Isabell Werth ist in der Frage, ob russische und belarussische Athletinnen und Athleten zu den olymischen Spielen zurückkehren dürfen, auf der Seite des IOC. Der Ausschluss sei Diskriminierung, so die mehrfache Reit-Olympiasiegerin.
Die siebenmalige Reit-Olympiasiegerin Isabell Werth unterstützt in der Russland-Frage die jüngste Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees. "Ich tendiere dazu, der IOC-Empfehlung zu folgen. Nicht, weil ich auch nur ansatzweise diesen furchtbaren, grausamen Krieg Russlands in der Ukraine billige. Dieses Vorgehen ist mit nichts zu rechtfertigen. Aber in diesem Szenario schiebe ich alle Emotionen beiseite und sage: Der Ausschluss ist eine Diskriminierung", sagte Werth der "Sport Bild".
Der Sport solle "bei der Nationenfrage aufhören", so die 53-Jährige: "Ich finde es sehr gefährlich, wenn der Sport politisiert und instrumentalisiert wird. Hier sollte man den Athleten nicht die Olympia-Chance nehmen." In der Vorwoche hatte das IOC den Weltverbänden die Rückkehr russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten unter Auflagen empfohlen. Teilnehmen dürften nur Einzelsportler unter strikter Neutralität. Eine Entscheidung bezüglich der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris steht noch aus.
"Für mich ist dabei Voraussetzung für eine Starterlaubnis, dass sich die russischen Sportler eindeutig vom Krieg distanzieren und klar unter eine neutrale Flagge stellen. Es darf aber kein grundsätzliches kollektives Berufsverbot geben", sagte Werth: "Ich halte es für naiv zu glauben, dass es bei Putin zu einem Umdenken führen könnte, wenn die Russen nicht bei Olympischen Spielen dabei wären. Am Ende wäre es wie bei den Olympia-Boykotten 1980 und 1984. Es gibt nur Verlierer!"
Schwimm-Olympiasieger Groß hält nichts von einer Russen-Rückkehr
Michael Groß, dreimaliger Schwimm-Olympiasieger, hält derweil nichts von einer Russen-Rückkehr: "Russische und belarussische Sportler sollten nicht zugelassen werden. Die einfachste Lösung für eine Rückkehr Russlands zu Olympia ist: Putin beendet den Krieg. Alle Bedingungen, die das IOC vorgeschlagen hat, können nicht erfüllt werden. Das russische Sportsystem ist vom Staat abhängig. Deshalb ist es völlig illusorisch, dass russische Athleten unter neutraler Flagge starten könnten", sagte er der Sport Bild.
Während sich der Leichtathletikverband World Athletics weiter gegen die Zulassung ausspricht, hatten sich die Fechter (FIE) und Boxer (IBA) bereits vor der IOC-Empfehlung für die Öffnung ihrer Wettkämpfe für die bislang verbannten Sportler entschieden. Auch der Taekwondo-Weltverband lässt Russen und Belarussen wieder als Neutrale zu.
Der All England Club in London, der das Tennisturnier in Wimbledon ausrichtet, wird in diesem Jahr ebenfalls wieder russische und belarussische Spieler starten lassen. Im vergangenen Jahr waren diese ausgeschlossen gewesen, anders als bei den anderen Grand-Slam-Turnieren sowie auf der ATP- und WTA-Tour. (SID/lh)
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