Dort, wo er vor vier Jahren seine ersten Weltcuppunkte geholt hat, ist Vincent Kriechmayr am Freitag auch zum ersten Weltcupsieg gerast.
Der "Geheimfavorit" aus Österreich setzte sich im Super-G von Beaver Creek vor dem Norweger Kjetil Jansrud und Landsmann
Der Abfahrts-Olympiasieger, der eine Woche davor in Lake Louise ebenfalls als "Testpilot" ausgeschieden war, ebnete mit seiner Fahrt aber den Weg zum Triumph für Kriechmayr.
"Ich habe bei seiner Fahrt gesehen, dass es gegenüber der Besichtigung doch leichter geht und habe voll attackiert", bestätigte Kriechmayr, der gleich nach Mayers Fahrt mit Startnummer drei in die Ski "gesprungen" war.
Am Ende setzte sich der aktuell vor Selbstvertrauen strotzende WM-Fünfte aus Oberösterreich 0,23 Sekunden vor Kanada-Sieger Jansrud und 0,33 vor Reichelt durch. Es war der erste Saisonsieg für die ÖSV-Herren.
Kriechmayr war freilich bei etwas besserer Sicht unterwegs als etwa Reichelt, das ist auf der anspruchsvollen "Raubvogelpiste" mitentscheidend. "Es war jedenfalls seine sehr gute Fahrt", meinte der 26-Jährige.
Der für seine eigenwilligen Kurse bekannte Italiener Alberto Ghidoni hatte wie schon im Vorjahr in Kitzbühel einen "interessanten" Super-G gesetzt. Der Plan, mit einem schnellen Kurs seinen starken Abfahrern eine Vorteil zu verschaffen, ging aber nicht auf.
Dauer-Pech bei Mayer hält an
Der Himmel über Beaver Creek war zudem am ersten der drei Renntage nicht mehr so klar wie zuvor bei den Trainings. Vielmehr wechselten Wolken mit Sonnenschein. Mayer hatte als Weltranglisten-Elfter wieder Nummer eins nehmen müssen, weil Weltmeister Erik Guay auch in Colorado fehlt.
Der Kärntner, der am Samstag Topfavorit in der Abfahrt ist, konnte so erneut nicht ausnutzen, dass er derzeit im Super-G sogar noch stärker drauf ist. Bei bedecktem Himmel setzte Mayer trotz seiner beherzten Fahrt eine Richtzeit, die schon Kriechmayr klar unterbot.
"Es war nicht einfach da runter. Es gibt viele Wellen und Passagen, die man überlegt fahren muss. Vince hat das gesehen und noch ein Schäuferl drauf gelegt", sagte Mayer, der sein Dauer-Pech im Super-G achselzuckend zur Kenntnis nahm. Vor allem im flachen Wald-S verlor der Kärntner Zeit, er quittierte seinen "Blindflug" im Ziel dennoch mit Daumen hoch.
Reichelt auf Podest - Max Franz im Rückstand
Auch Reichelt hatte nicht optimale Sicht. Der vierfache SG-Sieger in Beaver kam aber wenigstens zum bereits siebenten Mal in seiner besten Disziplin hier auf das Podest. "Oben habe ich die Wellen überhaupt nicht gesehen, hab' eher rumspekuliert. Das hätte man besser markieren müssen", übte der 37-jährige Salzburger etwas Kritik.
Auch Reichelt überraschte Platz eins für Kriechmayr nicht. "Wir wissen aus den Trainings, dass er neben Mothl einer der Besten ist. An so einem wie ihm kann man sich echt orientieren."
Max Franz kassierte wie befürchtet auf der Strecke, auf der einmal schwerst gestürzt ist, Rückstand. Der Kärntner, zuletzt in Lake Louise noch Zweiter hinter Sieger Jansrud, kam diesmal über Platz 19 nicht hinaus.
"Überfälliger" Sieg für Kriechmayr
Eigentlich hatte man in Beaver Creek ein "Match" zwischen Reichelt und Jansrud erwartet. Das kam letztlich auch so, nur war eben Überraschungsmann Kriechmayr noch einen Tick schneller.
Der 26-jährige Fischer-Fahrer aus Gramastetten raste nach zwei zweiten und einem dritten Platz in seinem 86. Weltcup-Rennen endlich zum ersten Sieg. Es war auch der erste Saisontriumph für die ÖSV-Herren, dessen Speedabteilung seit diesem Winter von Sepp Brunner gecoacht wird. Die offenbar sehr gute Arbeit trägt bereits prächtige Früchte. Kriechmayr und Co. haben in erst drei Speedrennen der Olympia-Saison bereits fünf Podestplätze geholt.
Kriechmayrs Sieg wurde rundum als "überfällig" bezeichnet. In der Tat tritt der Oberösterreicher seit Wochen extrem selbstbewusst auf, wurde zuletzt in Kanada trotz grober Schnitzer zwei Mal Neunter. "Im Vorjahr habe ich es selbst vergeigt. Aber ich habe gelernt und nun ist mein Grundspeed sehr gut", sagte der nach dem Maler Vincent van Gogh genannte Mühlviertler.
"Natürlich hatte ich mit dem Licht eine Fett'n", gab Kriechmayr zu. "Aber das ist einer der lässigsten Super-G überhaupt, hier gewinnt man nur mit voller Attacke. Deshalb wird mir heute das Grinsen nicht mehr vergehen." © APA
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