- Österreichs Handbiker räumen in Tokio einen kompletten Medaillensatz ab.
- Walter Ablinger holt in der Klasse H3 Gold, Thomas Frühwirth muss sich in der Klasse H4 nur Dauerkonkurrent Jetze Plat geschlagen geben.
- Und der Tiroler Alexander Gritsch sichert sich bei seiner ersten Paralympics-Teilnahme ebenfalls direkt Edelmetall.
Österreichs Handbiker haben die bisherige Medaillenausbeute Österreichs bei den Paralympischen Spielen in Tokio innerhalb von 30 Minuten verdoppelt und einen kompletten Medaillensatz abgeräumt. Walter Ablinger holte Gold, Thomas Frühwirth sicherte sich wie vor vier Jahren in Rio de Janeiro Silber und Paralympics-Debütant Alexander Gritsch gewann Bronze.
Damit hält Österreich mittlerweile bei sechs Medaillen. "Wir haben uns natürlich Chancen ausgerechnet, aber ein kompletter Medaillensatz – das ist fantastisch, ein Traumtag", jubelte ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat über die Zeitfahr-Erfolge am Fuji Speedway.
In einem Sekundenkrimi zur Goldmedaille
Ablinger fuhr in der Klasse H3 in einem Sekundenkrimi zum Gold, 2012 und 2016 hatte er jeweils Silber im Kampf gegen die Uhr errungen. Nach 24 Kilometern lagen nur 1,89 Sekunden zwischen dem Oberösterreicher und dem Deutschen Vico Merklein.
"Solche Momente erlebt man nicht oft", sagte der 52-Jährige nach seinem Sieg, Freudentränen inklusive. "Als sie mir im Ziel die Medaillenfarbe gesagt haben, konnte ich es zuerst nicht glauben. Ich bin einfach nur dankbar."
Die letzten Meter seien für ihn abgelaufen wie in einem Film. "Das war mehr als auf Anschlag", sagte Ablinger. "Wenn es keine 100 waren, dann waren es 99,8 Prozent. Mehr war nicht drin. Hätte ich die letzten 0,2 Prozent auch noch rausgeholt, hätte ich wahrscheinlich kotzen müssen."
Wie es für den Goldmedaillengewinner weitergeht, der auch in London 2012 schon Gold im Straßenrennen gewonnen hatte, will er noch offen lassen. "Vielleicht mache ich Schluss. Vielleicht fahre ich noch bis zur WM in Kanada im nächsten Jahr weiter, da würde sich ein Kreis schließen. Ich werde das in den nächsten Wochen mit meinem Umfeld besprechen und vor allem meinen Körper entscheiden lassen", betonte Ablinger.
Frühwirth holt zweite Paralympics-Medaille vor Teamkollege Gritsch
Thomas Frühwirth musste sich in der Klasse H4 wie schon vor fünf Jahren in Rio de Janeiro im Einzelzeitfahren nur dem Niederländer Jetze Plat geschlagen geben. "Ich wollte um Gold kämpfen und bin schon in der ersten Runde ziemlich am Limit gefahren. Dadurch war es ab der zweiten Runde nur noch brutal", schilderte der 40-Jährige.
Die 33 Grad, die extrem hohe Luftfeuchtigkeit und die anspruchsvolle Strecke forderten ihren Tribut: Frühwirth bekam koordinative Probleme. "Ich habe nur noch eingeschränkt gesehen, musste aufpassen, dass es mich nicht aus den Kurven raushaut. Als ich über die Ziellinie gefahren bin, war ich komplett blau. Aber sch… drauf, ich habe die Medaille!", freute sich der Steirer.
Dass der Ironman-Rekordhalter im Duell mit Dauerrivale Jetze Plat – der Niederländer gewann am Sonntag bereits Triathlon-Gold – den Kürzeren zog, spielte heute keine Rolle. "Gegen ihn war heute kein Kraut gewachsen, er hat einfach eine unglaubliche Laktathärte. Im Triathlon hat ihm der Diesel-Generator gereicht, aber heute hatte er Kerosin im Tank."
Dass mit Alexander Gritsch sein Teamkollege ebenfalls aufs Stockerl raste, bekam Frühwirth erst mit, als der Tiroler neben ihm in der Mixed Zone parkte. "Genial! Ich freue mich total für ihn, weil ich seinen Weg in den letzten Jahren begleitet und ihn auch ein bisschen mitgezogen habe", sagte Frühwirth.
Erstes Antreten für Gritsch - und direkt die erste Medaille
"Ich bin sprachlos. Es ist unbeschreiblich." Alexander Gritsch fehlten nach seiner ersten Paralympics-Medaille die Worte. Er arbeitete sich im Feld Konkurrent um Konkurrent nach vorne. "In der letzten Runde war ich schon ziemlich blau, habe nur noch geschaut, dass ich keine Fehler mache. Lieber ein, zwei Sekunden mehr investieren und dafür im Rennen bleiben", erklärte er nach dem Rennen seine Strategie.
Das Bronze-Bier muss allerdings noch bis nach dem Straßenrennen am Mittwoch warten. Für das rechnet sich Gritsch nach dem Erfolg im Zeitfahren auch gute Chancen aus: "Ich werde mit so breiten Schultern am Start stehen, da kommt niemand vorbei!"
Die weiteren Ergebnisse: Elisabeth Egger (H1-3) belegte in ihrer Klasse den 10. Platz, Yvonne Marzinke (C1-3) fuhr auf Rang 13. Ernst Bachmaier (H1) beendete das Rennen nicht, er musste vorzeitig aufgeben. (ank)
Verwendete Quellen:
- Österreichisches Paralympisches Komitee
- APA
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