Während die nicht behinderten Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gerade ein enttäuschendes Ergebnis an das andere reihen, haben die Kicker bei den Special Olympics in Berlin gleich mehrere Medaillenchancen. Trotzdem sprechen sie nach einem historischen Halbfinal-Erfolg von einem "Skandal".
Das Ergebnis war überdeutlich, doch beim gemeinsamen Gruppenfoto und der La-Ola-Welle für die begeisterten Zuschauer war auch in den Schweizer Gesichtern die pure Freude zurück. 0:25 hatten die Special-Olympics-Kicker gerade ihr Halbfinale gegen Deutschland verloren, die Stimmung war dank der lautstarken Unterstützung dennoch prächtig. Davon ließen sich natürlich auch die Deutschen anstecken, auch wenn die Gruppeneinteilung und die daraus resultierenden Ergebnisse für ein wenig Unmut sorgen.
Vincent Grüneberg: "Das ist ein Skandal und nicht der olympische Gedanke"
"Es sind gemischte Gefühle. Gegen eine Mannschaft 25:0 zu gewinnen, ist nicht der olympische Gedanke. Wir hätten in die Gruppe A gemusst, das ist ein Skandal", sagte Stürmer Vincent Grüneberg dem SID. Die Weltspiele für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung in Berlin seien für alle "einfach klasse", sagte Trainer Michael Kürten - obwohl die deutschen Kicker aufgrund des minimal schlechteren Torverhältnisses in einer "Hammergruppe" nur in der Leistungsgruppe 2 um Gold kämpfen.
Dennoch ist die Motivation riesig, vor dem heimischen Publikum am 24. Juni gegen Uganda nochmal alles zu geben. "Wir wollen Gold. Das wollen wir uns nicht nehmen lassen, und wir wollen das nicht abschwächen, dass wir dann in Gruppe B Gold geholt hätten", so Grüneberg. Die deutschen Frauen haben noch die Chance auf Bronze.
Südkorea gewinnt dramatisches Spiel gegen Deutschland
Publikumsmagnet im Berliner Westen sind die Matches in der Unified-Variante, in der beim Sieben gegen Sieben pro Team drei Spieler ohne geistige Behinderung auf dem Feld stehen. Die deutsche Mannschaft um Kapitän Ömer Cümen verlor am 22. Juni in einem hochklassigen Match der Leistungsgruppe A gegen Südkorea mit 2:3 und hat Gold nicht mehr in der eigenen Hand, kämpft aber wohl um Bronze.
Dennoch bekamen die deutschen Spieler Standing Ovations der rund 300 lautstarken Zuschauer. "Die Stimmung ist einfach Wahnsinn, das ist wirklich begeisternd. So stelle ich mir Inklusionssport vor", sagte Trainer Friedrich Quien. Die Behindertensportgemeinschaft Neckarsulm stellt gemeinsam mit der A-Jugend des VfR Heilbronn die komplette Fußball-Nationalmannschaft der Männer. "Wir sind hier noch enger zusammengewachsen", sagte Quien.
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Die Begeisterung war am Tag zuvor schon bis zu Ex-Weltmeister Philipp Lahm und DFB-Vizepräsidentin Celia Sasic übergeschwappt, die auf dem Maifeld vorbei geschaut hatten. "Hier können wir auch dazulernen", sagte Lahm, Turnierdirektor der EM 2024 in Deutschland.
Hansi Flicks Auswahl sollte sich inspirieren lassen
Von den Special Olympics könne sich auch die Männer-Nationalmannschaft etwas abgucken, glaubt Unified-Betreuerin Heike Acker, die sich einen kleinen Seitenhieb in Richtung der taumelnden DFB-Elf nicht verkneifen konnte: "Die Fußball-Nationalmannschaft sollte sich das ansehen. Dann weiß sie, wie Kämpfen geht." (sid/hau) © SID
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