Nach zwei deprimierenden Tagen schreibt Mikaela Shiffrin erneut Skigeschichte. Als erste Alpine erreicht sie die Marke von 100 Weltcupsiegen.

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Als Mikaela Shiffrin wie der Phoenix aus der Asche zu ihrem 100. Sieg im Weltcup gestiegen war, war ihr die historische Bedeutung des Augenblicks zunächst mal gar nicht bewusst. Wie üblich blickte sie rasch hinüber auf die Anzeigetafel, drehte sich ungerührt wieder weg, zuckte kurz zusammen, schaute noch einmal hin – und begriff endlich! In ihrem Gesicht machte sich Ungläubigkeit breit, dann sank sie überwältigt von ihren Gefühlen zu Boden.

Das Publikum im italienischen Sestriere feierte Shiffrin, sie selbst wurde erst von Weinkrämpfen geschüttelt, ehe sie Worte der Dankbarkeit hervorpresste. "Die letzten Wochen", bekannte die 29 Jahre alte Amerikanerin, "waren schwierig. Heute musste einfach alles passen. Aber am Ende habe ich auch einiges richtig gemacht." In der Tat: Shiffrin fuhr souverän wie in besten Tagen zum 100. Sieg, ihrem 63. in einem Slalom.

Shiffrin mit Problemen im Riesenslalom

Danach hatte es in den vergangenen beiden Tagen nicht ausgesehen. Im ersten Riesenslalom am Freitag belegte die verunsicherte Skikönigin nur Rang 25 – so schlecht war sie in dieser Disziplin seit März 2014 nicht mehr gewesen. Im zweiten Riesenslalom kam es dann noch schlimmer für Shiffrin: Sie verpasste die Teilnahme am zweiten Lauf, das war ihr zuletzt im Oktober 2012 passiert. "Das bin gerade nicht ich", sagte sie.

Im Slalom aber fuhr Shiffrin schon wieder wie zu besten Zeiten. Hatte sie nach dem ersten Lauf nur knapp geführt, baute sie im Finale ihren Vorsprung auf die Kroatin Zrinka Ljutic auf 0,61 Sekunden aus, US-Teamkollegin Paula Moltzan wurde Dritte (+0,64). "Richtig stark. Bei solchen Bedingungen so eine Zeit hinzulegen, ist großartig", sagte Lena Dürr, die den siebten Rang belegte, über Shiffrin in der ARD. Emma Aicher erzielte als Sechste ihr bestes Slalom-Resultat.

Shiffrin liegt bei der Gesamtzahl an Siegen im Weltcup längst klar vorne – im alpinen Skirennsport aber ist die Marke von 100 Siegen noch nie erreicht worden. Hinter ihr liegen Schwedens Ikone Ingemar Stenmark (86) sowie Lindsey Vonn (82). "Sie wird die Erste sein, die 100 Weltcup-Rennen gewinnen wird", hatte Stenmark schon vor zwei Jahren in einem Interview mit der SZ prophezeit. Seit Sonntag muss sich Stenmark nun auch seinen Rekord von 155 Fahrten auf das Podium mit Shiffrin teilen.

Shiffrin litt unter Folgen eines schweren Sturzes

In den Riesenslaloms litt Shiffrin offensichtlich an den Nachwirkungen ihres schweren Sturzes von Killington/USA Ende November. Wegen "posttraumatischer Probleme" hatte sie deshalb auch das WM-Rennen in dieser Disziplin ausgelassen. Für sie sei es schon ein "großer Schritt" gewesen, sagte sie über ihren ersten Start im Riesenslalom seit November, überhaupt aus dem Starthaus zu fahren. "Im Slalom", fügte sie an, "fühlt sich das natürlicher an."

Im alpinen Bereich sitzt Shiffrin, zudem zweimalige Olympiasiegerin, achtmalige Weltmeisterin und fünfmalige Gesamtweltcupsiegerin, längst alleine im Olymp - es gibt allerdings ein Trio, das auf Skiern mehr Siege im Weltcup hat: Telemark-Skifahrerin Amelie Wenger-Reymond aus der Schweiz gewann 164 Weltcup-Wettbewerbe, Langläuferin Marit Björgen aus Norwegen 114, und Freestylerin Conny Kissling aus der Schweiz 106. (SID/bearbeitet von lh)

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