- Es ist ein historischer Erfolg: Die Schweizer Mountainbike-Frauen holen olympisches Gold, Silber und Bronze.
- Jolanda Neff triumphiert vor Sina Frei und Lina Indergand.
- Dabei hätte sie beinahe gar nicht an den Spielen in Tokio teilnehmen können.
"Ich werde die Überraschung sein", hatte Jolanda Neff vor dem olympischen Cross-Country-Rennen angekündigt. Sie sollte Recht behalten. Und was für eine Überraschung das wurde!
Neffs letzter Sieg bei einem internationalen Rennen liegt Jahre zurück. 2018 hatte sie beim Weltcupfinale zuletzt gesiegt. 2017 war sie Weltmeisterin geworden, galt als Mitfavoritin für die olympischen Spiele. Doch dann kam Weihnachten 2019 - und eine verhängnisvolle Trainingsfahrt.
Kurz vor den Feiertagen stürzte Neff schwer. Milzriss, gebrochene Rippen, kollabierte Lunge, Not-OP: An Sport auf Profiniveau war monatelang nicht zu denken.
Am Ende spielt Neff die Pandemie in die Karten: Die olympischen Sommerspiele werden verschoben, sie qualifiziert sich - und das, obwohl sie 2020 kaum ein Rennen fahren konnte.
In der Olympia-Vorbereitung die nächste Hiobsbotschaft: Sechs Wochen vor Beginn der Spiele in Tokio bricht sich die 28-Jährige in Leogang die linke Hand, verpasst das Podium dennoch nur knapp. Es scheint, als sollte es einfach nicht klappen.
Siegerinnen-Interview mit Tränen in den Augen
Trotz aller Hindernisse und der schwierigen Bedingungen auf der Rennstrecke steht am Ende Jolanda Neff ganz oben auf dem Treppchen. "Ich hoffe, ich wache nicht auf und es ist alles nur ein Traum", sagte die 28-Jährige, die Augen voller Freudentränen, nach ihrem Triumph dem SRF.
"Ich hatte wirklich schlimme Jahre hinter mir. Ich wusste nicht, ob ich überhaupt irgendwann wieder auf das Level vor meinem schweren Unfall kommen werde." Familie, ihr Freund, ihr Team, die Kolleginnen hätten sie jedoch bestens unterstützt. "Egal was passierte, sie waren immer für mich da."
Nathalie Schneitter, ehemaliger Mountainbike-Profi und Weltcup-Siegerin, sieht in Neffs Sturz in Leogang so kurz vor Olympia gar den Grundstein für den Triumph. Neff habe damals trotz des Unfalls gemerkt, dass sie gut in Form sei, sagte Schneitter zu "20min.ch". "Wenn sie in Leogang gewonnen hätte, wäre sie schon wieder Favoritin gewesen. Jetzt war es aber eine einmalige Situation. Niemand erwartete etwas von ihr."
Historischer Dreifach-Sieg für die Schweiz
Und doch ist Jolanda Neffs märchenhafter Sieg nur ein Teil dieses Olympia-Triumphs für die Geschichtsbücher. Erstmals seit 85 Jahren feierte die Schweiz wieder einen Dreifach-Sieg bei Olympia. 1936 hatten die Turner am Boden zuletzt den kompletten Medaillensatz geholt.
"Ich kann es noch gar nicht glauben, ich könnte nicht stolzer sein", sagte Silbermedaillengewinnerin Sina Frei zu ihrer Olympia-Premiere. "Ich bin schon extrem happy. Jetzt werde ich so richtig emotional. Wirklich realisieren kann ich es noch nicht", so die 24-Jährige.
Für Linda Indergard, die Dritte im Medaillenbunde, war es gar der erste Podestplatz ihrer Karriere. "Es ist das Schönste was es gibt, mit seinen Teamkolleginnen bei der Siegerehrung auf dem Podest zu stehen, sowas ist einmalig", schwärmte sie.
Den anderen Fahrerinnen seien Fehler unterlaufen. "Wir zeigten alle drei ein souveränes Rennen. Das war heute unser Vorteil." Ein Vorteil, der in die Historie eingeht.
Verwendete Quellen:
- AFP
- dpa
- SRF
- 20min.ch: Das Märchen von Goldmedaillen-Gewinnerin Jolanda Neff
- Instagram-Seite von Jolanda Neff
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