Die überraschende Wende in der Causa Fenninger lässt ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel einmal mehr als großen Gewinner strahlen. Die Athletin selbst ist böse eingeknickt und hat ihre starke Position für die nahe Zukunft vorerst verspielt.

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Zwei eingedeckte Stehtische, darauf ein gutes Dutzend Mikrophone, drei Granden des ÖSV an den Tischen und dahinter ein Werbeaufsteller: Das Ambiente im Mediensaal des Wiener Marriott war sehr spartanisch gehalten, sachlich, nüchtern. Das komplette Gegenstück also zu einer hitzig aufgeladenen Debatte, die hochemotional und zu oft aus dem Bauch heraus geführt wurde.

Der Rosenkrieg zwischen dem Österreichischen Skiverband ÖSV und seiner Spitzenathletin Anna Fenninger hat am Donnerstagvormittag eine neue Wendung genommen. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel gestaltete im Beisein von Generalsekretär Klaus Leistner und Pressechef Joe Schmid eine ziemlich krude Veranstaltung - die er aber mit einer nicht mehr für möglich gedachten Umkehr inszenieren konnte.

Manager Klaus Kärcher quasi vom Hof gejagt

"Anna Fenninger wird alle Regeln akzeptieren", sagte Schröcksnadel. "Sie bleibt vollwertiges Mitglied im ÖSV." Dafür wurde ihr Manager Klaus Kärcher quasi vom Hof gejagt. Ab sofort wird der Verband nicht mehr mit Kärcher kommunizieren. Kärcher darf seiner Klienten noch beratend zur Seite stehen, in der Öffentlichkeit soll er aber nicht mehr für sie sprechen.

Am Mittwochabend hätten sich Schröcksnadel und Fenninger auf Vermittlung des ehemaligen ÖSV-Läufers und heutigen "Head"-Mitarbeiters Rainer Salzgeber getroffen und die Missverständnisse ausgeräumt. Die Rennläuferin habe sich unter anderem dafür entschuldigt, ihn "einen Lügner" genannt zu haben.

Und sie hat offenbar alle Forderungen des Verbands akzeptiert - dazu gehört auch die Entmachtung ihres bisherigen Managers Kärcher. "Mit ihm will ich nichts mehr zu tun haben. Er ist ein schlechter Manager, er dividiert Österreich auseinander", ließ Schröcksnadel die anwesenden Medienvertreter wissen.

Bereits im Vorfeld hatte er den Deutschen hart attackiert, ihm immer wieder nur finanzielle Ziele in der Betreuung seiner Mandantin vorgeworfen. "Kärcher geht es nur ums Geld - dabei wurde Anna in allen sportlichen Belangen von uns gemanagt. Es gibt keinen Platz für einen Manager in diesem Sport. Ein Manager macht keine Arbeit für den Sportler."

Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass der Verband sich und seine Forderungen durchgesetzt hat - und dass eine bis Dienstag noch enorm angriffslustige Anna Fenninger keine 36 Stunden später offenbar komplett eingeknickt ist.

Radikaler Kurswechsel

Die Aussicht auf eine Verbannung aus dem ÖSV-Kader, im schlimmsten Fall sogar der Entzug der Rennlizenz, die damit verbundene Stehzeit von zwei Jahren oder im abgemilderten Fall der finanziellen Zusatzbelastung von kolportierten 500.000 Euro für eine Saison der Eigenfinanzierung, haben offenbar zu einem ziemlich radikalen Kurswechsel geführt.

"Wir hätten sie freigegeben mit österreichischer Lizenz", gab der Präsident zu. "Aber wir wollten keinen Rechtsstreit und ich muss nicht ewig Krieg führen. Ich bin ein Fischer. Du musst wissen, wann der Fisch beißt", führte Schröcksnadel aus, um den merkwürdigen Zeitpunkt der Friedensschließung zu erklären - gerade als die Auseinandersetzung quasi ihren Höhepunkt erreicht hatte. "Manchmal braucht es einen Tsunami, damit etwas passiert", sagte Schröcksnadel darauf lapidar.

Schröcksnadel präsentiert ÖSV als großen Sieger

Der hat es am Donnerstag in nicht einmal 40 Minuten geschafft, sich und den ÖSV als den großen Sieger darzustellen. Und Anna Fenninger? Bis sie sich öffentlich äußert, bleibt viel Raum für Spekulationen. Sie steht nun trotz des Verbleibs beim ÖSV als Verliererin da und man muss sich schon fragen, was genau zwischen ihrem Facebook-Posting und dem persönlichen Gespräch mit Schröcksnadel und "Head-Mitarbeiter Salzgeber vorgefallen ist.

Tatsache ist, dass sie sich in eine schwache Position hineinmanövriert hat. Letztlich haben sich ihre Drohgebärden, für die sie sogar Unterstützung anderer prominenter Rennläuferinnen wie etwa der Amerikanerin Mikaela Shiffrin erhalten hatte, als heiße Luft erwiesen. Sie hatte eine breite Wand an öffentlicher Zustimmung im Rücken und ein Verlust der erfolgreichsten Rennläuferin hätte den ÖSV und seine Verantwortlichen in arge Not bringen können.

Eigentlich war die Ausgangsposition für Anna Fenninger gar nicht so schlecht, um ihre Forderungen durchzudrücken. Und doch ist nun alles ganz anders gekommen. Eine entscheidende Rolle könnte dabei ihrem Ausrüster "Head" zugefallen sein. Der ist aus Imagegründen natürlich unbedingt darauf bedacht, die Zusammenarbeit des Verbands mit dem besten Pferd im Stall am Laufen zu halten. Vielleicht war Salzgeber ja auch mehr als nur der Mediator?

Weg des geringsten Widerstandes

Anna Fenninger hat sich für den Weg des geringsten Widerstands entschieden. Sie hat einen Teil ihrer persönlichen Reputation geopfert, um nicht das System ins Wanken zu bringen. Das ist ihr gutes Recht, nach den Vorkommnissen der letzten Tage und Wochen aber auch ein Eingeständnis dahingehend, dass am Ende doch der Verband am längeren Hebel sitzt.

Der "Paul Scharner des Skisports", wie Fenninger in Anlehnung an den ehemals rebellischen Fußballprofi bereits genannt wurde, ist jedenfalls bis auf Weiteres wieder in der Versenkung verschwunden. Immerhin hat aber auch sie an diesem Donnerstag noch ein bisschen was zu feiern: Anna Fenninger wurde 26 Jahre alt.

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