Armin Wolf bringt Peter Schröcksnadel ins Schlittern: In der ZiB 2 am Montagabend lässt sich der ÖSV-Präsident zu Aussagen hinreißen wie: "Wir sind relativ sicher, dass wir nicht der Verband sind, als der wir hingestellt werden". Sogar Benni Raich muss für einen Vergleich herhalten.

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Peter Schröcksnadel fühlt sich zurückgewiesen. In der ZiB 2 am Montagabend zeigt der ÖSV-Präsident sein Bedauern, dass Nicola Werdenigg es ablehnt, mit ihm zu sprechen.

"Sie hat mir quasi auch verboten, mit ihrem Umfeld zu sprechen", sagt Schröcksnadel. Er hatte Kontakt mit ihrem Bruder, räumt er ein, der sei aber auf ihn zugekommen - nicht umgekehrt.

Nach den schweren Vorwürfen, die die Ex-Skirennläuferin gegen den ÖSV erhoben hatte, hatte Schröcksnadel sie per Brief gebeten, Namen zu nennen. Werdenigg lehnte das in ihrer Antwort am Montagnachmittag ab. Sie wolle niemanden "öffentlich an den Pranger stellen". Der Staatsanwaltschaft stehe sie aber zu Verfügung.

Werdeniggs Berichte über sexuellen Missbrauch - darunter eine Vergewaltigung durch einen Mannschaftskollegen, als sie 16 Jahre alt war - beziehen sich auf die 70er Jahre.

Schröcksnadel: "Relativ sicher, dass wir nicht Verband sind, als der wir hingestellt werden"

Schröcksnadel wörtlich in der ZiB 2: "Uns interessiert nicht, was vor 50 Jahren war. Sondern, wenn da die Behauptung aufgestellt wurde, da wäre 2005 was gewesen, und alle hätten das gewusst - dann verstehe ich nicht, warum Frau Werdenigg dazu nicht steht. Wir wollen wissen: Was ist vorgefallen? Damit wir was verfolgen können."

ORF-Moderator Armin Wolf rückt Schröcksnadels Wiedergabe der Dinge gerade: Bei den Berichten von 2005 sei es nicht um eine Erfahrung Werdeniggs gegangen, sondern um die einer anderen Sportlerin, die den Skiverband auch informiert hätte. Die Betroffene wolle aber nicht, dass man ihren Namen öffentlich mache. "Bei Ihnen könnte man den Eindruck gewinnen, dass Sie zuerst mal mauern und sagen: ,Das kommt bei uns nicht vor'", nimmt Wolf Schröcksnadel in die Mangel.

"Wir wollen aufklären, aber dazu hilft man uns nicht", verteidigt sich Schröcksnadel. "Wir sind relativ sicher, dass wir nicht der Verband sind, als der wir jetzt hingestellt werden." Und das argumentiert er dann entsprechend.

Erstens: Natürlich wolle man aufklären, aber die Vorwürfe beträfen nicht den ÖSV, sondern eher Institutionen wie Sportschulen, die man sich genauer anschauen müsse: "Die Leute kommen zu uns mit 16 oder 17 Jahren."

Von Wolf konfrontiert mit einer Studie aus Deutschland aus dem vergangenen Jahr, nach der von 1.800 befragten Leistungssportlern ein Drittel angab, schon Opfer sexueller Übergriffe gewesen zu sein, erneuert Schröcksnadel sein Argument: "Wir haben eine andere Situation. Wir haben keine kleinen Kinder mehr, wir haben erwachsene Leute bei uns".

"Der Benni hat auch seine Frau dort gefunden"

Dann malt Schröcksnadel ein Bild, welcher Tross von Menschen in der Wintersportsaison gemeinsam unterwegs sei - Trainer, Athleten, Serviceleute, Journalisten, Fotografen. "Es sind sehr viele Menschen da. Und wenn dort bekannt wird, dass jemand mit irgendjemandem was anfängt - das passiert ja und wird bekannt, dann weiß man das nach einem Tag. Der Benni (Benni Raich, Anm. d. Red.) hat ja auch seine Frau dort gefunden und der Salzgeber (Rainer Salzgeber, Anm. d. Red.)".

Schröcksnadels Fazit: "Man erfährt sogar, wenn einer mit dem anderen ein Verhältnis beginnt! Dass man sexuelle Übergriffe gar nicht erfährt, ist sehr unwahrscheinlich."

ÖSV würde Entschuldigung reichen

Während am selben Abend ÖSV-Sportdirektor Hans Pum auf Puls 4 die Klage-Androhung des ÖSV gegen Werdenigg verteidigt, rudert Schröcksnadel in der ZiB 2 zurück: Er habe sich im Gespräch mit der "Tiroler Tageszeitung" zu dieser Aussage hinreißen lassen. Er sei von dem Journalisten "reingelegt" worden.

"Wir warten ab, was der Staatsanwalt herausbringt", schiebt Schröcksnadel nach. "Wenn der Staatsanwalt sagt 'Das war nix' würde uns eine Entschuldigung dann auch reichen."

Und noch einmal: Er hätte gerne Namen gehabt. "Was ich nicht weiß, kann ich nicht beurteilen. Ich kann nicht beurteilen, was vor zehn, 15 oder 50 Jahren war. Wenn man's nicht erfährt, kann man nicht gegensteuern. Deswegen wäre es so gut und so schön gewesen, hätten wir das erfahren. Dann hätten wir den Täter gefunden - so ist das für mich Täterschutz."

Ob die Sache verjährt sei oder nicht, spielt für Schröcksnadel am Ende des Gesprächs keine Rolle: "Wir hätten schon Konsequenzen gefunden."

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