• Herbe Klatsche im Riesentorlauf der Herren - und auch beim Biathlon und im Eisschnelllauf gibt es nicht die erhofften Medaillen.
  • Dafür üben Österreichs Athleten teilweise heftige Kritik an den Organisatoren.

Mehr News zu Olympia finden Sie hier

Ski alpin, Riesenslalom der Herren:

Riesen-Enttäuschung für Österreich im Riesentorlauf! Die vier ÖSV-Asse gehen komplett leer aus, kein einziger schaffte es unter die Top Ten. Beim Sieg des Schweizers Marco Odermatt, der seine nach zwei Enttäuschungen in den Speed-Rennen nun doch noch sein erste Goldmedaille einfahren konnte, belegte Raphael Haaser Platz elf und wurde damit schon bester Österreicher. Marco Schwarz landete auf Rang 14, Stefan Brennsteiner wurde 27. und Manuel Feller schied im zweiten Durchgang aus.

Besonders tragisch verlief das Rennen für Brennsteiner: Der lag nach dem ersten Durchgang noch auf Rang zwei, setzte im ersten Lauf bei extrem schwierigen Verhältnissen mit starkem Schneefall und schlechter Sicht einen tollen Run in den Schnee und hatte auf Odermatt nur vier Hundertstel Rückstand. Im zweiten blieb Brennsteiner dann auch lange auf Kurs, machte aber wenige Tore vor dem Ziel ein entscheidenden Fehler, stürzte über den Innenski und rutschte förmlich nur noch über die Ziellinie.

"Es tut sehr weh. Aber es gibt viel Schlimmeres im Leben. Es gibt so viele Leute, die für mich kämpfen und alles geben - da hätte man heute was zurückgeben können. Jetzt muss ich sie noch ein bisschen vertrösten. Mein zweiter Lauf war von oben weg ein bisschen verhauen. Versöhnlich war das hier nicht...", sagte der brutal enttäuschte Brennsteiner nach dem Rennen.

Schon vor vier Jahren in Pyeongchang war Brennsteiner als Zweiter nach dem ersten Lauf im zweiten gestürzt, riss sich dabei sogar das Kreuzband. "Aber ich gehe wenigstens raus und humpel nicht aus dem Ziel. Das war ein kleiner Schritt - aber wenn es in so kleinen Schritten vorwärts geht, dann muss ich noch zehn Olympiaden fahren. So alt werde ich nicht!"

Hinter dem großen Triumphator Odermatt sicherten sich indes Zan Kranjec aus Slowenien und Weltmeister Mathieu Faivre Silber und Bronze. Ärger gab es aber um die Umstände der Durchführung beider Läufe. Während der erste Durchgang auf Grund der Witterungsvberhältnisse ein Vabanquespiel für die Fahrer war, musste die Athleten später wegen Pistenarbeiten über eine Stunde auf den Start warten.

"So etwas wie heute habe ich noch nicht erlebt. Der erste Durchgang war schon komplett verantwortungslos: Null Sicht, fast schon gefährlich. Vor allem der Zielraum eine Katastrophe. Das ist eine Frechheit und gefährlich. Ich weiß nicht, was sie sich da denken. Dann fünf Stunden warten und warten, bis es dunkel ist. Aber ich weiß nicht, was sie in der Zeit gemacht haben. Im ersten Hang waren so hohe Hügel, das war unglaublich", sagte ein geladener Feller im ORF.

Eisschnelllauf, 500 Meter der Damen:

Läppische sieben Hundertstel haben gefehlt. Vanessa Herzog lief über die 500 Meter das Rennen ihres Lebens, lag vor den letzten beiden Pärchen noch auf dem Bronze-Rang - und ging am Ende doch leer aus. Platz vier und damit der Blech-Rang für Herzog, die am Ende noch von der Russin Angelina Golikova und der US-Amerikanerin Erin Jackson verdrängt wurde. Jackson holte dann auch Gold, hauchzart vor der Japanerin Miho Takagi und eben Golikova.

Damit bleibt Herzog wie schon vor vier Jahren in Pyeongchang erneut eine Medaille verwehrt - auch damals landete sie auf dem undankbaren vierten Platz. Die Enttäuschung hielt sich bei ihr nach außen hin aber noch einigermaßen in Grenzen. "Dass es sich so knapp nicht ausgegangen ist, ist schade, aber angesichts der Vorbereitung bin ich froh, dass ich überhaupt hier bin und so eine gute Zeit laufen konnte", sagte sie im "ORF".

Biathlon, Verfolgung der Damen:

Nichts war es auch im Biathlon mit einer möglichen Medaille für Rot-Weiß-Rot. Dabei hatte Lisa Theresa Hauser bis zum letzten Schießen noch einige Trümpfe in der Hand. Die beste Skijägerin des Landes ging in einer kleinen Verfolgergruppe zum vierten und letzten Mal in den Schießstand, mit einer Null wäre die Chance auf mindestens Bronze gegeben gewesen.

Dann verhaute Hauser aber den vierten Schuss, musste nach zwei fehlerfreien Liegendschießen und einem Fehler im ersten Stehendanschlag ein zweites Mal in die Strafrunde und war damit raus aus dem Medaillenrennen.

Hinter der totalen Dominatorin Marte Olsbu Roeiseland, die im vierten Rennen ihre vierte Medaille holte und zum dritten Mal Olympiasiegerin wurde, machten Elvira Oeberg aus Schweden und die Norwegerin Tiril Eckhoff die Plätze zwei und drei unter sich aus. Hauser erreichte dann rund 20 Sekunden hinter dem Bronze-Rang das Ziel und wurde am Ende Siebte.

Wie schon im Alpin-Bewerb einige Stunden davor setzten die Verhältnisse den Läuferinnen mächtig zu. "Es waren extreme Bedingungen. So ein brutales Rennen habe ich selten erlebt. Der Schneefall hat es so langsam gemacht. Es war von Anfang an hart zu kämpfen", haderte Hauser mit dem dauernden Schneefall, der die Piste langsam und staubtrocken gemacht hatte. "Mit 0,0 und 1,1 kann ich ganz gut leben - aber für die Medaille hätte die vier Mal 0 gebraucht. Ich will nicht zum Jammern anfangen - Vierte und Siebte sind gute Resultate. Aber die Bedingungen waren einfach brutal. Die Laufzeit ist nicht zufriedenstellend - da habe ich mehr drauf. Aber es war einfach ein Fight. Aber ich habe es auch am Schießstand vermasselt."

Auch die beiden anderen ÖOC-Starterinnen Katharina Innerhofer und Julia Schwaiger waren alles andere als glücklich über die Verhältnisse in der Loipe. Ich habe schon beim Einzel gedacht, das war hart - aber heute war es noch härter", sagte Innerhofer. "So ein Rennen habe ich noch nie erlebt. Die Verhältnisse waren heute nochmal eine Krönung. Der Neuschnee ist so stumpf, da ist keine Nässe drin und das macht ihn so langsam", war auch Schwaiger restlos bedient.

Biathlon, Verfolgung der Herren:

Super Rennen von Felix Leitner im Verfolger! Der 25-Jährige, im Sprint nur auf Platz 46 notiert, lief und schoss sich Platz um Platz nach vorne und wurde am Ende mit nur einem Schießfehler in der anspruchsvollen Loipe und bei extrem schlechter Sicht am Schießstand noch Zehnter. Nicht so gut lief es dagegen für Routinier Simon Eder, der gleich fünf Scheiben stehen ließ und auf Rang 37 durchgereicht wurde.

"Es war von den Bedingungen extrem. Ich habe in der ersten Runde schon gesehen, dass es bei mir nix wird", sagte Eder im ORF. "Normalerweise würde man die Ski dann irgendwo hinschmeißen, aber man läuft es weiter, weil‘s halt Olympia ist. Heute war es, als hätte jemand Sand reingestreut. Es ist einfach nichts gegangen."

Sieger in einem wilden Rennen, in dem der turmhohe Favorit Johannes Thignes Boe nach sage und schreibe sieben Schießfehlern den sicher geglaubten Olympiasieg noch aus der Hand gab, wurde der Franzose Quentin Fillon Maillet, der seine zweite Goldene abstaubte. Silber ging an Tajei Boe, Bronze sicherte sich der Russe Eduard Latypov.

Und sonst noch?

Big-Air-Contender Clemens Millauer hat riesiges Pech: Der Kremser bricht sich im Training nach einem Sturz den Knöchel, weil sich sein Board unglücklich im Schnee verhakt. Olympia ist damit für ihn vorbei, noch ehe es so richtig begonnen hatte.

Vom Winde und durch den Schneefall verweht wurden die Qualifikationen im Slopestyle und bei den Aerials der Ski Freestyler. Auch diese Wettbewerbe der Damen wurden um einen Tag verschoben - was auch für die Männer gilt, die nun am erst Dienstag statt schon am Montag ran dürfen.

Im Monobob der Damen liegt Katrin Beierl nach zwei von vier Durchgängen auf Rang zwölf. Die Medaillenchancen dürften bei schon über einer Sekunde Rückstand auf Rang drei nur noch theoretischer Natur sein.

In der 4x10km-Staffel der Langlauf-Herren holte sich Russland den Titel vor Norwegen und Frankreich. Ein ÖOC-Quartett war nicht gemeldet. Auch beim Shorttrack lief die Medaillenvergabe ohne österreichische Beteiligung. Die 3.000-Meter-Staffel der Damen ging an die favorisierten Niederländerinnen, vor Südkorea und China. Über die 500 Meter bei den Herren lief Shaoang Liu zur ersten Goldmedaille für Ungarn! Der Russe Konstantin Ivliev sholte Silber, der Kanadier Steven Dubois Bronze.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.