Zwei Jahre nach der verpatzten Heim-WM in Schladming haben die ÖSV-Asse in Übersee zurückgeschlagen: Auf den Raubvogel-Pisten in Vail und Beaver Creek beweisen Österreichs Athleten ihren Killerinstinkt und erbeuten neun Medaillen. Ihr ganzes Potenzial haben sie aber nicht ausgeschöpft.
Die Ski-WM 2015 in Colorado ist zu Ende. Die Wettkämpfe auf "Raptor" und "Birds of Prey" haben den Zuschauern nicht nur jede Menge Spannung geboten, sondern waren auch reich an Überraschungen: Bei den Bewerben der Herren gab es gleich vier Edelmetall-Gewinner, die man nicht unbedingt auf dem Zettel hatte.
Die Gewinner der WM
Deutlich stärker als erwartet präsentierte sich das Schweizer Speed-Team: Patrick Küng und
Bei den Damen kam es zum prophezeiten Duell zwischen Anna Fenninger und Tina Maze: In Super-G und Abfahrt gab es einen Hundertstel-Krimi um den Sieg, in Riesentorlauf und Kombination eine Machtdemonstration. Am Ende fuhren beide mit je zweimal Gold und einmal Silber nach Hause.
Grund zum Jubeln hatte auch Hannes Reichelt, der im Alter von 34 Jahren seine erste Goldene bei einer WM gewann. Auch für Marcel Hirscher lief fast alles nach Plan. Der Goldjunge aus Annaberg holte mit einer gewaltigen Slalom-Fahrt seinen ersten Sieg in der Kombination und legte tags darauf Gold im Team-Bewerb nach. Im Riesentorlauf stockte er sein Medaillenkonto mit Silber auf, in seiner Lieblingsdisziplin Slalom ging er nach einem Einfädler kurz vor dem Ziel allerdings leer aus.
Die Verlierer der WM
Eine herbe Schlappe setzte es für die US-Top-Favoritin Lindsey Vonn: Im Super-G schaffte sie gerade noch den Sprung aufs Podium, in ihrer Paradedisziplin Abfahrt und im Riesentorlauf hatte sie jedoch nichts mit der Entscheidung zu tun.
Ohne Weltmeistertitel blieb auch Norwegens heißester Kandidat Kjetil Jansrud, der nach zwei Nullnummern in den Speed-Rennen immerhin Silber in der Kombination eroberte. Besonders schwer geschlagen wurde die Skination Italien: Nach den starken Vorstellungen 2011 und 2013 mussten sich die italienischen Athleten diesmal ohne Medaille aus den USA verabschieden.
Veranstalter-Doppelschlag im Endspurt
Schmerzlich früh endete indes das Comeback des 37 Jahre alten Lokalmatadors Bode Miller: Der US-Routinier hatte sich nach fast einjähriger Rennpause zurückgekämpft und ging bei seiner letzten Heim-WM noch einmal auf Medaillenjagd. Doch bereits im ersten Herren-Bewerb stürzte er und schnitt sich mit der Ski-Kante den Unterschenkel auf, was das vorzeitige Aus bedeutete. Glück im Unglück hatte der Tscheche Ondrej Bank, der nach einem Horrorsturz in der Kombinationsabfahrt mit einer Gehirnerschütterung und ein paar Blessuren davonkam.
Für die amerikanischen Athleten lief es auf heimischem Boden zu Anfang insgesamt nicht ganz nach Wunsch. Erst im drittletzten Rennen der WM beendete Ted Ligety mit seiner überlegenen Fahrt im Riesentorlauf die Sieglosigkeit des US-Skiteams. Einen Tag darauf zog Slalom-Olympiasiegerin Mikaela Shiffrin nach und sorgte mit ihrem Triumph für einen gelungenen Abschluss der Heim-WM.
Hervorragende ÖSV-Bilanz mit Schönheitsfehlern
Getrübt wurde der positive Gesamteindruck des ÖSV-Teams vom Abfahrtsdebakel der Herren: In der Königsdisziplin schaffte es kein einziger heimischer Läufer in die Top Ten. Damit ist das Herren-Speed-Team nicht nur seit zehn Jahren ohne Abfahrtsmedaille, es war auch das schlechteste Abschneiden in der WM-Geschichte. Die österreichischen Ski-Damen hätten bei der dritten WM in Vail/Beaver Creek ihre erste Medaille im Slalom holen können, ließen die Chance aber ungenutzt verstreichen. Wenig Freude bereitete zudem die Blechsammlung des ÖSV: Gleich fünf Athleten schrammten am Podest vorbei.
Colorado scheint insgesamt aber ein gutes Pflaster für Österreichs Ski-Athleten zu sein: Mit insgesamt neun Medaillen, fünf davon in Gold, war es die beste WM seit 16 Jahren. Der uralte Rekord von sechs Goldmedaillen, den Österreich bei der WM 1962 in Chamonix aufstellte, bleibt allerdings zumindest bis 2017 bestehen.
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