Zu den Klassikern der Olympischen Spiele gehört der Eiskunstlauf. In Pyeongchang treten die erfolgreichsten Läufer in fünf Wettbewerben gegeneinander an. Alle Informationen zum Eiskunstlauf bei Olympia 2018 finden Sie hier im Überblick.
Eiskunstlauf ist eine der ältesten Winterportarten bei Olympia, und sie ist sicherlich die ästhetischste.
Die Mischung aus akrobatischen Sprüngen, Pirouetten und einer Tanz-Choreografie hat viele Fans. Auch im Freizeitbereich ist Eiskunstlauf eine der populärsten Wintersportarten.
Anders als bei Eishockey, Ski- oder Bob-Fahren brauchen die Sportler nur wenig Ausrüstung.
1908 wurden in London erstmals Wettbewerbe in dieser Disziplin ausgetragen - und zwar bei den Sommerspielen. Bei der ersten Wintespielen im Jahr 1924 in Chamonix war Eiskunstlauf natürlich auch mit dabei.
Regeln beim Eiskunstlauf
Eiskunstlaufen besteht aus einer Abfolge von akrobatischen Elementen, die auf einer Eisfläche von circa 56–60 x 25–30 Metern ausgeführt werden.
Es gibt sechs Grundsprünge mit einfacher bis vierfacher Rotation in der Luft. Der Schwierigkeitsgrad steigt mit der Anzahl der Rotationen. Die meisten Sprünge sind nach ihren Erfindern benannt:
- Kantensprünge: Axel, Salchow, Rittberger
- Getippte Sprünge: Flip, Lutz, Toeloop
Zu den sechs Grundsprüngen kommen Sprungkombinationen, Sprungfolgen und nicht gelistete Sprünge (beispielsweise Euler, Spreizsprung oder Walley) hinzu.
Weitere Elemente sind Pirouetten in unterschiedlicher Ausführung und Schrittfolgen.
In den Einzeldisziplinen zeigen die Damen, Herren, Paarläufer und Eistänzer eine Kurzkür (Originalprogramm) und eine längere individuelle Kür.
Das Pflichtprogramm, in dem die Läufer bestimmte Figuren nachzeichnen, wurde vor einigen Jahren abgeschafft.
Die jüngste Eiskunstlaufdisziplin, die jedoch noch nicht olympisch ist, ist das Synchroneiskunstlaufen, bei dem ein Team aus 12 bis 20 Läuferinnen und bis zu vier männlichen Eisläufern auftritt.
Neu bei Olympia ist im Eiskunstlauf seit 2014 der Teamwettbewerb.
Für Kür und Kurzkür vergeben die neun Preisrichter Noten bis 6,0 nach dem ISU-Wertungssystem. Die A-Note bewertet die sportliche Leistung, die B-Note die künstlerische Darbietung.
Die Noten dienen allerdings nur als Hilfsmittel. Entscheidend für den Sieg sind die Plätze, die die Läufer von der Jury erhalten.
Wer fünfmal den ersten Platz erhält, gewinnt in den Eiskunstlauf-Wettbewerben. Erhalten mehrere Athleten die gleiche Wertung, entscheidet die Kür.
Dramen abseits des Eises
Das glitzernde Bild des Eiskunstlaufs wurde 1994 von einem Ereignis erschüttert, das Experten auf den unglaublichen Konkurrenzdruck in diesem Sport zurückführen.
Die US-Eiskunstläuferin Nancy Kerrigan wurde kurz vor den nationalen Meisterschaften mit einer Eisenstange angegriffen. Dabei wurde sie so stark am Knie verletzt, dass sie nicht am Wettbewerb teilnehmen konnte.
Wie sich später herausstellte, hatte der Ehemann von Tonya Harding, ihrer stärksten Konkurrentin, den Attentäter beauftragt.
Harding gewann die US-Meisterschaften, der Titel wurde ihr aber im Nachhinein aberkannt, als ihre Verbindungen zum Attentat bekannt wurden.
Kerrigan lief trotz ihrer schweren Verletzung sieben Wochen später bei den Olympischen Spielen in Lillehammer und gewann die Silbermedaille.
Harding bestreitet bis heute ihre Mittäterschaft an dem Anschlag.
Die erfolgreichsten Eiskunstlauf-Nationen
Russland ist bis heute die erfolgreichste Eislaufnation bei den Olympischen Winterspielen. Insgesamt 56 Medaillen, davon 28 Goldmedaillen, gewannen die russischen Athleten in den verschiedenen Wettbewerben.
Mit 48 Medaillen, davon 15 Mal Gold in der Nationenwertung stehen USA auf Platz zwei der Weltrangliste.
In Deutschland hat Eiskunstlauf Tradition, was sich auch in der Nationenwertung widerspiegelt.
Insgesamt 23 Medaillen brachten deutsche Athleten von Olympia im Eiskunstlauf mit nach Hause, Österreich liegt allerdings in der Gesamtwertung vor Deutschland.
Zwar haben die österreichischen Sportler 20 olympische Bronzemedaillen weniger, aber zwei Silbermedaillen mehr - und genauso viel Gold gewonnen.
Auf den weiteren Plätzen folgen die Eislaufnationen Großbritannien, Schweden, Kanada, Norwegen, Frankreich und Japan.
Deutsche Hoffnungen in den Eiskunstlauf-Wettbewerben
Favoriten bei den olympischen Winterspielen sind in der Regel die Olympiasieger im Eiskunstlauf der vorherigen Spiele sowie die aktuellen Weltmeister und Grand-Prix-Gewinner.
Goldmedaillenkandidat im Herreneinzel ist der Sieger der Winterspiele von 2014 in Sotschi, der Japaner Yuzuru Hanyu. Er ist auch der amtierende Weltmeister.
Im Dameneinzel werden der Russin Jewgenija Armanowna Medwedewa die größten Chancen eingeräumt. Die Achtzehnjährige gewann 2016 und 2017 sowohl die Europa- als auch die Weltmeisterschaft.
Zurzeit hält Medwedewa die Weltrekorde nach dem ISU-Punktesystem in der Kür, im Kurzprogramm und in der Gesamtwertung. Gute Voraussetzungen, um 2018 als Olympiasiegerin im Eiskunstlauf nach Hause zurückzukehren.
Beim Eistanz wird mit Spannung erwartet, ob das kanadische Duo Tessa Virtue und Scott Moir wieder auf dem Treppchen steht.
Die Olympiasieger in dieser Eiskunstlauf-Disziplin von 2010 unterlagen 2014 dem US-Duo Meryl Davis und Charlie White, diese beiden haben ihre aktive Laufbahn jedoch mittlerweile beendet.
Dem amtierenden Weltmeister-Paar kann allerdings die Konkurrenz aus Frankreich gefährlich werden: Das Eistanzpaar Gabriella Papadakis und Guillaume Cizeron stellte beim Cup of China mit seiner Kür einen neuen Weltrekord auf.
Nach zwei Bronzemedaillen in der Disziplin Paarlauf bei den letzten beiden Winterolympiaden erhofft sich Deutschland in Pyeongchang einen weiteren Medaillenerfolg.
Aljona Savchenko tritt zum vierten Mal bei olympischen Winterspielen an, dieses Mal mit ihrem neuen Laufpartner Bruno Massot.
Mit ihrem vorherigen Partner Robin Szolkowy gewann sie außer olympisches Edelmetall fünfmal die Welt- und viermal die Europameisterschaft.
Die Zweitplatzierten der Weltmeisterschaft 2017 müssen sich vor allem gegen die Konkurrenten aus China, Russland und Kanada durchsetzen.
Beim Teamevent wird nicht viel Neues erwartet. Es ist davon auszugehen, dass auch diesmal die drei Wintersportnationen Russland, Kanada und die USA die Medaillen unter sich verteilen werden.
Außenseiterchancen werden Japan und Italien zugesprochen.
Eiskunstlauf als olympische Wintersportart
Eiskunstlaufen ist eine der ältesten Wintersportarten. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden in Großbritannien die ersten Eislaufclubs gegründet; 1892 etablierte sich in den Niederlanden die Internationale Eislaufunion (ISU).
In Deutschland wurde der erste Eiskunstlaufverein im Jahr 1825 gegründet. 1872 fanden die ersten Wettbewerbe statt.
Schon bald wurden die ersten Eishallen gebaut, damit die Sportler nicht mehr vom Wetter abhängig waren und ganzjährig auf einer gleichmäßig festen Eisfläche trainieren konnten.
Älter noch als Eiskunstlauf und Eisschnelllauf ist das Schlittschuhlaufen selbst.
Schon vor 4.000 Jahren banden sich Menschen Gleitkufen aus Knochen unter die Füße, um über Eisflächen zu gelangen.
Später bestanden die Kufen aus Holz, bis man sie schließlich aus Eisen fertigte.
Überblick: Eiskunstlauf bei Olympia 2018
In fünf Wettbewerben werden beim Eiskunstlauf Olympiasieger gekürt. Damit Sie keine Entscheidung verpassen, haben wir die Termine, den Austragungsort und die Favoriten aufgelistet:
- Teamwettbewerb: Dienstag, 12.02.2018, 02:00 Uhr (MEZ)
- Paarlauf: Freitag, 15.02.2018, 02:30 Uhr (MEZ)
- Herren-Einzel: Sonntag, 17.02.2018, 02:00 Uhr (MEZ)
- Eistanz: Mittwoch, 20.02.2018, 02:00 Uhr (MEZ)
- Damen-Einzel: Samstag, 23.02.2018, 02:00 Uhr (MEZ)
Austragungsort
Die Gangneung-Eishalle in der gleichnamigen Küstenstadt ist Austragungsort der Eiskunstlauf-Wettbewerbe. Bis zu 12.000 Zuschauer finden in der Arena Platz.
Favoriten:
- Teamwettbewerb: USA, Russland
- Paarlauf: USA, Russland, Kanada
- Herren-Einzel: Japan
- Eistanz: Kanada, Frankreich
- Damen-Einzel: Russland
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