Sportlerinnen schätzen sich während ihrer Menstruation deutlich schlechter ein, als sie tatsächlich in Tests abschneiden. In einer anderen Phase ihres Zyklus sind Athletinnen aber offenbar tatsächlich beeinträchtigt, hat eine Studie herausgefunden.
Messung und Selbstwahrnehmung stimmen nicht überein: Während der Menstruation schneiden Frauen in kognitiven Tests besser ab - halten ihre Leistung aber selbst für schlechter. In einer britischen Studie reagierten Teilnehmerinnen in dieser Phase des Menstruationszyklus auf Tests zu Reaktion, Aufmerksamkeit und räumlicher Vorstellung schneller und lagen seltener falsch.
Schlechter schnitten die Frauen dagegen während der sogenannte Lutealphase ab - also in den etwa zwei Wochen zwischen Eisprung und Menstruation. Dadurch könne in dieser Phase das Verletzungsrisiko beim Sport steigen, vermutet das Team um Flaminia Ronca vom University College London in der Zeitschrift "Neuropsychologia".
"Es überrascht, dass die Teilnehmerinnen während der Menstruation besser abschnitten", wird Ronca in einer Mitteilung der Universität zitiert. "Das weckt Zweifel daran, was Frauen - und möglicherweise auch die Gesellschaft allgemein - über ihre Fähigkeiten während dieser besonderen Phase annehmen."
Fußballerinnen vermuteten Zusammenhang zwischen Menstruation und Verletzungsrisiko
Auf die Idee zu der Studie kam das Forschungsteam durch Gespräche mit Fußballerinnen darüber, ob der Menstruationszyklus ihre Leistung beeinflussen und sich auch auf ihr Verletzungsrisiko auswirken könnte. Um dies zu prüfen, untersuchte das Team jedoch keine physiologischen Faktoren wie etwa Körpertemperatur, Kraft oder Kontrolle über die Muskeln. Stattdessen ließen sie insgesamt 241 Teilnehmende - darunter 96 Männer - diverse kognitive Tests absolvieren, und zwar im Abstand von zwei Wochen.
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Während der Menstruation reagierten die Frauen im Mittel schneller und zuverlässiger. Bei Aufgaben zur räumlichen Vorstellung waren sie um etwa zehn Millisekunden schneller, was immerhin zwölf Prozent entsprach. Dennoch fühlten sie sich zu dieser Zeit schlechter und hatten das Gefühl, dass ihre Leistung beeinträchtigt war.
In dieser Phase reagieren Frauen langsamer
Tatsächlich langsamer reagierten sie jedoch in der Lutealphase - insbesondere bei Aufgaben zur räumlichen Vorstellung. Das Team erklärt dies mit hormonellen Veränderungen: Das Hormon Progesteron hemme Reaktionen im Gehirn, während Östrogen diese eher beschleunige.
Gerade beim Sport könne ein vermindertes Reaktionsvermögen deutliche Folgen haben, betont die Gruppe. "Studien deuten darauf hin, dass Athletinnen während der Lutealphase anfälliger für bestimmte Arten von Sportverletzungen sind", erläutert Ronca. "Die Vermutung bestand, dass dies auf biomechanischen Veränderungen als Folge von hormonellen Einflüssen basiert." Möglicherweise, so erläutert sie, könnten auch minimal verminderte Reaktionen Bewegungsabläufe so verändern, dass Verletzungen wahrscheinlicher würden.
"Die Resultate dieser Studie deuten darauf hin, dass visuell-räumliche und antizipatorische Vorgänge, die an manchen Sportaktivitäten beteiligt sind, während des Menstruationszyklus schwanken", notiert die Gruppe. Die genauen Zusammenhänge müssten jedoch weiter erforscht werden.
Das zweite auffällige Resultat ist die Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und der tatsächlichen Leistung. "Wie wir uns fühlen, spiegelt nicht immer wider, wie wir agieren", betont Ronca.
Die Frage von Menstruationszyklus und Verletzungsrisiko hatte vor einem Jahr ein spanisches Team im Fachblatt "International Journal of Environmental Research and Public Health" untersucht. Diese Gruppe war nach Auswertung verschiedener Studien zwar ebenfalls zu dem Ergebnis gelangt, dass der Menstruationszyklus die Verletzungsgefahr beeinflusst. Erhöht sei das Risiko aber vor allem in der Eireifungsphase, also in den etwa zwei Wochen zwischen Menstruation und Eisprung. (dpa/ska)
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