Der niederländische Beachvolleyballer Steven van de Velde würde auf seine plötzliche Bekanntheit über die niederländischen Grenzen hinaus sicher gerne verzichten. Denn sie beruht auf dem "größten Fehler meines Lebens", wie er selbst sagt. Dieser Fehler verhindert nicht seinen umstrittenen Start bei Olympia, führt aber trotzdem zu Konsequenzen - auch für seine Frau.

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Steven van de Velde darf bei den Olympischen Spielen als Beachvolleyballer die Niederlande vertreten. Auf eigenen Wunsch aber wohnt der verurteilte Sexualstraftäter nicht im Olympischen Dorf. Stattdessen ist der 29-Jährige in einer separaten Unterkunft in Paris untergebracht. Das teilte das niederländische Olympische Komitee am 17. Juli mit.

Man bedauere "die Auswirkungen, die die erneute Fokussierung auf die Vergangenheit des Beachvolleyballers Steven van de Velde für viele Menschen hat", teilte das NOC*NSF mit. Der Verband ergreife deshalb "Maßnahmen, um so weit wie möglich für Ruhe zu sorgen".

Van de Veldes Frau ist die Schwester eines deutschen Fußballers

Unter der Fokussierung auf seine Person leidet vor allem van de Veldes nächstes Umfeld. Er ist mit Kim Behrens verheiratet. Sie ist Polizistin und selbst Profi-Volleyballerin und die Schwester des deutschen Fußball-Nationalspielers Kevin Behrens.

Van de Velde und Kim Behrens haben zusammen ein Kind. Doch zur Ruhe kommt die junge Familie nicht. Kim Behrens, Polizistin und selbst Profi-Volleyballerin, wird für ihre Beziehung zu van de Velde im Netz stark angefeindet.

Online-Petition verhindert van de Veldes Olympia-Start nicht

Die Nominierung van de Veldes für die Spiele hat für viel Aufsehen gesorgt. Sie zu verhindern, war das Ziel einer Petition auf der Online-Plattform Change.org gewesen. Die letztlich nicht erfüllte Forderung der noch immer zugänglichen Petition lautet, van de Velde für die Olympischen Spiele zu disqualifizieren. Bis zum Olympia-Start hatten knapp 90.000 Menschen mit ihrer Unterschrift gegen van de Veldes Teilnahme votiert.

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Der 29-Jährige wurde wegen der Vergewaltigung einer damals Zwölfjährigen zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Die Tat hatte sich 2014 in England ereignet. Damals war van de Velde 19 Jahre alt. Er verbüßte daheim in den Niederlanden ein Jahr der ihm auferlegten Gefängnisstrafe.

Das NOK hat keine Bedenken

Das Nationale Olympische Komitee (NOK) der Niederlande sah aufgrund der Entwicklung van de Veldes zehn Jahre nach der Tat keinen Grund, den Athleten von der Teilnahme an Olympia in Paris auszuschließen. Das NOK verwies auf geltende Richtlinien, unter denen niederländische Athleten nach einer Verurteilung in den Spitzensport zurückkehren können. Van de Velde erfülle alle Kriterien für eine Olympia-Nominierung.

Nach seiner Entlassung aus der Haft habe van de Velde professionelle Beratung gesucht, wie der Generaldirektor des niederländischen Volleyball-Verbands Nevobo in einer Stellungnahme unterstrich. "Er erweist sich als vorbildlicher Profi und Mensch, und seit seiner Rückkehr gibt es keinen Grund, an ihm zu zweifeln. Wir unterstützen ihn und seine Teilnahme in Paris, die er und Matthew verdient haben, voll und ganz", sagte Michel Everaert.

Die sportliche Leistung hat den Ausschlag gegeben

Van de Velde sei inzwischen wieder vollständig in die niederländische Volleyballgemeinschaft integriert. Aufgrund seiner sportlichen Leistungen wurde er gemeinsam mit Matthew Immers als Team für Paris nominiert. Sein Auftakt-Match bestreitet das Duo am 28. Juli ab 10 Uhr gegen die Italiener Alex Ranghieri und Adrian Carambula. Für die Zeit der Spiele hat sich van de Velde ein Redeverbot mit den Medien auferlegt. Das gilt auch für seinen Beachvolleyball-Partner Immers.

"Ich habe getan, was ich getan habe. Ich kann das Geschehene nicht rückgängig machen und muss die Konsequenzen dafür tragen. Es war der größte Fehler meines Lebens", wurde van de Velde in der Mitteilung aus einem früheren Interview zitiert. Dem Beachvolleyballer ist nach eigener Aussage bewusst, dass die Nominierung "im Vorfeld des größten Sportereignisses der Welt die Aufmerksamkeit der internationalen Medien auf sich zieht".

"Ich war als Teenager unsicher, nicht bereit für ein Leben als Spitzensportler und innerlich unglücklich."

Steven van de Velde

Wenn er die Bilder eines Interviews von damals sehe, sei er dankbar für die zweite Chance, die er bekommen habe, sagte der Beachvolleyballer. "Aber ich denke auch an den Teenager zurück, der ich war, der unsicher war, nicht bereit für ein Leben als Spitzensportler und innerlich unglücklich, weil ich nicht wusste, wer ich war und was ich wollte", sagte der 29-Jährige. Mittlerweile hat sich van de Velde auch außerhalb des Sports ein neues Leben aufgebaut. Er studiert an der Universität Heerlen Psychologie.

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