Vom 27. auf den 28. April ist es so weit: Der NFL-Draft beginnt. Über drei Tage hinweg wählen die 32 Teams die besten Neulinge des aktuellen Jahrgangs aus. Wir werfen einen Blick auf die Talente und zeigen, welcher Spieler die größten Chancen hat, der "First Pick" zu werden.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Thomas Hauser sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Der Super Bowl ist vorbei, bis zur nächsten Saison dauert es noch ewig – also Langeweile in der NFL? Mitnichten, der Draft steht vor der Tür! Neben dem Super Bowl lässt wohl kein Ereignis die Herzen von Football-Fans höher schlagen – und kein Ereignis birgt mehr Frustpotenzial.

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Wenn die 32 Franchises der National Football League (NFL) die Talente des aktuellen Jahrgangs auswählen, wenn NFL-Commissioner Roger Goodell die Namen der Spieler verkündet, gehen nicht nur die Lebensträume von einigen wenigen jungen Männern in Erfüllung.

Auch die Fans der Teams lassen sich nur allzu gern von den Versprechen einer glorreichen Zukunft verzaubern.

Träume wachsen in den Himmel und selbst die Anhänger der schwächsten Mannschaften malen sich aus, was alles möglich sein kann in der kommenden Saison. Allerorten regiert der Glaube, dass es dieses Jahr besser wird als in der vergangenen Saison.

Der Draft: Freud, Leid und große Emotionen

Der Draft, das sind große Emotionen, Freud und Leid. Denn während alljährlich realistischerweise nur eine Handvoll Teams um den Super Bowl mitspielen kann, ist der Draft die Zeit der Hoffnung und des Neuanfangs. Man frage etwa bei den Cincinnati Bengals nach, die sich nach der Wahl von Quarterback Joe Burrow an erster Stelle des 2020er-Draft in Windeseile zu einem der heißesten Teams der Liga entwickelt haben.

Ein ums andere Mal erleben wir aber auch, wie Teams diesen Neuanfang in den Sand setzen und aus Vorfreude aufgrund mehrerer Erstrundenpicks (Wahlrechten) ganz schnell Frustration wird, wenn Spieler zu früh ausgewählt werden und nicht die erhoffte Leistung bringen (Grüße gehen raus an die Raiders anno 2019).

Was ist der Draft überhaupt?

Wie aber läuft der Draft ab, in welche College-Talente setzen die NFL-Teams im Jahr 2023 ihre Hoffnungen und wer hat die besten Chancen, als erster Spieler gewählt zu werden? Das wollen wir uns im Folgenden genauer anschauen.

Zunächst einmal grundlegend: Der Draft ist die jährliche Talentziehung der NFL. In sieben Runden wählen die Teams in der umgekehrten Reihenfolge der vergangenen Saisonendplatzierung – also das schlechteste Team zuerst – die besten Collegespieler des Jahrgangs aus.

Das Event, von der NFL zu einer Multimediamaschinerie mit Stars und Sternchen aufgeblasen, steigt diesmal in Kansas City, nachdem 2022 Las Vegas die Ehre hatte.

Die Reihenfolge der Picks

In dieser Reihenfolge wählen die Teams in der ersten Runde:

1. Carolina Panthers (via Chicago Bears)

2. Houston Texans

3. Arizona Cardinals

4. Indianapolis Colts

5. Seattle Seahawks (via Denver Broncos)

6. Detroit Lions (via Los Angeles Rams)

7. Las Vegas Raiders

8. Atlanta Falcons

9. Chicago Bears (via Carolina Panthers)

10. Philadelphia Eagles (via New Orleans Saints)

11. Tennessee Titans

12. Houston Texans (via Cleveland Browns)

13. Green Bay Packers

14. New England Patriots

15. New York Jets (via Green Bay Packers)

16. Washington Commanders

17. Pittsburgh Steelers

18. Detroit Lions

19. Tampa Bay Buccaneers

20. Seattle Seahawks

21. Miami Dolphins (Pick wurde von der NFL entzogen)

22. Los Angeles Chargers

23. Baltimore Ravens

24. Minnesota Vikings

25. Jacksonville Jaguars

26. New York Giants

27. Dallas Cowboys

28. Buffalo Bills

29. Cincinnati Bengals

30. New Orleans Saints (via San Francisco 49ers)

31. Philadelphia Eagles

32. Kansas City Chiefs

Trades, Trades, Trades!

Die gefragtesten Talente gehen am ehesten vom "Board", werden als erste vom virtuellen Tableau gepflückt. Das führt regelmäßig zu Hauen und Stechen zwischen den Teamverantwortlichen und zu Geschacher, das eher an einen orientalischen Basar erinnert als an eine seriöse Talentziehung.

Denn: Die Reihenfolge der Teams ist zwar festgelegt, doch können die Draftrechte untereinander getauscht werden – gegen Spieler, Draftpicks in anderen Runden oder gar in kommenden Jahren. Daher haben einige Franchises in der Liste zwei Picks, während andere gar nicht in der ersten Runde dran sind.

Diese "Trades" genannten Transaktionen ereignen sich häufig während des Draft selbst, können aber auch bereits vorher über die Bühne gehen.

Blockbustertrade für den ersten Pick

Einen Blockbustertrade gab es erst vor wenigen Wochen: Die Chicago Bears haben ihren Nummer-1-Pick an die Carolina Panthers abgetreten im Tausch gegen den jungen Star-Wide-Receiver DJ Moore, den neunten Pick, einen Zweitrundenpick in diesem Jahr sowie einen Erstrundenpick 2024 und einen weiteren Zweitrundenpick 2025.

Der Grund für diesen auf den ersten Blick sehr einseitigen Trade ist einfach: Die Bears haben in Justin Fields schon einen jungen, aufstrebenden Quarterback. Die Panthers dagegen sind händeringend auf der Suche, nachdem sie jahrelang von einer mittelmäßigen Lösung in die nächste gestolpert sind.

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Das erste Wahlrecht erlaubt es den Panthers, sich aus der talentierten Klasse der Quarterbacks ihren Favoriten herauszupicken, während die Bears acht Plätze später noch immer einen sehr guten Spieler auswählen können und sich zusätzliches Draftkapital sichern. Eine Win-win-Situation.

Ohne einen Top-Quarterback geht in der Liga nicht viel, weshalb Teams für ihren Spielmacher der Zukunft mitunter horrende Preise bezahlen. Doch eine frühe Wahlmöglichkeit allein garantiert keinen Erfolg auf der wichtigsten Position im Football. Fans wie Verantwortliche der New York Jets etwa haben noch Albträume von den hohen Quarterback-Picks Sam Darnold und Zach Wilson, die beide nicht funktioniert haben.

Die Top-Quarterbacks im Draft

Wen aber wählen die Carolina Panthers nun an Eins aus? Es wird auf einen der folgenden jungen Männer hinauslaufen: Bryce Young, Anthony Richardson, C.J. Stroud oder Will Levis, die Quarterbacks der Universitäten von Alabama, Florida, Ohio State und Kentucky.

Bryce Young, Alabama

Bryce Young ist aktuell der Favorit bei den Buchmachern und bei der Mehrzahl der Draftexperten. Laut Big Board [Bezahlinhalt] von Adrian Franke, einem der angesehensten NFL-Experten Deutschlands und Co-Host des beliebten Football-Podcasts "Down Set Talk", ist er "ein Meister darin, Plays zu kreieren" – genau das ist eine seiner größten Stärken.

Young bringt alles mit: Er liest das Spielfeld unglaublich schnell und setzt seine Receiver präzise in Szene, auch wenn sein Arm nicht der stärkste ist. Er erkauft sich mit klugen Bewegungen und Manövern nach dem Snap, also dem Beginn des Spielzugs, Zeit in der Pocket (dem Raum, den seine Blocker von Verteidigern freihalten, damit er den Ball werfen kann) und ist auch gegen Druck stark. Auch außerhalb der Struktur des Spielzugs fühlt sich Young sichtlich wohl; er bringt aus dem Nichts geniale Pässe an, wenn das Play schon tot und begraben scheint.

Young antizipiert das Verhalten der Defense auf herausragende Weise und scheint immer eine Sekunde vorher zu wissen, wie sich Cornerbacks und Safties orientieren und welcher Passempfänger frei sein wird – oft noch, bevor der das selbst weiß. Sein Football-IQ ist überragend und wird sich auch auf das nächste Level übertragen.

Warum also ist Young, der im Draft Guide bei "Pro Football Focus" [Bezahlinhalt] eine überragende Saisonbewertung von 91,5 aufweist nach 92,2 im Jahr zuvor, nicht der unumstrittene erste Pick?

Weil er in Quarterback-Maßstäben gemessen ein Zwerg ist, er misst nur rund 1,78 Meter. Da er mit unter 90 Kilogramm Spielgewicht zu den absoluten Fliegengewichten zählt und Football ein Kontaktsport ist, bei dem Verletzungen leider dazugehören, wird er bei manchem Team gar nicht erst auf dem Draft-Zettel stehen. Einen so kleinen Spielmacher hat man in der NFL noch nie erfolgreich spielen sehen.

Doch wenn es einer schafft, diesen Widerständen zum Trotz erfolgreich zu sein, dann Bryce Young. Denn: Auch im College galt er als zu leicht, was ihn aber nicht davon abgehalten hat, in den vergangenen beiden Spielzeiten über 3.000 Yards zu werfen und sich 2021 die Heisman Trophy als bester Collegespieler zu schnappen.

Anthony Richardson, Florida

Eine Ausnahmeerscheinung, selbst für die an athletischen Freaks überreiche NFL, ist Anthony Richardson. Würde man einen Athleten im Labor züchten, sähe er wohl aus wie Richardson.

Bei einer Größe von 1,93 Meter und einem Gewicht von etwa 110 Kilogramm hat Richardson bei der Scouting Combine, dem "Probetraining" der Collegetalente vor einigen Wochen, bei den athletischen Tests Kinnladen herunter- und Augen aus den Höhlen fallen lassen.

Er war schneller, explosiver und agiler, als es ein Mann von seinen Maßen eigentlich sein dürfte. Laut Mike Renner, bis vor wenigen Tagen Lead Draft Analyst von "Pro Football Focus", ist er der "beeindruckendste Athlet auf der Position des Quarterbacks in der Geschichte der Scouting Combine". Ein Riese, der nur darauf wartet, auf die Liga losgelassen zu werden.

Richardson ist ein Dampfhammer auf zwei Beinen und wird im Laufspiel vom ersten Snap an der gefährlichste Quarterback der NFL sein. Er ist schneller als die meisten Verteidiger und über diejenigen, die doch mithalten können, walzt er mit schierer Gewalt hinweg. Mit seiner Kombination aus Kraft, Athletik und einem starken Arm, der ihn den Football aus jeder Position über das Feld feuern lässt, hat er das Potenzial, die Quarterback-Position zu revolutionieren wie kaum ein anderer vor ihm.

Doch wenn es um das primäre Geschäft des Quarterbacks geht, das Werfen, beginnt der Lack bei Richardson zu splittern. Denn: Es ist noch arg ausbaufähig, was der erst 20-Jährige in diesem Bereich anbietet. Viel zu oft kommen die Bälle drei Yards zu weit oder zu kurz, im Football eine Entfernung wie von der Erde zum Mond. Laut "PFF" waren sage und schreibe 28,2 Prozent seiner Pässe in den vergangenen beiden Jahren "unfangbar", also so weitab vom Ziel, dass der Receiver nicht einmal theoretische die Chance hatte, den Ball zu fangen.

Auch die Fußarbeit ist oft erratisch, was seine fehlende Genauigkeit im Passspiel teilweise erklärt. Hinzu kommt ein Mangel an Erfahrung auf dem höchsten College-Level – Richardson hat nur wenige Spiele gestartet. Da haben die Trainer in der NFL viel Arbeit vor sich.

Doch wenn man sieht, wie weit er in seinem Pocketverhalten ist, und sich seine physischen Voraussetzungen vor Augen führt, dann braucht es nicht viel Fantasie, um sich in einigen Jahren einen absoluten Top-Quarterback vorzustellen, der NFL-Defenses vor riesige Probleme stellen wird.

C.J. Stroud, Ohio State

Die beiden anderen Quarterbacks, die viele Analysten weit oben im Draft erwarten, sind C.J. Stroud und Will Levis. Stroud ist der wohl präziseste Passer in der diesjährigen QB-Gruppe und trifft selbst kleinste Fenster, auch wenn er bei weitem nicht das Armtalent von Richardson – oder Levis, dazu gleich mehr – hat. Zudem verfehlt er selten bis kaum einen offenen Wurf.

Als Quarterback der Ohio State University hat er seine rasche Auffassungsgabe immer wieder unter Beweis gestellt, auch wenn er außergewöhnlich gute Umstände um sich hatte und oft nur freie Receiver zu bedienen brauchte.

Wenn die Defense allerdings Druck bringt, agiert Stroud, mit rund 1,90 Meter und 100 Kilogramm mit NFL-Gardemaß gesegnet, zu oft fahrig und ungenau; die Coolness in der Pocket, die Top-Quarterback-Talente wie den angesprochenen Joe Burrow auszeichnen, kann er nicht vorweisen. Er ist auch nicht der kreativste Quarterback und hat öfter Schwierigkeiten zu improvisieren, wenn ihm die Defense Plan A wegnimmt. Das dürfte ihn in der NFL vor Probleme stellen.

Während er in den Playoffs gegen Georgia seine mit Abstand stärkste Leistung auf der größtmöglichen Bühne gezeigt hat, haben viele NFL-Franchises Bedenken: Macht Stroud sein Team besser oder hat er schlicht vom überbordenden Talent seiner Offense profitiert?

Die hat sich unter anderem zusammengesetzt aus den beiden Erstrunden-NFL-Receivern Garrett Wilson und Chris Olave (Draft 2022) sowie den als Top-Talenten gehandelten Jaxon Smith-Njigba (wahrscheinlicher Erstrundenpick dieses Jahr) und Marvin Harrison Jr. (wahrscheinlicher Erstrundenpick 2024)?

Er wird mit einiger Sicherheit ein guter NFL-Quarterback werden. Die Frage ist nur: wie gut? Das Potenzial eines Richardson hat Stroud nicht. Dafür schwingt bei ihm auch nicht die Gefahr mit, dass er einer der gefürchteten „Busts“ wird – ein totaler Fehlgriff. Ein NFL-Team dürfte früh in der ersten Runde zuschlagen, für den Platz ganz oben wird es aber aller Voraussicht nach nicht reichen.

Will Levis, Kentucky

Dasselbe gilt für Will Levis, den vierten im Bunde der High-End-Quarterback-Talente – auch wenn sich plötzlich die Stimmen mehren, dass er sogar als Erster ausgewählt werden könnte.

Levis hat sowohl die Statur – 1,93 Meter, 103 Kilogramm – als auch den Arm eines NFL-Quarterbacks. Er kann den Ball über alle Ebenen des Spielfelds hinweg anbringen und auch tiefe Passempfänger bedienen. Er lässt immer wieder sein immenses Potenzial aufblitzen, verfehlt gleichzeitig aber in unschöner Regelmäßigkeit absolut freie Bälle.

Präzision ist der große Knackpunkt in seinem Spiel. Wie schwierig es ist, junge Quarterbacks im Bereich Accuracy auf ein neues Level zu coachen, ist NFL-Trainern nur allzu bekannt.

"Seine Genauigkeit ist meine größte Sorge", schreibt Mike Renner in seinem Draft Guide. Wo Stroud mit einem Skalpell zu Werke geht und Verteidigungen seziert, hantiert Levis mit einer Keule – einer groben noch dazu. In diesem essenziellen Teil des Quarterback-Spiels wird er sich deutlich verbessern müssen, um auf dem nächsten Level überhaupt das Feld zu sehen.

Im Laufspiel ist Levis dank seiner athletischen Voraussetzungen eine Gefahr. Vor allem in Short-Yardage-Situationen, hauptsächlich bei Quarterback Sneaks, ist er eine echte Waffe; laut "PFF" hat er in seiner Karriere 22 von 23 Sneaks zum First Down oder Touchdown konvertiert. Zudem geht er mit Druck besser um als Stroud; er hält häufiger auch mit Gegenspieler im Gesicht den Kopf oben und sucht bis zur letzten Sekunde nach einer Anspielstation.

Nach einer starken 2021er-Saison war seine vergangene Spielzeit überraschend schwach, was zumindest in Teilen an schlechteren Umständen in Kentucky und einer langwierigen Verletzung gelegen haben mag.

Es wird sicherlich ein NFL-Team geben, das bereit ist, in das zu investieren, was Levis werden könnte. Doch er wäre nicht der erste College-Quarterback mit großem Arm, der an fehlender Präzision scheitert und trotz eines hohen Draftpicks keine Rolle in der Liga spielt.

Die besten Nicht-Quarterbacks

Zwar sind die Quarterbacks dank ihrer überragenden Bedeutung für das Spiel stets die gefragtesten Spieler. Rein vom Können her gibt es aber auch in diesem Jahr wieder Talente, die mehr mitbringen als die oben aufgeführten Spielmacher, allerdings auf weniger wichtigen Positionen.

Teams nehmen oft lieber einen Quarterback mit Potenzial statt eines "sicheren" Picks, auch wenn die Chance, dass er einschlägt, geringer ist. Schlicht aus dem Grund, weil ein Top-3-Quarterback um ein Vielfaches wichtiger für eine Franchise ist als ein Top-3-Running Back oder -Defensive Tackle.

Doch auch wenn die Draft-Klasse in der Spitze nicht die Qualität vergangener Jahre aufweist, finden sich doch einige "Blue Chip Player", also Spieler, die so gut sind, dass sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch in der NFL zu den besten ihres Fachs zählen werden. Diese drei Namen sollte man vor dem Draft zumindest einmal gehört haben:

Will Anderson, Alabama: Edge Rusher mit Wahnsinns-Produktion, der richtigen (Arbeits-)Einstellung, Führungsqualitäten und allen Voraussetzungen, auch auf dem nächsten Level für Furore zu sorgen. Ihm fehlt allerdings die High-End-Athletik, die andere Edge-Superstars wie Nick und Joey Bosa, T.J. Watt oder Myles Garrett so besonders macht. Er kann trotzdem einer der besten Allrounder auf seiner Position werden und mit seiner Professionalität und Führungsstärke eine Defense kernsanieren.

Jalen Carter, Georgia: Ein Defensive Tackle auf Elite-Level, der eine Defensive Line von heute auf morgen transformiert. Schnell, massig, kräftig und explosiv, stoppt er zuverlässig den Lauf und setzt häufig den Quarterback unter Druck; wo Carter auf dem Spielfeld hin will, kommt er auch hin. Bis vor wenigen Wochen als Top-3-Pick gehandelt, ist sein Standing gesunken, als er sich wegen eines Autounfalls mit Todesfolge vor Gericht verantworten musste. Ist er reif genug für das disziplinierte Leben als NFL-Profi? Wenn der Kopf mitspielt, ist Carter der beste Spieler im Draft.

Bijan Robinson, Texas: Der kompletteste Running Back seit Jahren und positionsunabhängig einer der absoluten Top-Spieler in diesem Jahr. Kann mit einer Mischung aus Power, Spielverständnis und Geschwindigkeit sowie einem nicht zu unterschätzenden Receiving-Talent von Tag eins an einer der besten Running Backs der NFL sein. Pech für ihn: Vor sechs, sieben Jahren wäre er unter den ersten fünf Picks vom Board gegangen, heute wird der Wert eines Elite-Backs niedriger bewertet. Dennoch ein sicherer Erstrundenpick.

Wer geht wann?

In welcher Reihenfolge könnten die Spieler nun heute Nacht vom Board gehen? Das ist, mehr noch als in anderen Jahren, der Gegenstand zahlloser Debatten – außer dem ersten Pick, der aller Wahrscheinlichkeit nach Bryce Young heißen wird, ist quasi alles möglich. Wählen die Texans einen QB oder stimmen die Gerüchte, dass der neue Head Coach DeMeco Ryans auf die defensive Seite des Balles schaut, den Blick schon auf die ausgesprochen starke QB-Klasse 2024 gerichtet?

Traden die Cardinals von drei zurück, einen Spielmacher brauchen sie mit Kyler Murray an Bord ja eigentlich nicht? Oder nehmen sie einen der defensiven "Blue Chip Player", also Anderson oder Carter? Bleiben die Lions an sechs und adressieren die unterirdische Defensive oder kommen sie hoch für einen Quarterback, um den zwar stark aufspielenden, aber auch limitierten Jared Goff nach der kommenden Saison zu ersetzen?

Mock-Draft

Die Möglichkeiten, wer wann wohin geht, sind schier unendlich. So unendlich sogar, dass es an dieser Stelle auch nicht schaden kann, den Tausenden Mock-Drafts im Internet einen weiteren hinzuzufügen und die ersten zehn Picks zu tippen.

1. Carolina Panthers: Bryce Young, QB

2. Houston Texans: Will Anderson, ED

3. TRADE Detroit Lions: Anthony Richardson, QB

4. Indianapolis Colts: Will Levis, QB

5. Seattle Seahawks: Tyree Wilson, ED

6. TRADE Arizona Cardinals: Jalen Carter, DT

7. Las Vegas Raiders: Christian Gonzales, CB

8. Atlanta Falcons: Nolan Smith, ED

9. Chicago Bears: Peter Skoronski, OT/OG

10. Philadelphia Eagles: Paris Johnson, OT

In diesem Szenario würde C.J. Stroud aus der Top-10 fallen und mit einiger Sicherheit an Position elf von den Tennessee Titans gedraftet werden. Die haben mit Ryan Tannehill einen alternden Mittelklasse-Starter auf Quarterback und sind dem Vernehmen nach bereit für eine Veränderung.

Wird es so kommen? Sehr wahrscheinlich nicht. Macht es trotzdem Spaß, sich in Gedankenspielen zu verlieren und das Für und Wider der einzelnen Talente abzuwägen? Definitiv. Und das Beste daran: Jeder kann seinen eigenen Mock erstellen und sich mit den ganz Großen aus dem Draft-Business messen, ob sie nun Daniel Jeremiah, Todd McShay oder Mel Kiper heißen.

Denn klar ist: Ob hochbezahlter US-Experte oder nicht – die meisten Mocks überleben nicht einmal die ersten drei Picks. Zu unvorhersehbar, zu chaotisch, zu wild ist der Draft, und genau das macht ihn so spannend.

Verwendete Quellen:

  • Podcast "Down Set Talk"
  • Podcast "NFL Stock Exchange"
  • Podcast „PFF NFL Podcast“
  • Podcast "The Ringer NFL Draft Show"
  • patreon.de: Big Board von Adrian Franke (Bezahlinhalt)
  • pff.com: PFF Draft Guide 2023 (Bezahlinhalt)
  • Foxsports.com: 2023 NFL Draft odds: Kentucky QB Will Levis' No. 1 pick odds shift drastically
  • nfl.com: Daniel Jeremiah 2023 NFL mock draft 4.0: Texans pick 2-3 after trade; Zay Flowers goes 11th overall
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