Die Olympischen Spiele beginnen mit einem Chaos: Erst vier Stunden nach dem Anpfiff, nach einem vermeintlichen Schlusspfiff, einem Platzsturm und einem Wiederanpfiff für drei Minuten Spielzeit gewinnt Marokko gegen Argentinien. Die Südamerikaner brodeln vor Wut.

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Nach dem turbulenten Olympia-Auftakt mit dem aberkannten Ausgleich nach langer Wartezeit hat der argentinische Fußball-Trainer Javier Mascherano scharfe Kritik geäußert.

"Was auf dem Spielfeld passiert ist, war ein Skandal", sagte der 40-Jährige nach der 1:2-Niederlage gegen Marokko in Saint-Étienne. "Eineinhalb Stunden lang haben sie einen Spielzug überprüft." Auch Argentiniens Superstar Lionel Messi reagierte und postete auf Instagram ein Emoji mit aufgerissenen Augen und schrieb dazu: "Ungewöhnlich".

Argentiniens Fußballverband hat inzwischen Beschwerde bei der FIFA eingelegt. Sie forderten die Disziplinarkommission des Weltverbands auf, Maßnahmen wegen der Vorkommnisse zu ergreifen. Es handle sich um ein "ernstes Ereignis".

Die Geschehnisse von Saint-Etienne seien "bedauerlich", schrieb AFA-Präsident Claudio Tapia in sozialen Netzwerken. Die Fortsetzung der Partie sei nach der Stürmung des Feldes durch marokkanische Zuschauer sowie der "Gewalt" gegen die argentinische Delegation "sinnlos" gewesen und verstoße "gegen die Regeln des Wettbewerbs".

Argentinische Presse nennt Olympia-Auftakt "katastrophal"

Erschwerend komme hinzu, dass die Meinung der Kapitäne beider Teams nicht berücksichtigt worden sei. Diese hätten sich gegen eine Fortsetzung der Begegnung ausgesprochen. Es sei nun an der FIFA, "entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und die Verantwortlichen zu bestrafen", forderte Tapia. Mannschaftskapitän Otamendi sprach von einer "historischen Schande", die heimische Presse ging hart mit Gastgeber Frankreich ins Gericht.

"Der organisatorische Beginn der Olympischen Spiele war katastrophal, als ob ihnen der Fußball egal wäre", schrieb die Zeitung Ole: "Die Olympischen Spiele, vom Absurden gestürmt. Frankreich startete mit Mängeln eines Dritte-Welt-Landes." Immer wieder war in Argentinien das Wort "Papelon" zu lesen, also einer Blamage. "Nicht einmal dem exzentrischsten Romanautor wäre eine solche Horrorgeschichte eingefallen", titelte La Nacion. Die olympische Idee sei "der Lächerlichkeit" preisgegeben worden.

Riesenchaos nach (vermeintlichem) Ausgleich in der Nachspielzeit

Die Partie zum Start des olympischen Fußball-Turniers in Frankreich war chaotisch zu Ende gegangen. Argentinien hatte in der 16. Minute der Nachspielzeit den vermeintlichen 2:2-Ausgleich erzielt. Weil marokkanische Fans aus Empörung über die lange Nachspielzeit das Spielfeld stürmten, konnte nicht weitergespielt werden. Lange herrschte Unklarheit, ob die Partie beendet oder nur unterbrochen worden war. Zudem wurde der Treffer zum 2:2 noch vom Videobeweis auf eine mögliche Abseitsposition hin überprüft.

Nach fast zwei Stunden kehrten die Mannschaften dann auf den Rasen zurück, Schiedsrichter Glenn Nyberg nahm das 2:2 nach Ansicht der Videobilder zurück und ließ die verbleibenden drei Minuten spielen, dann stand der 2:1-Sieg der Marokkaner fest. Mascherano kritisierte vor allem die lange Unterbrechung. "Ich habe keine Erklärung für die Spieler", schimpfte der Ex-Nationalspieler.

Die Olympia-Organisatoren teilten mit, die Geschehnisse zu überprüfen. Man wolle die Ursachen verstehen und notwendige Schlüsse für den weiteren Verlauf der Sommerspiele ziehen, hieß es. (dpa/sid/ska/mbo)

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