Der Eisschnelllauf auf Kurzbahnen gehört zu den vergleichsweise wenig bekannten Sportarten bei den Winterspielen. Alle Informationen zu Shorttrack bei Olympia 2018 im Überblick.
Shorttrack ist eine Wintersportart, die hohes Tempo, perfekte Koordination und absolute Körperbeherrschung erfordert.
Seit Albertville 1992 ist Shorttrack Bestandteil der Olympischen Winterspiele. Bei den vorangegangenen Spielen in Calgary fanden noch Demonstrationswettbewerbe ohne Medaillenwertungen statt.
Die ersten olympischen Shorttrack-Wettbewerbe umfassten den 1.000-m-Lauf der Männer und den 500-m-Lauf der Frauen sowie die 5.000-m-Staffel der Männer und die 3.000-m-Staffel der Frauen.
1994 kam für die Männer der 500-m-Lauf dazu und für die Frauen der 1.000-m-Lauf. Seit 2010 starten beide Geschlechter zudem zusätzlich über die 1.500-Meter-Distanz.
Insgesamt werden bei Olympia im Shorttrack acht Goldmedaillen vergeben.
Nicht olympisch ist bis heute der ansonsten häufig auf Wettbewerben ausgetragene 3.000-m-Lauf.
Dieser ist in der Regel Bestandteil eines Mehrkampfes, bei dem die Sportler nacheinander Strecken unterschiedlicher Länge absolvieren.
Was ist Shorttrack?
Shorttrack ist Eisschnelllauf auf Kurzbahnen in der Halle. Die Rennen werden auf 111,12 Meter langen, ovalen Bahnen einer Eishockeyfläche mit Maßen von rund 30 mal 60 Meter ausgetragen.
Da die Kurven sehr eng sind, werden die Banden der Eisfläche mit Matten ausgelegt, um die Verletzungsgefahr bei Stürzen zu verringern.
Die Bezeichnung Shorttrack (Kurzbahn) dient der Abgrenzung vom Eisschnelllauf mit seiner klassischen Bahnlänge von 400 Metern.
Anders als bei seinem großen Bruder wird beim Shorttrack der Sieger in einem mehrere Runden umfassenden Rennen nach dem K.o.-Prinzip ermittelt.
Nicht die Zeit entscheidet, sondern die Platzierung. Gestartet wird in einer Gruppe mit vier bis acht Läufern auf einer Bahn.
Der Massenstart, das Laufen im sogenannten Pulk sowie die engen Kurvenradien stellen an Läufer und Ausrüstung andere Anforderungen als der klassische Eisschnelllauf.
Taktisches Verhalten und eine spezielle Shorttrack-Lauftechnik sind gefragt. Zur Ausrüstung jedes Shorttrackers gehören Spezialschlittschuhe, Laufanzug, Schutzhelm, Halsschutz und Handschuhe.
Die Handschuhe sind an den Fingern mit speziellen Auflagen versehen, damit sich der Läufer in den Kurven aufstützen kann. Aufgrund der engen Kurven sind die Kufen schräg an den Schlittschuhen angebracht.
Beim Shorttrack finden die Rennen entgegen dem Uhrzeigersinn statt. Es darf zu jeder Zeit überholt werden, allerdings müssen Läufer ausreichend Platz zueinander lassen, wenn sie auf einer Höhe sind.
Im Shorttrack gibt es viele Regeln, die Behinderungen der jeweils anderen Läufer unterbinden sollen.
Hält sich ein Shorttracker nicht an diese Regeln, wird er disqualifiziert. Vier bis fünf Schiedsrichter überwachen den Verlauf der Rennen.
Strikt verboten ist unter anderem Körperkontakt. Außerdem erhalten Läufer eine "Penalty!" für zwei Fehlstarts sowie für die Behinderung anderer Läufer beim Überholen. Für alle Regelverstöße wird der jeweilige Shorttracker disqualifiziert.
Von der Notlösung zur olympischen Disziplin
Der Eisschnelllauf auf der kurzen Bahn ist eigentlich genauso alt wie das klassische Eisschnelllaufen. Schon am Ende des 19. Jahrhunderts wurde er in Nordamerika betrieben.
Entstanden ist Shorttrack aus der Not heraus: Es gab nicht genügend 400 Meter lange, ovale Laufstrecken für die Kufen-Spezialisten. Häufig musste das Training also in Eishockeystadien abgehalten werden.
Mit der Zeit beschäftigten sich vereinzelte Sportler intensiver mit der Kurzbahn und ersannen neue Wettbewerbe.
Der erste Shorttrack-Wettbewerb wurde 1906 veranstaltet - organisiert von den USA und Kanada.
Während sich Shorttrack in Nordamerika in den 1920er- und 30er-Jahren zu einem beliebten Sport entwickelte, dauerte es bis zur Anerkennung durch den Internationalen Eisschnelllaufverband (ISU) noch über 40 Jahre.
Die erste offizielle Shorttrack-Weltmeisterschaft fand 1981 statt. Olympia ließ danach nur 11 Jahre auf sich warten.
1992 durften sich die ersten Shorttracker olympisch messen. Seit 1982 wird Shorttrack auch in Deutschland professionell betrieben.
Die erfolgreichsten Shorttrack-Nationen
Südkorea ist mit insgesamt 42 Medaillen, davon 21 goldene, Spitzenreiter in dieser Disziplin. Auf den Plätzen zwei und drei folgen China mit insgesamt 30 Medaillen, davon neun goldene, und Kanada mit insgesamt 28 Medaillen, davon acht goldene.
Mit Stürzen zum Erfolg
Mit einem Kuriosum erlangte Shorttrack bei Olympia 2002 in Salt Lake City eine breite Medienöffentlichkeit. Der als Außenseiter gehandelte Australier Steven Bradbury schaffte es mit dem gewissen Quäntchen Glück bis ins Finale.
Seinen Viertelfinallauf beendete er als Dritter und war damit ausgeschieden, wäre nicht der Kanadier Marc Gagnon disqualifiziert worden.
Im Halbfinallauf war Bradbury schon weit abgeschlagen, als drei Läufer vor ihm stürzten und er sich als Zweiter noch für das Finale qualifizieren konnte. Dort gewann er über die 1.000-m-Strecke Gold.
Und wer hätte es gedacht: Auch im Finale über 1.000 m blieb ihm das "Sturzglück" treu. Weit abgeschlagen hinter den anderen Läufern, wurde er nicht wie alle anderen von einem stürzenden Läufer mitgerissen.
Ungehindert fuhr er über die Zielgerade und bescherte seinem Heimatland die erste Goldmedaille bei Winterspielen überhaupt.
In Australien wurde Bradbury als Nationalheld gefeiert, was ihm allerdings nicht unbedingt angenehm war, beruhte sein Erfolg doch auf dem Pech anderer.
Erst spät akzeptierte er den Gewinn als Belohnung für seine Mühen in den Jahren davor. Noch heute gibt es in Australien die Redewendung "Doing a Bradbury" ("Einen Bradbury machen") dafür, wenn ein Außenseiter Erfolg hat.
Wer ist in Pyeongchang der Favorit?
Die Blicke der Shorttrack-Fans dürften sich bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang vor allem auf Wiktor Ahn konzentrieren.
Der bis heute erfolgreichste Olympionike im Shorttrack tritt vielleicht zum letzten Mal an. Eigentlich stammt der Ausnahmesportler aus Südkorea.
Bis 2006 trat er unter seinem Geburtsnamen Ahn Hyun-soo für sein Heimatland überaus erfolgreich an. Bei den Olympischen Spielen 2006 war er mit drei Gold- und einer Bronzemedaille der erfolgreichste Wintersportler.
Nach Streitigkeiten mit seinem Verband beschloss er, für ein anderes Land zu starten. Seit 2011 ist er russischer Staatsbürger und vertrat sein neues Heimatland erfolgreich in Sotschi.
Ansonsten liegt das Augenmerk der Sportfans vor allem auf den Teams aus Südkorea, China, den USA, Kanada, Großbritannien sowie den Niederlanden, die zurzeit den Shortrack-Sport dominieren.
Überblick: Shorttrack bei Olympia 2018
Für die Shorttrack-Mannschaften geht es bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang um acht Medaillen-Entscheidungen.
Damit gehört die Sportart zu den Wettbewerben mit den höchsten Medaillen-Chancen. Denn viele Sportler der Disziplin treten in mehreren Distanzen an.
Damit Sie keinen der Shorttrack-Termine, finden Sie hier die wichtigsten Daten sowie den Austragungsort:
Herren-Wettbewerbe:
- 500-m-Lauf: Donnerstag, 22.02.2018, 11.00 Uhr (MEZ)
- 1.000-m-Lauf: Samstag, 17.02.2018, 11.00 Uhr (MEZ)
- 1.500-m-Lauf: Samstag, 10.02.2018, 11.00 Uhr (MEZ)
- 5.000-m-Staffel: Donnerstag, 22.02.2018, 11.00 Uhr (MEZ)
Damen-Wettbewerbe:
- 500-m-Lauf: Dienstag, 13.02.2018, 11.00Uhr (MEZ)
- 1.000-m-Lauf: Donnerstag, 22.02.2018, 11.00 Uhr (MEZ)
- 1.500-m-Lauf: Samstag, 17.02.2018, 11.00 Uhr (MEZ)
- 3.000-m-Staffel: Dienstag, 20.02.2018, 11.00 Uhr (MEZ)
Austragungsort:
Alle Shorttrack-Entscheidungen finden in der Gangneung Ice Arena statt. Die Eisporthalle in der Küstenstadt Gangneung wurde im Dezember 2016 als neue Austragungsstätte für die Olympischen Spiele 2018 in Betrieb genommen.
Als Testevent fand der Shorttrack-Weltcup 2016/17 hier statt. In der 12.000 Zuschauer fassenden Arena werden zudem die Eiskunstlauf-Wettbewerbe zu sehen sein. © 1&1 Mail & Media
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