2014 jubelte Dominique Gisin in Sotschi über Olympia-Gold - als Ski-Rentnerin vergoss sie in Pyeongchang wieder Freudentränen. Ihre kleine Schwester Michelle raste in der Kombination zum Sieg. Am zweiten Gisin-Coup haben beide Geschwister einen großen Anteil.
Michelle Gisin weiß ganz genau, wem sie ihren Olympiasieg zu verdanken hat. Noch bevor sie mit Ski-Star Mikaela Shiffrin aus den USA und ihrer drittplatzierten Teamkollegin
Diese arbeitet als TV-Expertin und musste am Donnerstag viele Tränen aus den Augen wischen. Michelle holte bei den Winterspielen Gold in der alpinen Kombination - und das vier Jahre nach dem Abfahrts-Triumph von Dominique in Sotschi.
Psychologische Aufbauarbeit von der großen Schwester
Und auch am Gisin-Coup in Pyeongchang hat die ältere Schwester einen Riesen-Anteil - leistete sie doch wertvolle Arbeit, die kleine Schwester mental wieder aufzubauen.
Michelle Gisin war nämlich tags zuvor als Geheimfavoritin in der Abfahrt deutlich am Podium vorbeigefahren und im Ziel sogar heftig gestürzt.
Die achteinhalb Jahre ältere Dominique hatte in ihrer Karriere Rückschläge und Verletzungen zuhauf am eigenen Leib erlebt - und wusste daher, was zu tun ist.
"Sie war den ganzen Nachmittag und den Abend bei mir", erzählte die 24 Jahre alte Michelle. "Sie hat mich ins Bett gebracht, mir das Handy weggenommen, die wichtigen Nachrichten gelesen, den Physiotherapeuten organisiert. Und ich konnte mich komplett ausruhen und abschalten."
Für Michelle Gisin es es der erste Sieg überhaupt
Dank des Sister Acts folgte doch noch ein Happy End im Hause Gisin. "Ich spürte eine riesige Ruhe in meinem Körper, und heute ist alles aufgegangen", sagte Michelle Gisin, die noch nie ein Weltcup-Rennen gewonnen hat.
Bei der Heim-WM 2017 in St. Moritz holte sie Kombinations-Silber - und feiert nun in Pyeongchang den größten Erfolg ihrer Karriere.
Die beiden Gisin-Schwestern haben ein ganz besondere Beziehung. Dem Boulevard-Blatt "Blick" erzählte Dominique in dieser Woche: "Ich will das fixen, was ich vor vielen Jahren kaputt gemacht habe."
Was sie damit meint? "Als ich mir das erste Mal das Kreuzband gerissen habe, war Michelle fünf Jahre alt. Sie hat alles hautnah miterlebt - auch die folgenden, schweren Verletzungen."
Verletzungen der Schwester prägten Michelles Leben
Statt Rennen zu fahren, sei sie jahrelang entweder im Spital oder daheim gewesen. "Das hat Michelle enorm geprägt", ist sich Dominique Gisin sicher. "Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt noch Skifahrerin werden wollte."
Ihre Mutter habe Michelle ausreden wollen, Abfahrten zu fahren und beim Slalom zu bleiben, aber damit keinen Erfolg gehabt. Vor jedem Rennen ihrer jüngsten Tochter zünde Bea Gisin daheim in der Schweiz eine Kerze an.
Zittern muss die Mutter auch um ihren Sohn: Marc Gisin, 29 Jahre alt, ist ebenfalls Skirennfahrer. In Pyeongchang musste er sich jedoch mit einem 21. Platz in der Abfahrt genügen.
Und Dominique ist ja auch vor Ort. Ob diese ihre Mission jetzt erfüllt sieht, verriet sie nicht. Sie wolle keine Interviews geben, sagte Dominique: "Der Tag gehört Michelle." (dpa/ank)
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