Österreichs Athleten legten in Rio de Janeiro einen holprigen Start hin. Einige Hoffnungsträger enttäuschten. Dennoch darf man in ein paar Disziplinen auf Medaillen hoffen.

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Was sind die Gründe für den durchwachsenen Start?

Österreich ist ein typisches Wintersportland. So sehr Athleten wie Marcel Hirscher den alpinen Skisport dominieren, so schwach ist Österreich in den olympischen Sommersportarten.

Bei den Spielen 2012 in London lautete das Motto der Österreicher "Dabei sein war alles": Keine einzige Medaille konnte errungen werden. Bei den zehn davor veranstalteten Olympischen Sommerspielen holte Österreich im Schnitt je drei Medaillen.

Die Erwartungen dürfen daher auch in diesem Jahr nicht zu hoch geschraubt werden. Nicht erfüllen konnte sie bisher etwa Fechter Rene Pranz, der in seiner Auftaktrunde knapp mit 14:15 unterlag und hernach mit einer Schiedsrichter-Entscheidung haderte.

Der Judoka Ludwig Paischer, Silbermedaillengewinner von 2008 in Peking, wäre in guter Form gewesen, wurde von seinem Gegner jedoch nach nur 27 Sekunden überrumpelt und in den Würgegriff genommen. Medaillenhoffnung Kathrin Unterwurzacher schied im Judo in der Hoffnungsrunde aus und landete auf dem siebenten Platz.

Über Sieg oder Niederlage entscheiden im Sport oft Kleinigkeiten. Bisher war auch das Glück noch nicht auf Seiten der Österreicher.

Kommen unsere Disziplinen noch?

Ja. Österreich hat bisher bei Olympischen Sommerspielen in 17 Sportarten insgesamt 89 Medaillen geholt: 20-mal Gold, 34-mal Silber, 35-mal Bronze. Die erfolgreichsten Sportarten sind traditionellerweise Kanu (3/5/6), Gewichtheben (3/4/2) und Segeln (3/4/0).

In diesen Disziplinen treten noch Österreicher an. Vor allem im Segeln und Kanu stehen die Chancen recht gut.

In welchen Sportarten ist Österreich Favorit?

Die Sportzeitschrift "Sports Illustrated" prognostiziert für Österreich zwei Medaillen in Rio de Janeiro. Demnach schaffen die Segler Nico Delle-Karth/Nikolaus Resch (49er) Silber. Ihre Segel-Kolleginnen Lara Vadlau/Jolanta Ogar (470er) holen Bronze – sofern die Sportzeitschrift richtig liegt.

Gute Medaillenchancen haben noch Corinna Kuhnle, die Gesamtweltcupsiegerin von 2015 im Kajak-Einer, und Magdalena Lobnig, die im Rudern im Einer heuer schon EM-Gold holte. Hoffnungen machen darf sich auch Ivona Dadic, die heurige EM-Dritte in der Leichtathletikdisziplin Siebenkampf.

Was machen die anderen besser?

Auch wenn Österreich in Rio noch auf die erste Medaille wartet und Olympia 2012 in London mit einer Nullnummer endete: Bei den vergangenen Spielen gewann die Mehrzahl der teilnehmenden Nationen - 120 von 204 - gar keine Medaillen.

Sehr stark bei den Olympischen Sommerspielen präsentieren sich stets große Nationen wie die USA oder Russland. Diese beiden Länder betreiben schon seit den Zeiten des Kalten Krieges einen enormen Aufwand, um bei Olympischen Spielen erfolgreich zu sein - und die Stärke des eigenen Staates zu demonstrieren.

Hinter den Erfolgen steht oft ein riesiger staatlich unterstützter Apparat mit viel Geld, den besten Trainern und zahlreichen Sportlern. Wie zumindest das Beispiel Russland zeigt, hängt so mancher Erfolg leider auch mit Doping zusammen.

Hängt es nur an Einzelpersonen?

Einzelne Sportler können bei den Olympischen Sommerspielen sehr viel bewegen. Michael Phelps aus den USA holte bei den Sommerspielen 2008 in Peking unglaubliche acht Goldmedaillen (drei davon mit der Staffel). Individuelle Spitzenleistungen haben somit große Auswirkungen auf den Medaillenspiegel und das gesamte Abschneiden einer Nation.

Verzerrt wird das Bild allerdings etwas durch die Anzahl der Wettbewerbe: Während es beim Schwimmen zahlreiche Disziplinen gibt, in denen ein Einzelsportler viele Medaillen sammeln kann, haben unsere Segler beispielsweise nur eine Chance.

Sind manche zu alt?

Die Judoka Sabrina Filzmoser (36 Jahre) und Ludwig Paischer (34 Jahre) zählten sicher zu den älteren Athleten im Teilnehmerfeld. Ihr Ausscheiden ist jedoch nicht auf ein zu hohes Alter zurückzuführen. Im Gegenteil: Ihre Erfahrung hätte ihnen auch viele Vorteile einbringen können.

Klarerweise haben junge Sportler physische Vorteile, die ältere Sportler auch durch vermehrtes Training kaum ausgleichen können. Junge wiederum können sich die Abgeklärtheit so mancher "Oldies" nicht kaufen. Der Biathlet Ole Einar Björndalen beweist mit seinen 40 Jahren, dass auch ein Älterer in einem Sport, der Kraft und Ausdauer verlangt, zur Weltspitze gehören kann.

Bei den Sommerspielen gibt es Sportarten, die weniger Physis und mehr Konzentration verlangen: Im Bogenschießen, Golf oder Reiten kann man auch in hohem Alter noch Medaillen holen. Die älteste Teilnehmerin in Rio ist beispielsweise die Neuseeländerin Julie Brougham: Sie zählt stolze 62 Lenze.

Hinkt Österreich in der Trainingswissenschaft hinterher?

Das Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport hat mit ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel einen Experten an die Spitze eines gezielten Olympia-Förderprojektes für den Sommer gestellt. Ihm standen 20 Millionen Euro zur Verfügung, um speziell den Medaillen-Hoffnungsträgern unter die Arme zu greifen.

Zudem hat das Sportministerium einen Beirat für Spitzensportförderung etabliert, der sich zu einem beträchtlichen Teil der Trainingswissenschaft widmet. Österreichs Athleten können auf das Know-how von Sportmedizinern und Trainingswissenschaftern zurückgreifen.

Klar ist allerdings auch, dass größere Nationen in diesem Bereich noch mehr Geld investieren können als Österreich.

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