9.200 Fans in der ausverkauften Wiener Stadthalle haben kurz vor Mitternacht das Erste Bank Open enttäuscht verlassen. Lokalmatador und Nummer 6 der Welt Dominic Thiem schied wie im Vorjahr bereits im Achtelfinale aus. Der 24-Jährige verlor gegen den Franzosen Richard Gasquet nach 2:22 Stunden mit 6:4,5:7,1:6. Ebenfalls draußen ist Dennis Novak.
Thiems bestes Wien-Resultat bleibt damit weiterhin das Viertelfinale aus 2013. Sein nächstes Turnier hätte der Lichtenwörther nun kommende Woche beim Masters-1000-Event in Paris-Bercy austragen sollen, doch
Dominic Thiem: "Ein paar Sachen belasten mich"
"Es gibt ein paar Sachen körperlicher Natur, die nur ein paar Leute wissen, die mich ein bisserl belasten", erklärte Thiem. Darum werde er den Paris-Trip absagen, um sich ganz auf die ATP World Tour Finals in London zu konzentrieren. "Ich weiß schon seit längerer Zeit, dass da etwas im Busch ist, darum werde ich das jetzt auskurieren." Thiem wollte nicht näher darauf eingehen, in welcher Körperregion er Probleme hat.
"Die Enttäuschung ist extrem groß. Ich war am Ende vom zweiten Satz nicht weit von einem Break entfernt, aber im Endeffekt war es dann doch zu wenig", analysierte Thiem kurz nach dem Match. "Ich war die meiste Zeit im zweiten Satz chancenlos als Returnspieler und ich habe selbst als Aufschläger immer wieder gewackelt. Früher oder später bekommt man das Break, es war nur eine Frage der Zeit und im dritten ist es mir dann ein bisschen davongelaufen."
Thiem startet stark
Thiem hatte eigentlich recht stark begonnen und schaffte zum 3:2 auch früh ein Break. Bei 5:3 und 0:40 fand er bei Aufschlag des Franzosen gleich drei Satzbälle en suite vor. Doch Gasquet rettete sich nicht zuletzt dank zweier Asse in Folge zum 4:5.
Als Thiem auf den Satz servierte, nützte er den insgesamt fünften Satzball nach 48 Minuten zur 1:0-Satzführung. "Im ersten Satz habe ich die Rallyes meistens dominiert, habe guten, hohen Spin gespielt und ihm ziemliche Schwierigkeiten bereitet. Dann ist es mir nicht mehr so gut gelungen, deshalb hat er mehr und mehr die Oberhand gehabt."
Im zweiten Durchgang wehrte Thiem zunächst zwei Breakbälle bei 0:1 ab, danach ging es bis zum 6:5 für Gasquet mit dem Aufschlag. Thiem hatte bei seinem Service allerdings weit mehr Probleme als Gasquet. Schließlich nutzte Gasquet seinen ersten Satzball nach 1:50 Stunden zum 7:5.
Nächste Station: ATP-World-Tour-Finals in London
Der mit alles andere als zuversichtlicher Körpersprache agierende Lokalmatador geriet in der Folge im dritten Durchgang schnell mit 0:3 in Rückstand. Die drohende Niederlage war an diesem Tag nicht mehr zu verhindern. "Das Turnier ist nun einmal sehr gut besetzt, Gasquet ist ein extrem starker Gegner in der zweiten Runde. Da kann man gegen den einmal verlieren, wenn man selbst nicht die beste Leistung bringt. Das war heute der Fall."
Nach der nun freuen Paris-Woche tritt Thiem dann bei den ATP-World-Tour-Finals der besten acht Spieler des Jahres in London an. Für London, das lukrative Saison-Finale der besten acht Spieler vom 12. bis 19. November in der O2-Arena, bleibt Thiem aber zuversichtlich. "Das ist noch einmal ein Super-Highlight zum Schluss und ich bin mir sicher, dass ich dort in guter Form auflaufen werde."
Neben Thiem blieb am Donnerstag auch Dennis Novak auf der Strecke. Der 24-jährige Niederösterreicher verpasste seinen bisher größten Erfolg, den erstmaligen Einzug ins Viertelfinale eines ATP-Turniers, hauchdünn. Novak unterlag als Außenseiter dem Briten Kyle Edmund mit 6:7(2),7:6(5),6:7(3).
Frenetische Anfeuerung für Qualifikanten
Qualifikant Novak, der sich mit insgesamt drei Siegen in sein erstes Achtelfinale in Wien bzw. bei einem ATP-500-Turnier gekämpft hatte, wurde vom Publikum frenetisch angefeuert. Doch der nächste Schritt im Tourleben blieb dem siebenfachen Future-Sieger verwehrt. Es hätte mit einer Platzierung um Rang 187 auch seine bisher beste Position im Ranking bedeutet. Novak wird sich dennoch von der 284. etwa an die 215. Stelle verbessern.
"Ich bin mega-enttäuscht und extrem traurig. Es war eine unfassbar harte Partie. Wir haben beide alles gegeben. Es tut mir echt leid für die Fans, dass ich ihnen keinen Sieg schenken habe können", sagte Novak, der aber meinte, dass er alles auf dem Platz gelassen habe. "Leider habe ich im dritten Satz ein paar dumme Entscheidungen getroffen und das hat mich das Match gekostet."
Dennis Novak fightet sich zurück
Schon am Beginn, als er nach langem Aufschlag-Game gleich ein Break kassierte, geriet Novak in Rückstand. "Ich war ziemlich nervös, vor so einer Kulisse einzulaufen. Aber ich habe das dann abgelegt und mich gut in die Partie reingekämpft", resümierte der Schützling von Günter Bresnik. Den ersten Satz habe er dann aber verdient verloren. Im neunten Game wehrte Novak bei eigenem Aufschlag gleich drei Satzbälle ab und schaffte in der Folge das Rebreak zum 5:5. Nach 50 Minuten ging es ins Tiebreak, in dem der routiniertere Brite aber rasch mit 6:2 in Führung ging und dann gleich seinen ersten Satzball zur 1:0-Satzführung nutzte.
Als Edmund im zweiten Durchgang mit 4:1 in Front ging, trauten nur noch wenige dem Niederösterreicher die Wende zu. Doch Novak fightete sich mit bemerkenswerter Leidenschaft zurück. "Da bin ich locker geworden und habe geile Bälle gespielt", sagte Novak. Er schaffte das Rebreak zum 3:4 und erreichte auch im zweiten Satz das Tiebreak. In diesem behielt der Weltranglisten-284., der in Neufeld im Burgenland lebt, die Oberhand. Nach 1:57 Stunden stand es 1:1 in Sätzen.
"Hätte ich mehr rausholen müssen"
"Das Tiebreak im zweiten habe ich gut gespielt und ich finde, dass ich im dritten Satz der bessere Spieler war. Ich war bei seinen Aufschlag-Games viel näher dran als er bei meinen. Da hätte ich mehr rausholen müssen." Bei 2:1 vergab Novak seinen einzigen Breakball im letzten Durchgang zum 3:1, danach ging es ohne Break auch im dritten Satz ins Tiebreak. Davor stand Novak bei 5:4 und 6:5 jeweils bei 30 beide zwei Punkte vor seinem bisher größten Sieg. Doch am Ende hatte der zwei Jahre jüngere Edmund, der im Ranking auf Platz 63 liegt, den längeren Atem und spielte sich im dritten Tiebreak ins Viertelfinale. Novak: "Das letzte Tiebreak war eine Katastrophe, da habe ich drei komplett unnötige dumme Fehler gemacht."
Noch zwei Gesetzte in Wien im Bewerb
Mitnehmen kann er neben insgesamt 65 ATP-Punkten und brutto rund 30.000 Euro aber auch die unvergessliche Atmosphäre in der vollen Stadthalle. "Die Stimmung war unfassbar, ich habe teilweise Gänsehaut gehabt. Das hat natürlich auch extra Kräfte freigesetzt", gestand Novak.
Eigentlich sind für den Rest der Saison noch zwei Future-Turniere geplant, aufgrund der gemachten Punkte könnte es da aber noch zu einer Änderung kommen. Darüber will sich Novak mit seinem Trainerteam noch beraten.
In Wien sind nach dem Thiem-Out im Viertelfinale nur noch zwei Gesetzte im Bewerb: Am Freitag (2. Spiel nach 16:30 Uhr) spielen im Schlager Topstar Alexander Zverev (GER-1) und Jo-Wilfried Tsonga (FRA-8) gegeneinander.
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