Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte gewannen die Houston Astros 2017 den Titel in der Major League Baseball (MLB). Doch diese historische Meisterschaft wurde zu einem der größten - wenn nicht dem größten - Skandal der Baseball-Geschichte: Das Team von Trainer Andrew Jay Hinch ließ die Gegner während des Spiels ausspionieren. Wie es dazu kommen konnte – und weshalb das nicht früher publik wurde.

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Fünf Millionen Dollar Strafe. Eine Sperre für Andrew Jay Hinch, den Cheftrainer, und für Jeff Luhnow, den General Manager der Houston Astros. Beide wurden inzwischen entlassen. Entzug des Erst- und Zweitrundenpicks beim Draft 2020 und 2021. So lautet das Strafmaß, nachdem die schockierende Aktion an die Öffentlichkeit gekommen ist.

Mike Fiers sorgte dafür. Er spielte 2017, in der Meistersaison, für die Houston Astros und konnte mit diesem Geheimnis nicht mehr leben. Er erzählte die Ereignisse rund um sein damaliges Team den beiden Journalisten Ken Rosenthal und Evan Drellich von "The Athletic" und sorgte so für einen der größten Baseball-Skandale der letzten Jahre, wenn nicht sogar der Geschichte der MLB. Wie konnte es so weit kommen?

Was ist passiert? Spionage mit einem Kamerasystem

Nach den Enthüllungen gab die Major League Baseball (MLB) eine Untersuchung in Auftrag, deren Ergebnisse MLB-Chef Robert Manfred vergangene Woche (13. Januar) veröffentlichte. Laut dem Bericht spionierten die Houston Astros in der Saison 2017 und in Teilen der Saison 2018 die Signale aus, die der gegnerische Fänger seinem Werfer mitteilt. Der Fänger macht das per Fingerzeig.

Laut MLB-Regeln ist das allein nicht verwerflich. Erkennt also der Spieler die Signale mit bloßem Auge und teilt sie dem Schlagmann mit, ist das nicht regelwidrig. Jedes Team versucht, dies zu tun. Als "Sign Stealing" bezeichnet man das Ausspähen von Signalen in der MLB.

Die Houston Astros benutzten dafür jedoch ein Kamerasystem und leiteten die Signale, die sie ausspähten, direkt an ihre eigenen Spieler weiter. Die Kamera wurde im Center Field installiert, die Spieler konnte sich alles direkt im Tunnel zwischen Ersatzbank und Umkleidekabine auf einem Monitor ansehen. Elektronische Hilfe ist regelwidrig.

Mithilfe von Schlägen gegen eine Mülltonne direkt neben der Bank teilten die Spieler ihren Kollegen die Signale des Gegners mit: Ein oder zwei Schläge bedeuteten, dass der Werfer einen wegdrehenden Curveball bringt, also einem eher langsamen Wurf, kein Schlag heißt, dass der Ball hart geradeaus geworfen wird. Die Astros waren durch ihr Mehrwissen also klar im Vorteil. Sie gewannen 2017 die World Series, den Meistertitel.

Welche Auswirkungen hat der Spionage-Skandal?

Ob die Spionage der Astros ausschlaggebend für deren Meistertitel war, ist schwer zu sagen. Commissioner Manfred sagte dazu, es sei "unmöglich zu bestimmen, ob das Vorgehen die Ergebnisse auf dem Feld beeinflusste" und fügte hinzu: "Die Annahme von manchen, dass es das tat, verursacht erheblichen Schaden für das Spiel."

Einen Schaden verursacht die Spionage in jedem Fall. Laut Commissioner Manfred seien der Trainer und der General Manager dafür verantwortlich, dass die Spieler die Regeln verstehen und auch einhalten. General Manager Luhnow beteuert, nichts von dem Betrug gewusst zu haben. Der Bericht offenbart anderes: Demnach hat er davon gewusst – dem Vergehen aber keine Beachtung geschenkt.

Wie konnte das passieren? Die Anfälligkeit des Systems

Die Fahnder der Baseball-Liga betrieben einen enormen Aufwand, um die Vergehen ans Licht zu bringen. 68 Personen wurden interviewt, davon 23 aktuelle oder ehemalige Spieler der Astros. Sie werteten Textnachrichten, Videos, E-Mails, Fotos aus. Antreiber soll der Bench-Coach, also der zweite Mann hinter dem Cheftrainer, Alex Cora, gewesen sein. Nachzuweisen ist ihm das nicht eindeutig. Doch sein Name taucht in Manfreds Statement elfmal auf.

Kurioserweise waren es die Boston Red Sox, die schon 2017 beim Sign Stealing erwischt worden waren, Coras späteres Team. Sie hatten eine Smartwatch zur Hilfe und erhielten eine Geldstrafe. Die Astros hielt das nicht davon ab. Das zeigt auch, wie anfällig das System für Schummeleien ist.

Die Liga hatte angekündigt, diese Regelverstöße in Zukunft "äußerst ernst" zu nehmen. An den Houston Astros wurde also in gewissem Maße ein Exempel statuiert.

Was sind die Folgen? Zwei Teams vor Saisonstart ohne Trainer

Absurd an diesem Fall ist die Tatsache, dass die MLB zur Saison 2019 die Regeln des "Sign Stealings" erst verschärft hat. Da wusste sie noch nicht um den Fall der Astros.

Nachdem bereits Trainer Hinch und General Manager Luhnow von den Astros freigestellt worden waren, traf es auch Alex Cora. Nach seiner Zeit als Bench Coach beim Meisterteam von 2017 wechselte er als Cheftrainer zu den Boston Red Sox, mit denen er daraufhin ebenfalls den Titel holte. MLB-Chef Manfred vermerkte, Cora sei "aktiver Beteiligter der Maßnahme" und habe das "Verhalten der Spieler gebilligt." Zwei weitere Verantwortliche bei den Astros verloren ebenfalls ihren Job.

Astros-Besitzer Jim Crane wusste von der Spionage nichts, beteuerte er und möchte nun bei null anfangen. "Wir müssen mit einer weißen Weste wieder beginnen", sagte er.

Verwendete Quellen:

  • CBSsports.com: Astros sign-stealing scandal
  • MLB.nbcsports.com: MLB to crack down on sign stealing
  • Spiegel.de: So funktionierte das Spionage-System der Houston Astros
  • Sueddeutsche.de: Tricksereien mit der Mülltonne
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