Der FC St. Pauli geht voran und weitere Vereine ziehen nach. Immer mehr Fußballklubs verlassen Elon Musks Online-Plattform X. Seit der Übernahme durch den reichsten Menschen der Welt hat sich das Netzwerk stark verändert.

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Immer mehr Vereine in Deutschland verlassen die Online-Plattform X. Und meist wird derselbe Grund genannt: Seit der Übernahme durch Elon Musk Ende 2022 habe sich das soziale Netzwerk, das früher Twitter hieß, zunehmend radikalisiert.

Den Anfang hatte am 14. November 2024 der FC St. Pauli gemacht. Wie der Fußball-Bundesligist mitteilte, seien die Verbreitung von Hass-Nachrichten und Rassismus auf der Plattform die wesentlichen Gründe für den Ausstieg. "Inhaber Elon Musk hat aus einem Debatten-Raum einen Hass-Verstärker gemacht, der auch den Bundestagswahlkampf beeinflussen kann", heißt es in einer Mitteilung des Klubs. Künftig kommuniziert der FC St. Pauli nur noch über die Plattform BlueSky.

"Rassismus und Verschwörungslegenden verbreiten sich ungehindert oder werden sogar kuratiert. Beleidigungen und Drohungen werden kaum sanktioniert und als vermeintliche Meinungsfreiheit verkauft", so der Klub, der seit 2013 auf der Plattform aktiv gewesen war, weiter. Musk habe X "zu einer Hass-Maschine umgebaut" und schon Donald Trump im US-Wahlkampf "tatkräftig unterstützt", hieß es. "Es ist davon auszugehen, dass X auch im Bundestagswahlkampf autoritäre, menschenfeindliche und rechtsradikale Inhalte fördert und so öffentliche Diskurse manipuliert."

Musk erhält unter US-Präsident Trump eine besondere Rolle

X gilt schon länger als besonders anfällig für gezielte Meinungsmanipulation – vor allem aus Russland. Laut "rbb24" entdeckte etwa die Rostocker Sicherheitsfirma Somtxt im Vorfeld der Landtagswahl in Brandenburg ein Pro-AfD-Netzwerk von 2.500 offenbar automatisiert angelegten Accounts, die die Reichweite von Mitgliedern der Partei wohl erhöhen sollten. Die Analysten vermuten demnach russische Akteure dahinter.

Musk, dem unter anderem die Unternehmen Tesla und SpaceX gehören, gilt als der reichste Mensch der Welt. Unter dem designierten US-Präsidenten Donald Trump bekommt er zudem eine offizielle Aufgabe.

Musk soll bei der Kürzung der Regierungsausgaben helfen. Er werde gemeinsam mit dem früheren republikanischen Präsidentschaftsbewerber Vivek Ramaswamy die Führung eines speziell dafür geschaffenen Beratungsgremiums übernehmen, teilte das Trump-Team mit. Dieses "Department of Government Efficiency" werde nicht Teil der Regierung sein, aber mit dem Weißen Haus zusammenarbeiten, "um großangelegte Strukturreformen voranzutreiben". Die Arbeit von Musk und Ramaswamy soll demnach bis Juli 2026 abgeschlossen sein.

Die Nähe von Musk zu Trump hatte sich bereits während des zurückliegenden Präsidentschaftswahlkampfs, den Trump letztlich für sich entscheiden konnte, gezeigt. Unter anderem unterstützte er den Wahlkampf mit hohen Millionensummen.

Auch Hansa Rostock und Werder Bremen ziehen sich von X zurück

Am Montag zogen zwei Fußballvereine nach und gaben ebenfalls ihren Rückzug von X bekannt. Eine Sprecherin des Drittligisten Hansa Rostock sagte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa): "Wir hatten schon länger die Überlegung, den Kanal einzustellen und uns auf unsere anderen Kanäle, die besser angenommen werden und eine größere Reichweite haben, zu konzentrieren."

Wenig später folgte Werder Bremen diesem Beispiel. Auf der Mitgliederversammlung des Traditionsvereins verkündete Klaus Filbry als Vorsitzender die Entscheidung der Geschäftsführung. Als Grund wurde auch hier die zunehmende Radikalisierung von X unter Musk genannt.

"Seit Elon Musk die Plattform übernommen hat, haben unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit Hate Speech, Hass gegen Minderheiten, rechtsextremistische Posts und Verschwörungstheorien in einem unglaublichen Tempo zugenommen", hieß es in einer Mitteilung, die parallel auf der Webseite Bundesligisten veröffentlicht wurde.

Die Radikalisierung der Plattform werde durch Musk und seine Postings selbst vorangetrieben, so habe sich dieser unter anderem transphob und antisemitisch geäußert sowie Verschwörungserzählungen verbreitet. "Es wird auf der Plattform nahezu nichts mehr sanktioniert", schrieb der Verein weiter. Zudem instrumentalisiere Musk das Netzwerk zu einer politischen Waffe.

Der Verein hoffe, dass viele der über 600.000 Follower dem Klub zukünftig auf BlueSky folgen werden. Der FC St. Pauli reagierte dort mit einem Post auf den Bremer X-Abschied. "Was ist grün und auch bei BlueSky? Werder Breeeeemen! Herzlich Willkommen an unsere lieben Freund*innen von der Weser!", schrieben die Hamburger.

VfB Stuttgart äußert Kritik, bleibt aber erstmal

Kritisch äußerte sich auch der VfB Stuttgart, wenngleich der Bundesligist vorerst auf X bleiben will. Der VfB sehe "mit großer Sorge eine offensichtliche Veränderung, indem der Inhaber Elon Musk über Beiträge und Eingriffe den Algorithmus erkennbar zugunsten seiner Ansichten und politischen Überzeugungen beeinflusst. Gerade der politische Diskurs in seiner Breite ist auf X immer mehr gefährdet", teilte der Verein auf Anfrage der dpa mit.

Der VfB bleibe "zum jetzigen Zeitpunkt" noch auf der Plattform aktiv, um dort weiterhin seine Werte und Themen zu vertreten. Das frühere Twitter habe einen hohen Informationswert, hohe Reichweiten und einen hohen Verbreitungsgrad, hieß es weiter. "Deshalb sollte auch X die Vielfalt der Themen, Meinungen sowie Ansichten abbilden sowie zum konstruktiven gesellschaftlichen Diskurs beitragen."

Nicht nur Fußballklubs ziehen sich von X zurück

Außerhalb der Fußballwelt entschied sich auch der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) inzwischen zum Rückzug von X. "Die Plattform hat für uns an Relevanz verloren, insbesondere angesichts ihrer Entwicklungen in den letzten Monaten", teilte der Verband der dpa auf Anfrage mit.

"Nach sorgfältiger Beobachtung der Veränderungen, die seit der Übernahme durch Elon Musk stattgefunden haben, haben wir uns bewusst entschieden, X nicht weiter zu nutzen." Seit März bespiele der DVV seinen Kanal nicht mehr, der aktuell rund 24.000 Follower hat – eine Wiederaufnahme sei nicht geplant. (lh)

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