Ein ganz großer des österreichischen Tennis hängt seinen Schläger an den Nagel. Jürgen Melzer hat das Ende seiner aktiven Laufbahn für Januar 2021 angekündigt.
Der Niederösterreicher Jürgen Melzer tritt 2021 von der sportlichen Bühne als Tennis-Profi ab. Der 39-Jährige wurde am Montag im Rahmen des Wiener Erste Bank Open als neuer Sportlicher Leiter des Österreichischen Tennisverbandes (ÖTV) präsentiert, ebenso wie Staatssekretär Magnus Brunner als neuer ÖTV-Präsident. Die Wahl des 48-jährigen Vorarlbergers und seines Teams war davor am Nationalfeiertag einstimmig für drei Jahre erfolgt. Melzer tritt den neuen Job im Februar an.
"Das bedeutet, dass ich im Jänner in Australien mein letztes Grand-Slam-Turnier spielen werde", konkretisierte Melzer. "Vielleicht gibt es noch ein Genussprojekt in Paris (Mai/Juni, Anm.) und Wimbledon (Juni, Juli), sollte sich das irgendwie ausgehen. Das hat dann nichts mehr mit Profi-Tennis zu tun. Das wäre, um von den zwei Turnieren, die sehr speziell sind, Abschied zu nehmen. Aber meine professionelle Karriere endet eigentlich mit 2020."
Ganz ausschließen wollte Melzer auch seine vierte Olympia-Teilnahme nicht, Tokio 2021 (Juli/August) sozusagen als ein allerletztes Genussprojekt. "Das ist extrem weit weg und in meiner Prioritätenliste nicht ganz oben. Aber sollte Alex (Peya, Anm.) fit werden und wir drei Doppelspieler haben, dadurch könnte einer nicht spielen, und mein Ranking würde noch ausreichen, kann man vielleicht darüber reden. Im Moment ist es so, dass mit Oli (Oliver Marach) und Ossi (Philipp Oswald) ein Team fit ist."
Melzer freut sich über neue Aufgabe
Viel mehr Gedanken macht sich der zweifache Wien-Sieger bereits über seine künftige Tätigkeit als Sportlicher Leiter. "Es ist eine große Ehre, für den Verband ab 2021 tätig zu sein", meinte der aus der "Bubble" virtuell zugeschaltete Melzer. "Ich glaube, dass ich durch meine Vergangenheit, durch das Davis Cup spielen, die Nähe zum Verband doch bewiesen habe, dass sie sich auf mich verlassen können. Das möchte ich beweisen." Es gebe kein Ausgrenzen, es soll ein gemeinsamer Weg gefunden werden.
"Unsere Arme sind offen. Wir wollen einen gemeinsamen Weg finden, um die Leute oder die Talente besser zu machen und auch neue Talente zum Tennissport zu bekommen", erklärte der ehemalige Achte der Einzel-Weltrangliste. "Dass wir mehr Talente an Land ziehen, ist mir ein großes Anliegen, wird auch eine Hauptaufgabe von mir sein. Ich möchte selbst viel am Platz sein. Es wäre schade, wenn ich das Know-how, das ich die letzten 30 Jahre aufgebaut habe, nicht am Platz weitergeben könnte."
Wie Melzer möchte auch Brunner ein gutes Nebeneinander mit dem Austrian Tennis Committee (ATC) von Wolfgang Thiem erreichen. Erst am Donnerstag wurde deren Akademie in Traiskirchen präsentiert, die sechs besten österreichischen Spieler haben dort ihre Trainingsbasis. "Wir treten an, Brücken zu bauen. Wir sind alles Leute, die das Verbindende vor das Trennende stellen", sagte der seit Jänner 2020 als ÖVP-Staatssekretär im Infrastruktur-Ministerium von Leonore Gewessler (Grüne) tätige Brunner.
Brunner und sein Team waren in Anwesenheit von Sportminister und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) am frühen Nachmittag bei der ÖTV-Generalversammlung in einem Wiener Hotel gewählt worden. Seit dem Sommer hätten bereits viele Gespräche stattgefunden. "Nur gemeinsam können wir den österreichischen Tennissport weiterbringen", bekräftigte der dreifache Familienvater, einst selbst Staatsliga-Spieler und jetzt noch aktiver Senioren-Spieler.
Sein Team sei klein, aber schlagkräftig. "Es ist voller Leidenschaft und mit Herzblut dabei, alle kommen aus dem Tennissport." Als Vizepräsidentin bleibt Elke Romauch im Amt, ist weiter für rechtliche Angelegenheiten zuständig. Weitere Vizepräsidenten sind Unternehmer Martin Ohneberg, zuständig für Wirtschaft und Finanzen, sowie Georg Blumauer. Der frühere Kurzzeitprofi ist Rechtsanwalt und wird sich um den Sportbereich kümmern. (br/apa) © APA
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.