Harte Worte von Alexander Pointner: In der österreichischen Mannschaft sei "der Tiefpunkt erreicht", urteilt der ehemalige Cheftrainer der Skispringer. Und er benennt auch die Gründe.
Alexander Pointner, ehemaliger Cheftrainer von Österreichs Skisprung-Herren, sieht das Team schlecht wie nie. "Mannschaftlich gesehen haben die heimischen Skispringer damit den absoluten Tiefpunkt erreicht", analysiert der Tiroler im Olympia-Blog der "Tiroler Tageszeitung" (TT).
Österreichs Skispringer hatten im Mannschaftsbewerb nur Blech geholt - "und das mit dem Respektabstand von 94 Punkten auf die Medaillenränge. Es gab Zeiten, da haben die ÖSV-Adler mit ähnlichem Vorsprung gewonnen!", erinnerte Pointner an die goldenen Zeiten der Skispringer.
Tatsächlich reisen die ÖSV-Adler von Pyeonchang mit dem schlechtesten Ergebnis seit 16 Jahren nach Hause: 2002 hatten sie zuletzt keine Medaille im Gepäck.
Alex Pointner: "Innovation findet woanders statt"
Ex-Trainer Pointner hat den Grund ausgemacht: "Wir haben ein Team, das brav und fleißig arbeitet. Innovationen finden aber woanders statt."
Schon in seinem vorletzten Trainerjahr habe er darauf hingewiesen, dass es von Österreichs Junioren kaum mehr einer nach oben schaffe. Doch statt Strukturen zu reformieren, habe man "zugelassen, dass sich jene noch mehr breitmachen, die vom Erfolg der Superadler zwar profitierten, sich aber niemals in die Verantwortung nehmen lassen würden", kritisierte Pointner.
"Damit meine ich Manager, Berater und Trainer genauso wie einige Athleten, die mit ihrer 'Minimalpopularität' vollauf zufrieden sind", wetterte der Tiroler.
Seine Entlassung meint Pointner damit nicht: Damals sei eine Veränderung dringend notwendig gewesen, "da die Einzelinteressen über dem Teamgedanken standen". Dem sei allerdings noch immer so: "Wozu braucht es sonst fünf Sprungtrainer für fünf Athleten? Wenn jeder dabei sein darf, kann sich keiner beschweren. Leistungsfördernd ist dies sicherlich nicht."
Heinz Kuttin kritisiert seine Springer
Pointners Nachfolger als Cheftrainer, Heinz Kuttin, hatte die schwachen Leistungen seines Teams lautstark kritisiert. "Beschämend. Ganz einfach", wetterte der Kärntner im Gespräch mit der APA.
"Michi Hayböck, Stefan Kraft, die muss ich wirklich hervorheben. Die zwei Burschen tun mir leid", nahm Kuttin seine zwei Zugpferde in Schutz.
Weniger Verständnis äußerte der Trainer hingegen für Manuel Fettner und Gregor Schlierenzauer: Beide hätten im Vorfeld der Olympischen Spiele Vertrauen bekommen, alle möglichen Vorbereitungsprogramme und Kurse absolviert.
"Dann springen sie im Training hier teilweise sehr gut, sind mit Plätzen wie sechs, sieben, acht, zehn nicht zufrieden, dann kommt der Wettkampf und dann hupfen sie - Tschuldigung -, das ist nicht einmal Mittelmaß, das verstehe ich nicht", echauffierte sich Kuttin. Er sei "mehr als enttäuscht". (ank)
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