- Mehr als zwei Jahrzehnte gehörte Ronald Rauhe zur Weltklasse.
- Nun verabschiedet sich Deutschlands erfolgreichster Kanute aus dem Spitzensport - und krönt sein Karriereende mit Olympia-Gold im Kajak-Vierer.
- Das Flaggschiff ist wie in Rio 2016 nicht zu schlagen.
Zum Abschluss der olympischen Kanu-Wettbewerbe hat der deutsche Kajak-Vierer Gold gewonnen und für ein einigermaßen versöhnliches Olympia-Finale der sonst so erfolgsverwöhnten Rennkanuten gesorgt.
Max Rendschmidt, Ronald Rauhe, Tom Liebscher und Max Lemke triumphierten am Samstag und gewannen die erst dritte Medaille im Kanu-Rennsport bei den Tokio-Spielen - sechs bis sieben Medaillen waren die Zielvorgabe gewesen. Die Frauen schafften es erstmals seit langer Zeit nicht auf das Podest.
In Rio hatte es noch vier Mal Gold und insgesamt sieben Podestplätze gegeben - es war die stärkste olympische Ausbeute seit Athen 2004. Die Slalom-Kanuten dagegen hatten in Tokio mit einmal Gold und dreimal Bronze ihre Zielstellung doppelt übertroffen.
Während der dreimalige Olympiasieger
Olympia 2021: Auch mit Ersatzboot nicht zu schlagen
Der deutsche Kajak-Vierer war auch mit dem Ersatzboot nicht zu schlagen. Gleich nach der Ziellinie feierte die bärenstarke Crew den Sieg über die Spanier mit knappem Vorsprung. Bronze ging an die Slowakei.
Als es geschafft war, stieg der 39 Jahre alte Rauhe als Erster aus dem Boot und umarmte erst Schlagmann Rendschmidt und dann seine beiden anderen Teamkollegen innig. Für Deutschlands erfolgreichsten Kanuten war es nach über zwei Jahrzehnten Weltklasse der letzte Schlag am Paddel gewesen.
Der 16-fache Weltmeister Rauhe hat nach Bronze in Sydney 2000, Gold in Athen 2004, Silber 2008 in Peking im Kajak-Zweier und Bronze 2016 in Rio im Einer nun Gold im Vierer hinzugefügt. Möglich wurde der im Endspurt sicher eingefahrene Coup auch wegen des Verzichts auf Einzelstarts. "Klar hätten wir auch in dem ein oder anderen Wettbewerb um Medaillen kämpfen können", sagte Schlagmann Max Rendschmidt. Doch dem Ziel Gold ordneten sie alles unter.
Nach der Niederlage beim Weltcup in Szeged gegen die Spanier war das Team angestachelt. "Wichtig ist, den Gegner im Kopf irgendwo anzugreifen", sagte Rauhe und fügte an: "Wir haben uns einen Plan ausgearbeitet, um die Spanier taktisch unter Druck zu setzen." Es darf "gar nicht erst der Gedanke aufkommen, die können gewinnen." Und so kam es dann auch.
Psychologisch wichtig war es für die Crew auch, dass sie mit dem pinken Ersatzboot ins Rennen gehen konnten. Denn das extra angefertigte Olympia-Boot war beim Verladen in Luxemburg von einem Gabelstapler gerammt worden. Die Gabelzinken hatten den K4 so demoliert, dass ein Totalschaden von rund 50.000 Euro entstand. Das baugleiche zweite Kajak wurde in einer Blitzaktion vom Trainingslager in Duisburg nach Japan geschickt.
"Als ich klein war, habe ich die pinken Boote bei Olympia gesehen. Jeder Kanute, der in Deutschland aufwächst, strebt danach und wünscht sich, wie im Kindheitstraum bei Olympia im pinken Boot zu sitzen", sagte Raue und betonte: "Die Historie dahinter ist noch viel ergreifender. So habe ich es als Kind erlebt, so ist es bis heute geblieben."
Sebastian Brendel verpasst historischen Hattrick
Alle Wünsche gingen am letzten Wettkampftag nicht auf. So verpasste der dreimalige Olympiasieger Sebastian Brendel (33 Jahre) aus Potsdam nicht nur das A-Finale, sondern auch den historischen Hattrick über die 1000-Meter-Distanz.
Der 25-jährige Conrad Scheibner aus Berlin schaffte zwar die angekündigte "Wachablösung", doch zur Medaille reichte es beim Goldgewinn des Brasilianer Isaquias Queiroz Dos Santos bei weitem nicht.
Das Canadier-Duo Lisa Jahn und Sophie Koch (Berlin/Karlsruhe) kam über die 500-Meter-Distanz auf Rang vier. Der Kajak-Vierer mit Sabrina Hering-Pradler, Melanie Gebhardt, Jule Hake und Tina Dietze landete auf Platz fünf. © dpa
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