- Die Rekordjagd von Mark Cavendish hat Pause - denn plötzlich ist Nils Politt da.
- Der Hürther attackiert mutig und gewinnt überraschend das zwölfte Teilstück auf dem Weg Richtung Pyrenäen.
- Die deutsche Flaute 2021 ist damit beendet.
Nils Politt hängte seine Verfolger mit weit aufgerissenem Mund ab und feierte auf der rasanten Hatz zum Mittelmeer den größten Erfolg seiner Karriere. Der Klassiker-Spezialist gewann als Solist in Nimes die zwölfte Etappe der Tour de France und sorgte damit endlich für den ersten deutschen Tageserfolg.
Auf den 159,4 Kilometern von Saint-Paul-Trois-Châteaux nach Nimes schaffte es der Bora-hansgrohe-Radprofi erst in eine Ausreißergruppe, die er nach und nach mit seinen mutigen Attacken verkleinerte. Zwölf Kilometer vor Schluss hängte er die letzten Widersacher ab und fuhr in die Geschichtsbücher der Tour.
André Greipel kann bei hektischem Finale nicht mithalten
Dabei hatte Politt seine eigenen Chancen vor dem Start noch kleingeredet, erwartet wurde ein erneuter Triumph von Rekordjäger Mark Cavendish. "Heute und morgen wären gute Chancen für Ausreißer. Der Wind macht da einen Strich durch die Rechnung, es wird ziemlich nervös. Dann ist es nichts für die Ausreißer", sagte er vor dem Start der Etappe, die von der Provence ans Mittelmeer führte.
Die Plätze zwei und drei belegten auf der nervösen Etappe der Spanier Imanol Erviti und Harry Sweeny aus Australien. André Greipel, auch lange in der Gruppe der Ausreißer vertreten, konnte beim hektischen Finale am Ende nicht mehr mithalten.
Der Sportliche Leiter von Politt, Enrico Poitschke, kommentierte in der ARD: "Nils hat es hervorragend gemacht." Es war der erste deutsche Tagessieg seit Lennard Kämna im Jahr 2020.
Nächste Chance für Mark Cavendish am Freitag
Durchatmen konnte dagegen die belgische Radsport-Legende Eddy Merckx. Sein Uralt-Rekord von 34 Etappensiegen beim größten Radrennen der Welt bleibt vorerst bestehen, denn für den britischen Routinier Cavendish (33 Erfolge) ergab sich auf dem Weg nach Nimes - anders als 2008 - keine weitere Chance zum Sieg.
Weil in der Ausreißergruppe neben Frankreichs Weltmeister Julian Alaphilippe (Teamkollege von Cavendish) viele weitere Teams vertreten waren, wurde auf Nachführarbeit verzichtet. Der Vorsprung der Gruppe wuchs und wuchs, Politt düpierte am Ende die Konkurrenz.
Schon auf den 219,9 Kilometern von Nimes nach Carcassonne hat "King Cav" am Freitag aber die nächste Chance. Das Profil ist flach und Deceuninck-Quick-Step dürfte vor der bevorstehenden Pyrenäen-Qual alles dafür tun, ein weiteres Massenfinale für den bisherigen Sprinterkönig Cavendish herbeizuführen. Dieser hatte überraschend schon drei Tagessiege für sich verbucht.
Peter Sagan aus Tour ausgestiegen
Gelingt dies, hätte der schnelle Radprofi von der Isle of Man im Finale auch einen Konkurrenten weniger. Denn Peter Sagan, dreimal Weltmeister und Rekordgewinner des Grünen Trikots, ist am Donnerstag aus der Tour ausgestiegen.
"Es ist eine schwere Entscheidung. Mein Knie ist wieder geschwollen und ich kann mein Bein nicht anwinkeln. Wenn man sein Bein nicht bewegen kann, bringt es gar nichts", sagte Sagan vom Team Bora-hansgrohe.
Das erzwungene Aus wird den Slowaken schmerzen, doch körperlich hat es ihn nicht ganz so heftig erwischt wie den deutschen Routinier Tony Martin. Dieser war am Mittwoch ausgestiegen und schilderte nun der "Bild-Zeitung" erstmals sein körperliches Befinden: "Die Narbe von meiner Ellenbogenverletzung ist aufgeplatzt, das Schlüsselbein ebenfalls. Zum Glück ist das nicht gebrochen. Und das Knie war auch blutig."
Der Cottbuser mit dem Spitznamen "Panzerwagen" hat zudem lockere Zähne und ist mit 15 Stichen genäht worden. Er hofft dennoch, schon bald wieder auf dem Rad sitzen zu können. © dpa
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