Zwei Jahre nach seinem ebenso legendären wie tragischen Halbfinalspiel gegen Rafael Nadal bekommt es Alexander Zverev bei den French Open in Paris erneut mit dem Rekordsieger des Turniers zu tun - diesmal schon in Runde eins.
Der Olympiasieger gegen den Sandplatzkönig: Bereits in der ersten Runde der French Open trifft
Aus Sicht des Tennis-Bundestrainers Michael Kohlmann geht Zverev mit Vorteilen ins hochspannende Duell mit
Zuletzt hatten sich Zverev und Nadal 2022 in einem hochklassigen und unvergessenen Halbfinale gegenübergestanden. Damals verletzte sich Zverev beim Stand von 6:7 und 6:6 aus seiner Sicht schwer am Knöchel und musste aufgeben. Nadal feierte so den siebten Sieg im zehnten Duell mit Zverev. Nadal holte anschließend auch den Titel. Es war sein 14. bei den French Open, was einen Rekord darstellt. Der Spanier geht 2024 voraussichtlich zum letzten Mal beim zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres an den Start.
"Rafa wird viel besser spielen als in Madrid oder Rom, da bin ich sicher", schätzt Zverev. "Wenn man über Roland Garros spricht und Nadal dort ist, ist er für mich immer der größte Favorit", sagte auch Titelverteidiger Novak Djokovic bei seiner Generalprobe in Genf: "Nach all dem, was er auf den Plätzen von Roland Garros getan hat, ist es normal, ihn als den größten Favoriten zu sehen." Natürlich sei Nadals Niveau vor Paris "ein wenig anders" als üblich gewesen, sagte Djokovic, "aber es ist Roland Garros, und es ist Nadal."
Der Mallorquiner hat bei den French Open erst drei (!) Matches verloren, bei 112 Siegen. 14 Mal stand er im Finale, 14 Mal gewann er, musste nie über fünf Sätze. Geschlagen geben musste sich Nadal nur
Alexander Zverev kommt mit einem Turniersieg aus Rom nach Paris
Zverev indes hat noch einige Starts in Paris vor, wo er auch 2023 das Halbfinale erreichte und in drei Sätzen am Norweger Casper Ruud scheiterte. Nach seinem Triumph bei der Generalprobe in Rom will der deutsche Tennisstar aber schon 2024 seinen ersten Grand-Slam-Sieg holen.
Zweimal stand er schon ganz dicht vor einem Major-Triumph. 2020 beim US-Open-Finale verspielte Zverev gegen seinen österreichischen Kumpel
"Die letzten zwei Jahre waren sehr schwierig", sagte Zverev, der nach seiner Fußverletzung lange um den Anschluss an die Weltspitze kämpfte. "Ich wusste nicht, ob ich jemals wieder auf dieser Bühne spielen kann." Die Antwort gab er sich mit seinem Masters-1000-Triumph in Rom selbst. In italienischen Zeitungen wurde er als "Alexander der Große" gefeiert. Folgt nun in Paris die Krönung?
"Die Sterne stehen extrem gut" - mit diesen Worten hatte Deutschlands Tennis-Ikone Boris Becker seinem Nachfolger schon vor Monaten ein erfolgreiches Tennisjahr 2024 vorausgesagt. Angesichts von Zverevs Topform und der schwächelnden Konkurrenz sind die Chancen nochmals gestiegen. "Es ist immer ein bisschen unfair, weil es den Druck auf ihn erhöht, dass er unbedingt gewinnen muss", sagte Ex-Spielerin Andrea Petkovic bei Sky: "Ich würde eher sagen: Er kann." In bester Barack-Obama-Manier warf Petkovic dem Hamburger vor laufender Kamera auch ein motivierendes "Yes, you can!" zu.
Alexander Zverev gehört wieder zu den besten vier Spielern der Welt
Dies drückt sich auch in der Weltrangliste aus, in der der 27-Jährige erstmals seit seiner schweren Fußverletzung wieder in die Top-4 vorgerückt ist. Angenehmer Nebeneffekt: Dadurch geht er mindestens bis zum Halbfinale den drei anderen großen Turnierfavoriten Djokovic, Jannik Sinner und Carlos Alcaraz aus dem Weg - sofern überhaupt alle starten. Alle drei und auch Nadal hatten zuletzt mit Verletzungen zu kämpfen. Auf Zverev könnte im Achtelfinale Top-Talent Holger Rune aus Dänemark warten, im Viertelfinale Zverevs Erzrivale Daniil Medwedew. Im Halbfinale könnte es zum Duell mit Grand-Slam-Rekordchampion Djokovic kommen.
Klar ist: Zverev will seine Chance nutzen und scheut dafür kein Risiko. Er wolle sein "aggressivstes Tennis spielen", betonte er. Analysen zeigen, dass der Australian-Open-Halbfinalist bei seiner eher schwächeren Vorhand in Sachen Kontrolle und Geschwindigkeit deutliche Fortschritte gemacht hat. Auf seine Rückhand und vor allem seinen Aufschlag kann er sich ohnehin verlassen.
Alexander Zverev wird Körperverletzung vorgeworfen
Was spricht also gegen ihn? Womöglich könnte der während der French Open am 31. Mai angesetzte Beginn des Prozesses wegen des Vorwurfs der Körperverletzung vor dem Amtsgericht Tiergarten in Berlin seine Konzentration beeinflussen. Schon während der Australian Open war das Thema von internationalen Medien aufgegriffen und auch Zverevs Kontrahenten dazu befragt worden. Damals hatte er sich davon nach eigener Aussage nicht abgelenkt gefühlt.
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Zverev soll eine Geldstrafe von 450.000 Euro (90 Tagessätze zu je 5000 Euro) wegen Körperverletzung zahlen. Er weist den Vorwurf jedoch zurück und hat Einspruch eingelegt. Ihm wird zur Last gelegt, im Mai 2020 in Berlin bei einem Streit eine Frau körperlich misshandelt zu haben. Die mutmaßlich Geschädigte tritt in dem Verfahren als Nebenklägerin auf. Zverev muss selbst nicht vor Gericht erscheinen. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt für Zverev die Unschuldsvermutung. (sid/dpa/hau)
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