"Heuer geht es ums Überleben" - mit diesen Worten beschreibt FIS-Renndirektor Waldner die derzeitige Situation im Skirennsport. Alle Hoffnung liege auf der WM in Cortina, denn dort sei zwar mit Millionen-Einbußen, jedoch auch mit TV-Geldern zu rechnen.

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FIS-Renndirektor Markus Waldner hat in der Woche vor dem wegen Corona vorgezogenen Weltcup-Auftakt in Sölden die ganze Dramatik der Covid-19-Situation für den alpinen Skirennsport umrissen. "Heuer geht es ums Überleben. Wir haben eine Mission: Wir müssen Rennen fahren", sagte der Südtiroler und erklärte die WM im Februar in Cortina d'Ampezzo zum Highlight und finanziellen Rettungsanker.

"Dort wird sehr viel Geld generiert über Marketing-und TV-Rechte. Dieses Geld wird dann ausgeschüttet an die Verbände, damit wir die Saison überleben", sagte Waldner auf ServusTV. Auf dem Weg zur WM sind die sich wegen Corona ständig ändernden Reisebedingungen mittlerweile offenbar das größte Problemfeld.

"Anfangs galt die größte Sorge der Virus-Testerei. Aber mit den Schnelltests haben wir das nun im Griff und sind für Sölden gut vorbereitet", sagte Waldner am Dienstag zur APA. "Die wirkliche Herausforderung könnte werden, dass uns gewisse Reiseeinschränkungen hindern, in die Länder zu fahren."

Bemühungen um Sonderstatus für Skisportler

Reagiert hat man darauf sofort und gleich zweifach. Zum einen bemühte man sich um einen Sonderstatus der Skisportler als von Quarantäne ausgenommene Geschäftsreisende.

"Für die Fahrer ist das ein lebenswichtiger Beruf, ohne den sie kein Einkommen haben." Zum anderen soll es Ausnahmen geben. Etwa bei der Zahl der Spitzennationen, die zur Teilnahme am Weltcup Einreisegenehmigungen haben müssen. Diese könne man von 7 auf 6 senken, um die Situation etwas zu entspannen.

Vieles liege aber natürlich nicht in den Händen der Skiverbände. "Wir sind dem Ganzen ein bisschen ausgeliefert und wenn die Situation dramatisch wird, muss man natürlich den behördlichen Bestimmungen folgen", ist dem Südtiroler bewusst. "Wir müssen also auf alles gefasst sein. Bisher bekommen wir von den Behörden aber sehr viel Unterstützung", stellte Waldner erfreut fest.

In Österreich, wo mit Sölden und Zürs/Lech die ersten zwei Weltcup-Veranstaltungen in Szene gehen, sei die Situation gut unter Kontrolle zu bekommen, ist Waldner überzeugt. Schwieriger werde es danach in Frankreich oder Italien. Außerdem werde da bereits der Wintertourismus begonnen haben.

"Momentan ist in Savoyen noch alles ruhig. Aber das kann sich jederzeit ändern und wir werden dort sowieso etwas softer vorgehen und uns mit dem Tourismus arrangieren müssen."

Markus Waldner lobt Sölden-Konzept: "Sehr gut ausgearbeitet, sehr strikt"

Deshalb steht die FIS mit allen Veranstaltern in regem Kontakt. Fünf Wochen vorher werden die Orte verständigt, ob gefahren werden kann oder nicht. Weil auch das nur Momentaufnahmen sein werden, sei große Flexibilität gefordert.

Rennen kurzfristig zu verlegen oder welche an bestehende anzuhängen - beides ist vorstellbar, sollten es die Umstände verlangen.

Das Sölden-Konzept lobte Waldner ausdrücklich. "Sehr gut ausgearbeitet, sehr strikt. Da haben das Organisationskomitee und die Experten viel Zeit investiert. Wir sind zuversichtlich, dass es klappt."

In Sölden geht der Weltcup-Auftakt 2020 bekanntlich wegen Corona eine Woche früher als sonst schon am 17. (Frauen) bzw. 18. Oktober (Männer) auf dem für den Tourismus gesperrten Rettenbachferner in Szene. Außerdem werden alle beteiligten Personen-Gruppen von Rennläufern bis zu den (wenigen) Gästen in bunte Haupt- und Unterblasen (Schneeflocken) geteilt, um Kontakte untereinander zu vermeiden.

Ohne negativen Coronatest kommt keiner in seine Blase. "Das Konzept ist sehr strikt und funktioniert sicher", ist Waldner überzeugt.

Millionen-Einbußen bei WM in Cortina befürchtet

Enorm wichtig sei, dass der Weltcup-Kalender von den TV-Rechteinhabern bestätigt worden ist. Damit fließt Geld. Auch wenn der Gesamtkuchen insgesamt natürlich trotzdem kleiner geworden ist.

"Vor allem die Veranstalter zahlen drauf. Kein Incoming aus Ticketverkauf, gleichzeitig wegen Corona enorme zusätzliche Kosten. Unter dem Strich steigt im kommenden Winter keiner bei Null aus, alle werden ein Defizit haben", fürchtet Waldner. Große Veranstalter hätten eventuell Polster aus den Vorjahren. "Aber die, die vorher schon gewackelt haben, für die wird es schwierig."

Der wichtigste Saison-Event sei deshalb die WM in Cortina, obwohl auch dort mit Millionen-Einbußen zu rechnen ist. "Dank der dort lukrierten Marketing-Gelder wird aber trotzdem eine riesige Summe an alle Verbände ausgeschüttet werden. Ohne dieses Geld gehen viele bankrott", so Waldner.

"Deshalb heißt der Auftrag, fahren auf Biegen und Brechen. Es geht ums Überleben und man muss die Saison durchziehen, um mit einem blauen Auge davonzukommen. Wenn wir nicht fahren, bricht das ganze System zusammen." (APA/dh)  © APA

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