Von der drohenden Unterschenkel-Amputation zum WM-Gold im eigenen Land: Beat Feuz' Geschichte ist bereits jetzt filmreif. Mit einem Olympiasieg in der Abfahrt könnte dem Schweizer das perfekte Happy End gelingen.

Aktuelle News zu Olympia 2018 in Pyeongchang

Wer Beat Feuz in den jüngsten Tagen beobachtet, sieht einen Skifahrer, der seinen Erfolg in vollen Zügen genießt. Der mit 31 Jahren auf der Höhe seines Könnens Skifahren zelebriert und instinktiv die richtige Linie auf den steilen Pisten des Weltcups findet. Einer, der jeden Moment zu schätzen weiß, weil er genau weiß, dass alles am nächsten Tag vorbei sein könnte.

Dass Feuz nach jahrelangen Kämpfen mit dem Körper wieder zum Siegfahrer gereift ist, ist ein Sieg an sich. Zweimal stand seine Karriere bereit vor dem Aus.

Jahrelange Verletzungspausen

Im September 2007 warf ihn erst ein Kreuzbandriss zurück, im Abschlusstraining für die erste Abfahrt 2008 dann ein Meniskusschaden.

Zwei Winter absolvierte der junge Feuz kein Weltcuprennen. Eine Zwangspause, die für die meisten 20-Jährigen das Karriere-Aus bedeuten würde.

Nicht so für Feuz. Der Emmentaler rackerte für sein Comeback. An seiner Seite damals wie heute: Freundin Katrin Triendl. Auch eine Dekade später ist die Österreicherin, die im Sommer das erste gemeinsame Kind zur Welt bringen wird, immer noch seine größte Stütze.

Dreikampf um den Gesamtweltcup

Zwei Saisons brauchte Feuz nach seinem Comeback, um dorthin zu kommen, wo ihn die Experten seit Jahren sahen: an die Weltspitze.

In der Saison 2011/2012 war es so weit: Ein Dreikampf um die Weltcup-Gesamtwertung entbrannte.

Der bis dato führende Ivica Kostelić war der Erste, der verletzungsbedingt aufgeben musste. Die dramatische Entscheidung zwischen Marcel Hirscher und Beat Feuz fiel erst am letzten Weltcupwochenende.

Beim Finale in Schladming stand Feuz nach der Abfahrt mit 135 Punkten Vorsprung wie der sichere Sieger da. Doch es sollte anders kommen.

Denn der Super-G wurde für Feuz zur Achillesferse. Der Schweizer kam zu Sturz, Hirscher wurde überraschend Dritter. Am Ende fehlten 25 Punkte auf den im Riesenslalom siegreichen Österreicher – und für Feuz blieb nur Rang zwei im Gesamtweltcup.

Erneuter Rückschlag

Zu einer Revanche in der nächsten Saison kam es nicht. Wieder war es eine Knieverletzung, die Feuz ausbremste.

Aus einer schnellen Heilung wurde nichts: Eine Entzündung hatte sich im Knie eingenistet. Wochenlang lag Feuz im Spital. Sogar von einer möglichen Unterschenkel-Amputation war die Rede.

Bei einer Pressekonferenz am 6. Dezember 2012 im Berner Inselspital schloss der Schangnauer ein Karriereende nicht aus, sollte die Entzündung chronisch werden.

Doch wieder widersetzte sich Feuz seinem drohenden Schicksal. Der Speed-Spezialist kehrte nach einem Jahr Pause im November 2013 in den Weltcup zurück. Auch von einer Achillessehnen-OP im September 2015 liess sich der Schweizer nicht unterkriegen.

Im März 2016 meldete sich Feuz mit zwei Siegen in St. Moritz fulminant zurück. Ein Jahr später krönte sich der Emmentaler auf derselben Piste zum Abfahrtsweltmeister im eigenen Land!

"Für so etwas fährt man Skirennen, genau solche Rennen will man erleben", sagte Feuz nach seinem Heimtriumph.

Der Mann für die Klassiker

Seitdem ist der 31-Jährige der Mann, den es bei den wichtigen Events zu schlagen gilt.

In Lake Louise, Wengen und Garmisch-Partenkirchen hieß der Abfahrtschampion in dieser Saison Beat Feuz. Und auch bei Olympia ist er in der Abfahrt der Favorit – und das nicht nur bei den Buchmachern.

Dass er dem Druck standhalten kann, hat er bei der WM gezeigt. Jetzt muss Beat Feuz wenige Tage nach seinem 31. Geburtstag seine filmreife Geschichte nur noch zu Ende schreiben.

Olympia-Steckbrief:

Geburtsdatum: 11. Februar 1987 (Alter 31), Schangnau, Schweiz

Olympia-Medaillen: 0

Olympia-Teilnahmen: 2 (2014, 2018)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.