Campbell Wright ist die große Überraschung bei der Biathlon-WM in Lenzerheide. So wirklich auf dem Schirm hatte den Neuseeländer vor den Wettkämpfen wohl niemand – jetzt hat der 22-Jährige bereits zwei Medaillen.
Campbell Wright riss nach seinem finalen Treffer ins Schwarze ganz weit den Mund auf, konnte sein Glück nach seiner zweiten Silbermedaille innerhalb von 24 Stunden kaum fassen. Ein 22-Jähriger mit Vokuhila aus der neuseeländischen Kleinstadt Rotorua mischt bei der Weltmeisterschaft plötzlich die Biathlon-Elite auf, steigt aus dem Nichts zum größten Herausforderer von Dominator
Neuseeländer Wright startet mittlerweile für die USA
Dem zweiten Platz im Sprint ließ er einen Tag später extrem nervenstark einen weiteren zweiten Platz im Jagdrennen folgen – und holte damit als erster Mann zwei Biathlon-Medaillen für die USA, für die er seit einem Verbandswechsel im Jahr 2023 startet. "Ich bin mir sehr sicher, dass sie in beiden Ländern feiern werden und glücklich sind", erzählte Wright. Seine Mission geht weit über das Sammeln von Medaillen hinaus, er will vor allem den Biathlon-Sport in Neuseeland populärer machen.
Das Skifahren lernte er als kleiner Junge auf der 1600 Meter hoch gelegenen Snow Farm, dem einzigen Langlaufgebiet Neuseelands. Da es auf der Snow Farm auch einen Schießstand gibt, ließ ihn der in Neuseeland als Trainer arbeitende italienische Ex-Biathlet Luca Bormolini zweigleisig ausbilden – und Wright verlor sein Herz an den Biathlon-Sport. Im Alter von 16 Jahren startete er erstmals bei internationalen Wettkämpfen im IBU Junior Cup, arbeitete sich dort immer weiter nach vorne.
2023 schrieb Wright Biathlon-Geschichte
Schließlich feierte das große Talent nur drei Jahre später bereits sein Weltcup-Debüt und schrieb 2023 bei der Junioren-WM Geschichte: Mit Gold im Sprint holte er als erster Biathlet von der Südhalbkugel eine Medaille bei einem offiziellen IBU-Wettkampf. Doch mit diesem Erfolg wurde das neuseeländische Team zu klein für ihn, die strukturellen und finanziellen Voraussetzungen für den angestrebten Aufstieg in die Weltspitze waren dort nicht gegeben.
Da seine Eltern aus den USA stammten, konnte Wright ohne Probleme zum US-Verband wechseln. In diesem Winter arbeitete er sich als Gesamtweltcup-18. in die erweiterte Elite vor, schaffte zwei Plätze unter den Top Ten. Doch die Steigerung zum Höhepunkt überraschte alle – sogar ihn selbst. "Als ich zum letzten Schießen kam, konnte ich nichts anderes als grinsen", sagte der Mann mit der Andre-Agassi-Gedächtnisfrisur nach dem Verfolger: "Oh mein Gott, ich bin einfach nur glücklich."
Und es bleiben in Lenzerheide sogar noch weitere Chancen für Wright, auf Wolke sieben fliegt es sich ja bekanntlich gut. (sid/bearbeitet von ms)
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