt jedenfalls trotz der massiven Enttäuschung in der Herren-Abfahrt. Dass Hirscher in der Kombination den nicht zwingend zu erwartenden Titel errungen hat, dürfte auch die Sorgen vom Tisch fegen, die Mannschaft könnte sich von einem verpatzten Wettkampf runterziehen lassen. Im Medaillenspiegel führt Österreich jedenfalls klar mit dreimal Gold und einmal Silber.
Und auch das notwendige Quäntchen Glück ist zurück. Hirscher war als 31. nach der Abfahrt eigentlich schon raus aus dem Kombislalom. Der schwere Sturz des Tschechen Ondrej Bank ließ Hirscher noch ins Finale der besten 30 rutschen und verschaffte dem besten Slalomfahrer im Klassement Startplatz eins. Hirscher nutzte die Gunst der Stunde - und brachte Team Austria nach dem schweren Dämpfer wieder zurück in die Spur.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.