Benedikt Doll behält die Nerven und führt sein Team zu WM-Silber. Die deutschen Biathleten müssen sich bei der WM nur Norwegen geschlagen geben. Während die Herren jubeln, erleben die Damen um Laura Dahlmeier mit Rang vier eine herbe Enttäuschung.

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Benedikt Doll hatte sogar noch Zeit, sich kurz vor dem Ziel die Deutschland-Fahne zu schnappen. Danach fiel er freudestrahlend seinen im Ziel wartenden Teamkollegen Erik Lesser, Roman Rees und Arnd Peiffer in die Arme. Dank einer tollen Teamleistung haben sich die deutschen Biathleten bei der WM in Östersund in der Staffel die Silbermedaille gesichert.

"Das Los des Schlussläufers kann ja richtig hart sein oder er kann es gemütlich haben. So konnte ich es wesentlich schöner genießen", sagte Doll im ZDF. Am Samstag waren nur die Norweger stärker, die sich überlegen mit 38,1 Sekunden durchsetzten. Sie holten damit in beiden Staffeln Gold - denn Vanessa Hinz, Franziska Hildebrand, Denise Herrmann und Laura Dahlmeier erlebten zuvor mit dem vierten Platz ein Jahr nach dem Olympia-Debakel (8.) die nächste Enttäuschung.

Doll musste erstmals bei einem Großereignis dem Druck des vierten Mannes standhalten. Denn der etatmäßige Schlussläufer Simon Schempp hat wegen Formschwäche seine Saison bereits beendet. Doch der Schwarzwälder, der immer mal wieder am Schießstand wackelt, behielt im finalen Schießen gegen den siebenmaligen Weltcup-Gesamtsieger Martin Fourcade aus Frankreich die Nerven. "Ich hatte ein gutes Gefühl, als ich in den Schießstand gelaufen bin. Ich habe mir gesagt, ich fühle mich gut und kann das aushalten", berichtete Doll.

Und das tat er. Während der Norweger Johannes Thingnes Bö seinem bereits vierten WM-Gold von Östersund entgegen eilte, fochten Doll und Fourcade Silber und Bronze aus. Während Doll nur einmal nachladen musste, gab der die vergangenen Jahre so dominierende Fourcade durch zwei Strafrunden noch die Medaille aus der Hand. Es war der Höhepunkt an Demütigung für den 30-jährigen Franzosen, der in dieser Saison nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Bronze ging dadurch an Russland.

Enttäuschung bei den Damen

"Die Medaille bedeutet mir extrem viel, weil ich das im Dezember nicht erwarten konnte", sagte Lesser, der wegen starker Rückenschmerzen in der Saison Rennen auslassen musste: "Ich bin unheimlich stolz auf die ganze Mannschaft. Heute Abend können wir ein ganz kleines Bierchen aufmachen."

Während die Herren in Feierlaune waren, überwog bei den Damen die Enttäuschung. Dabei hätte Dahlmeier für ihr zur Rennhalbzeit schon schier aussichtslos zurückliegendes Team fast noch für ein Happy End gesorgt. Am Ende fehlten ganze 0,5 Sekunden zu Bronze.

"Es ist bitter, dass es wieder bei einem Großereignis passiert. Wir haben es am Schießstand liegen gelassen. Wir wollten natürlich zeigen, dass wir zu den Besten gehören, wir sind nicht ohne Grund mit der Nummer eins gestartet", sagte Verfolgungs-Weltmeisterin Herrmann. Doch mit 14 Nachladern und einer Strafrunde von Hinz lieferten sie eine ganz schwache Leistung mit dem Gewehr ab. Zur Titelverteidigung gab es zu keiner Zeit eine Chance. Damit holten die Skijägerinnen erstmals seit sechs Jahren keine WM-Staffel-Medaille.

Massenstart-Rennen am Sonntag

Dass es dann doch noch fast zu einer Medaille gereicht hätte, ist der Leistung von Herrmann in der Loipe und dem Kampfgeist von Dahlmeier geschuldet. Die Ukrainerin Valentina Semerenko wähnte sich schon am Ziel und ließ jubelnd kurz vor der Ziellinie austrudeln. "Die Ukrainerin war sich ihrer Sache sehr sicher und ich habe versucht, noch mal alles rauszuquetschen. Ich habe auf den letzten Metern einen brutal guten Speed gehabt, vielleicht hätten sogar schon drei Meter mehr gereicht und ich hätte den Fuß an ihr vorbeistrecken können", sagte Dahlmeier nach dem doch noch spannenden Finish.

Die WM endet am Sonntag mit den spektakulären Massenstart-Rennen. Bei den Damen (13.15 Uhr/ZDF und Eurosport) sind Herrmann, die zweimalige Bronze-Medaillengewinnerin Dahlmeier, Franziska Preuß und Hildebrand dabei. Bei den Herren (16.00 Uhr) hoffen Peiffer, Doll, Lesser und Philipp Nawrath auf eine Medaillenchance.

(dpa/fra)

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