Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi scheiterte Anna Gasser nach dem Quali-Sieg beim Slopestyle-Wettbewerb noch an ihren Nerven. Vier Jahre später lässt sich die Snowboarderin durch nichts mehr aus der Ruhe bringen. Auch nicht von Wind und Wetter. Im Big Air greift sie nach Gold.
Bei der Wahl zu Österreichs Sportlerin des Jahres löst meist eine Skirennfahrerin die nächste ab. Mit 2016-Siegerin Eva-Maria Brem ging bereits zum siebten Mal in Folge die begehrte Auszeichnung an ein Ski-Ass. Anna Gassers Krönung 2017 ist umso höher einzuordnen.
Ein Erfolg, der nicht von ungefähr kommt. Seit Jahren ordnet die ehrgeizige Millstätterin alles ihrer Karriere unter. Obwohl die Ausnahmeathletin erst mit 18 Jahren mit ihrer Sportart begann, ist sie heute die Dominatorin ihrer Szene.
Erste Karriere im Kunstturnen
Zu Gute kommt Anna Gasser dabei ihre sportliche Vergangenheit. In ihrer Kindheit war die heute 26-Jährige vierfache Staatsmeisterin in der Sportakrobatik und Vize-Teammeisterin beim Kunstturnen.
2009 entdeckte sie ihre Leidenschaft fürs Snowboarden. Seitdem lebt Anna Gasser für ihren Sport.
Nach der Matura ging die damals 19-Jährige für ein paar Monate alleine in die USA zum Snowboarden. Eine große Entscheidung, die nicht alle nachvollziehen konnten. Doch Anna Gasser wusste schon immer, was sie wollte.
"Das war etwas, was ich für mich selber gemacht habe. Ich habe gegen viele Leute, sei es meine Eltern oder meine Lehrer, die das damals in Frage gestellt haben, angekämpft und für mich im Endeffekt eine gute Entscheidung getroffen", erzählt Gasser in einem Video ihres Sponsors Red Bull.
Ihr unbedingter Wille zahlte sich aus. Anna Gasser legte eine rasante Karriere hin. Im November 2013 wurde sie über Nacht weltbekannt: Sie stand als erste Frau einen "Cab Double Cork 900", einen doppelten Rückwärtssalto mit einer halben Drehung.
Der nächste Höhenflug für die Kärntnerin sollte Olympia 2014 werden. Nach Platz eins in der Qualifikation im Slopestyle-Wettbewerb lagen alle Augen auf der damals 22-Jährigen.
Ein Missverständnis am Start machte jedoch alle Medaillenchancen zunichte.
Mit Gips-Hand zum WM-Silber
Anna Gasser brauchte nicht lange, um sich aufzurappeln. Bei der Heim-WM am Kreischberg 2015 holte sie Silber im Slopestyle – sogar eine Gips-Hand konnte sie nicht stoppen.
Doch Gasser wollte mehr, sie wollte siegen. 2016/2017 machte die in Villach geborene Snowboarderin zu ihrer Saison. Der Big Air-Weltcup und der Freestyle-Weltcup gingen an die Österreicherin.
Bei der WM in der Sierra Nevada holte sie im Big-Air-Wettbewerb auch endlich das ersehnte Gold. Und wie!
In ihrem letzten Durchgang stand sie als erste Frau den "Backside Double Cork 1080" und kassierte dafür 100 Punkte.
Auch bei den X-Games ist Anna Gasser erfolgreich. Nachdem die Österreicherin 2017 Gold im Slopestyle gewann, holte sie 2018 Gold im Big Air.
Sportliches Traumpaar
Ganz klar: Gasser ist die Frau, die es in Pyeongchang zu schlagen gilt! Im Slopestyle-Bewerb machte die Windlotterie die Chancen der Kärntnerin zunichte. Im Big Air soll das anders laufen.
Unterstützung der besonderen Art bekommt die Snowboarderin in Südkorea von ihrem langjährigen Freund Clemens Millauer: Er geht ebenfalls bei Olympia für die österreichischen Snowboarder an den Start.
Das Finale im Big Air der Frauen finden am 23. Februar statt. Wenn alles nach Plan läuft, kann der 23-Jährige Millauer seiner Freundin beim Gewinn ihrer ersten olympischen Goldmedaille zujubeln.
Olympia-Steckbrief:
• Geburtsdatum: 6. August 1991 (Alter 26), Villach, Österreich
• Olympia-Medaillen: 0
• Olympia-Teilnahmen: 2 (2014, 2018)
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